Beobachter: | Alexander Pikhard | ||||||||||||||
Datum: | 26. 07. 2007 | ||||||||||||||
Zeit: | 19.30 bis 00.35 MESZ | ||||||||||||||
Ort: | Sofienalpe | ||||||||||||||
Instrument: | 12" Meade LX200 mit Philips SPC 900, Canon EOS 350D | ||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Astronomie ist wunderbar, vor allem, wenn man sie spontan genießen und die sich kurzfristig ergebenden, wirklich guten Gelegenheiten nützen kann. Heute ist so eine, auch wenn sich das schöne Wetter dieses Sommertags schon etwas länger angekündigt hat.
Es heisst, langsam Abschied von Venus in dieser Abendperiode zu nehmen, und noch bei Tag, mit der Sonne über dem Horizont, fange ich sie mit dem Teleskop ein. Trotz extrem schlechtem Seeings zu dieser Zeit ...
... macht Registax 4 noch etwas daraus.
Die Venus ist jetzt schon eine sehr dünne Sichel geworden, rund drei Wochen vor der unteren Konjunktion. Elongation wäre ja noch vorhanden. Aber wie man aus der Aufnahme, in der der Zenit oben ist, erkennt, ist die Höhendifferenz zur Sonne nicht mehr allzu groß. Das beendet die Abendsichtbarkeit der Venus früher als von der Elongation zur Sonne her möglich. Die Sonne versinkt malerisch im Nordwesten, der Mond geht im Südosten auf.
Es finden sich einige Beobachter(innen) heute hier ein, ein guter Mix aus computerisierten SCTs und Dobsons.
Der Mond steigt tief im Südosten empor, sehr hoch wird er in dieser Nacht gar nicht kommen. Seine Deklination beträgt rekordverdächtige -29° 10' (er steht heute übrigens fast genau vor dem galaktischen Zentrum) und bleibt damit nur 7 Stunden und 19 Minuten über dem Horizont.
Zunächst ist das Seeing so lausig, dass wir wirklich nur mit schwacher Vergrößerung arbeiten können. Der 8" Dobson ist da eigentlich das ideale Instrument. Mit langer Brennweite hilft ein stark verkleinertes Mosaik.
In einem etwas ruhigeren Moment dann doch zwei Detailschüsse mit der Webcam, wobei Registax 4 einmal mehr zeigen kann, was es gegen Seeing ausrichten kann. Stark verkleinerte Aufnahmen am 12" LX-200 bei f/10 mit Philips SPC 900 und IR Passfilter 742nm.
Derweil wird die Dämmerung immer farbenprächtiger und Venus gibt freisichtig eine ihrer letzten Vorstellungen am Abend in diesem Jahr.
Während Venus untergeht, taucht Jupiter aus dem Blau des Himmels auf.
Was für ein Farbenspiel! In einem noch ruhigeren Moment geht sich sogar eine ganz passable Aufnahme von Jupiter aus.
Am Jupiter nichts Neues, die Nordkalotte dunkel, die Südhalbkugel weiß, das SEB fehlt nach wie vor, und in der EZ jede Menge heller und dunkler Flecken. Wir verlagern uns auf visuelle Beobachtungen und nach den Deep Sky Klassikern (M13, M92, M57) und dem - gar nicht so erfolglosen - Versuch, schwache Objekte nahe dem Großen Bären zu beobachten (M51, M97, M108) geht es an eine Durchmusterung der Milchstraßenregion zwischen Schwan und Perseus nach offenen Sternhaufen.
Es gibt hier viele interessante, mehr oder weniger große offene Sternhaufen: NGC 7209 und 7243 in der Eidechse, NGC 6939 und 7380 im Cepheus, M52, NGC 457 ("E.T.") und NGC 663 in der Cassiopeia werden genauer beobachtet. Mit einem O-III-Filter wage ich mich dann noch an ein paar Planetarische Nebel: NGC 6781, der große, schwache Ring im Adler, NGC 7008, der "Totenkopf-Nebel" im Schwan und noch einmal M97 zeigen, dass in der Nacht heute viel steckt, aber leider das Mondlicht der limitierende Faktor ist.
Den Monduntergang warten wir aber doch nicht ab, immerhin ist Wochentag. Aber eine sehr schöne Beobachtungsnacht bleibt uns in Erinnerung. |