Sternabend

Kahlenberg, 25. Juli 2007

Zweiter Sternabend nach der Wiedereröffnung der Kahlenberg-Terrasse, und heute ist dieser Sternabend anfangs nichts für schwache Nerven! Nach einem makel- und weitgehend wolkenlosen Tag bauen wir die Mobile Sternwarte auf der neuen Terrasse auf.

Bald ist unsere Station rege besucht, der Mond und auch der Planet Jupiter sind schon in der hellen Dämmerung begehrte Ziele im Fernrohr und begeistern Einheimische genauso wie Touristen.

Der schon recht volle Mond über dem abendlichen Wien

Doch während wir Mond im Südosten und Jupiter im Süden beobachten, braut sich im Nordwesten Bedrohliches zusammen ...

Bedrohliche Wolken von Nordwesten

Jetzt ist guter Rat gefragt, und der kommt aus dem Internet. Die tschechische Wetterradarseite zeigt dann auch die Dramatik der Situation: Eine mächtige Gewitterzelle mit Gefahr von Hagel hat sich über den Waldviertel gebildet und steuert in südöstlicher Richtung ziemlich genau auf uns zu. Erste Blitze sind am Horizont zu sehen. Die Devise heisst Abbau. Doch entgegen aller Vernunft machen wir genau das zunächst einmal nicht. Lediglich die Poster und die windanfälligen Banner werden in Sicherheit gebracht. Denn die mächtige Gewitterwolke bleibt über lange Zeit sehr stationär.

Trotz der bedrohlichen Situation ist der Sternabend voll im Gange und auch nicht beeinträchtigt.

Tolle Stimmung unter Sternen mit Gästen aus dem In- und Ausland

Wie lange sollen wir durchhalten? Der Wind ist keine Hilfe. Einmal saugt das Gewitter, es gibt Ostwind. Dann dominiert die vorherrschende südwestliche Strömung. Es ist mild, von einem kalten Gewitterwind keine Spur. Doch die Wolken kommen doch langsam näher und scheinen aber eher nach Nordosten abzuziehen. Das nächste Radarbild zeigt Verblüffendes:

Die Gewitterzelle wurde zu einer kleinen Front. Das Zentrum des Gewitters zieht nach Südwesten, schon erkennen wir in Richtung Schneeberg Blitze, aber nicht allzu viele. Ein dünnes und nicht sehr intensives Niederschlagsband zieht vom niederösterreichischen Alpenvorland in nordöstlicher Richtung ins Weinviertel. Es muss uns treffen. Es wird uns treffen.

Das dünne Regenband erreicht uns. Erst verschwinden zuerst Jupiter und dann der Mond in den Wolken, dann fallen auch einige Regentropfen. Abbau? Zunächst nicht notwendig. In einer klaren, aber feuchten Herbstnacht werden die Instrumente mehr Feuchtigkeit ausgesetzt als jetzt. Und im Westen taucht ein dunkler Streifen auf. Ganz dunkle Wolken? Da muss der Feldstecher her. Es ist voller Sterne! Also das Ende der kleinen Front. Die Unterbrechung dauert nicht einmal eine halbe Stunde und da es weiterhin sehr mild ist, ist auch niemand gegangen. Wir nutzen die Zeit für so manches Fachgesimpel.

Die Wolken ziehen ab. Zunächst sind Großer Wagen und Bootes frei, Grund genug für einen Blick zu Mizar/Alcor und Arcturus. Dann taucht Jupiter auf, und dann auch wieder der Mond. Es geht weiter.

Der Mond im 12" LX-200. Mosaik aus 6 Aufnahmen mit der Canon EOS 350D.

Wir haben zunächst zwei 12"-Teleskope im Einsatz: Mein 12" LX-200 und Claus Thienels 12" LX-90. Von den beiden 30cm-Spiegelteleskopen zeigt eines permanent den Mond, das andere den Jupiter, was auch unsere neuen, bunten Schilder deutlich ankündigen.

Doch jetzt baut Roland auch den 18" Dobson auf. Mit diesem 45cm-Spiegelteleskop können wir hier, trotz der nicht unerheblichen Lichtverschmutzung (und des Mondes) gut Deep Sky Objekte zeigen.

Es wird wieder ein legendärer Sternabend, der bis lange nach Mitternacht dauert. Nach Mond und dem schon untergegangenen Jupiter zeigen wir die Doppelsterne Albireo und Epsilon in der Leier sowie die Deep Sky Objekte M13, M92 und M57. Zum Abschluss auch noch den Planeten Uranus, auch wenn dieser nicht sehr spektakulär ist. Daher verzichten wir gleich auf Neptun, denn immer wieder wollen auch spät Ankommende den Mond sehen.

Wieder ein legendärer Sternabend auf dem Kahlenberg

Gegen Ende findet sich noch eine kleine Einsteigergruppe mit einem Meade ETX ein und wir nützen die Gelegenheit, uns vorzustellen und gleich ein paar Tricks zu verraten. Es wurde ja doch noch ein legendärer Sternabend hier. Einzig die schlechte Qualität der offiziellen Wetterberichte ärgert uns. Do it yourself ist daher die Devise.

Text und Fotos: Alexander Pikhard