Astropraxis bei fast vollem Mond

Sofienalpe, 26. 08. 2007

20070826api19.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:26. 08. 2007
Zeit:19.15 bis 23.00 MESZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:12" Meade LX-200, Philips SPC 900, Canon EOS 350D
Bedingungen:
Durchsicht:ausreichend (3)
Aufhellung:schlecht (4)
Seeing:ausreichend (3)
Temperatur:21 °C
Wind:kein
Bemerkungen:Anfangs und gegen Ende Wolken.
Bericht:

Es ist ja etwas gegen die Vernunft, heute Abend eine Sonder-Astropraxis auf der Sofienalpe anzukündigen, bei so viel Mond, aber es ist so ein schöner Sonntagabend, und irgendetwas gibt es immer zu beobachten. "Der einzige Regenschauer in ganz Österreich" zog über das Mostviertel und beschert uns im Westen tiefe Restwolken, die den Sonnenuntergang zu einem Erlebnis der besonderen Art machen.


Die Sonne nähert sich im Untergang den Restwolken im Westen


Was für eine tolle Stimmung


Wer oder was liegt denn da mitten in der untergehenden Sonne?

Tief im Süden steht der Planet Jupiter, er ist knapp nach Sonnenuntergang unser erstes Beobachtungsobjekt.


Jupiter mit Ganymed (links) und Io (rechts) bei mittelmäßigem Seeing. 12" LX-200 bei f/10 (F=3m),
Philips SPC 900, IR Sperrfilter. System I = 1°, System II = 258°.

Spaziergänger, die interessiert vorbei schauen, sind erstaunt, dass man bei so hellem Himmel schon einen Planeten beobachten kann - und auch noch Details sieht.

Dann geht der Mond auf.


Mondaufgang in der Dämmerung

Der Mond ist trotz seiner noch recht geringen Höhe sehr hell und ohne Monfilter ist an eine Beobachtung nicht zu denken. Man erkennt noch einen recht interessanten Terminator, rund eineinhalb Tage vor Vollmond.


Mond, 12" LX-200 bei f/10 (F=3m), Canon EOS 350D, Mosaik aus 6 Aufnahmen, verkleinert.

Interessant ist, den Krater Grimaldi einmal wirklich als Krater mit Wall zu sehen und nicht nur als dunklen Fleck.

Während der Mond höher steigt, spielt die Dämmerung mit den malerischen Wolken im Westen, die sich langsam auflösen, alle Farben.

Obwohl der Mond wie gesagt tief steht, wird die Nacht brutal hell. Wir erkennen die Landschaft sogar leicht farbig. Die Wiese ist im Mondlicht eindeutig grün und Instrumente wie Beobachter werfen lange Schatten.


Das ist nicht die Sonne, das ist der Mond


Instrumente und Beobachter werfen lange Schatten


Solche Momente sehnen wir herbei

Was tun bei solchem Mondlicht? Wir testen Filter und beobachten -- Nebel! In der Tat sind planetarische Nebel auch bei diesem Licht gut zu beobachten. Ohne Filter ist der Ringnebel M57 durchaus gut zu erkennen, andere Objekte sind da schon schwieriger. Ein Breitband-Nebelfilter macht die Sache schon besser, ein UHC-Filter noch besser und den besten Kontrast bietet natürlich ein O III-Filter, bei dem aber auch die schwachen Sterne so gut wie rausgefiltert werden.

So beobachten wir M57, NGC 7009 (Saturnnebel), NGC 6905, NGC 6891 (beide im Delphin) und NGC 6210 im Herkules. Wie aber sieht es mit Emissionsnebeln aus? M17, der Omeganebel, ist mit einem UHC-Filter immerhin gut zu erkennen, obwohl er selbst nicht sehr hoch steht. Doch beim Cirrus-Nebel müssen wir passen. Den holen auch die Filter nicht mehr aus dem aufgehellten Himmel heraus.

Weiter zu Kugelsternhaufen. Hier bingen die Nebelfilter natürlich nichts, denn sie schwächen auch die Sterne. Hier hilft nur starke Vergrößerung, um den Kontrast zu steigern, und die fällt dem nicht so guten Seeing zum Opfer. Dennoch: M13, M92, M15 und M2 sind schöne Objekte.

In einem der raren Momente, in denen eine kleine Wolke den Mond verdeckt, kommen Deep Sky-Objekte besser heraus. Doch Rolands Versuche, M51 zu sehen, bleiben ohne Erfolg.

Zum Abschluß gibt es noch die Bedeckung des Sterns η Capricorni durch den fast vollen Mond. Sie ist gut zu beobachten.


Fast voller Mond und η Cap etwa eine halbe Stunde vor der Bedeckung

Gegen 23 Uhr ziehen die von BOLAM angekündigten Wolken von Westen auf und wir bauen ab. Immerhin, trotz viel störendem Mondlicht konnten wir eine Menge beobachten und testen. Astropraxis lohnt sich immer.