Deep Sky Nacht

Sofienalpe, 16. 09. 2007

20070916api18.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:16. 09. 2007
Zeit:18.30 MESZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:12" Meade LX200, Canon EOS 350D, 18" Obsession Dobson
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Aufhellung:gut (2)
Seeing:schlecht (4)
Freis. vis. Grenzgroesse:6.0
Temperatur:16 °C
Wind:leicht aus NW bis S drehend
Bemerkungen:Wolkenlos.
Bericht:

Ein Satellitenbild, auf dem über ganz Mitteleuropa keine einzige Wolke zu sehen ist, das gehört zum Stoff, aus dem Astronomieträume sind. Dazu ein milder, windstiller Abend, und die Aussicht, dass die nächsten Tage nicht so gut werden: Keine Frage, heute ist der Abend der Abende.


Der übliche wunderschöne Sonnenuntergang ...


... lockt wieder viele Schaulustige an

Noch vor Sonnenuntergang baue ich auf, um Merkur zu jagen, mit Erfolg übrigens. Diese Aktivitäten locken zahlreiche neugierige Gäste an und es entsteht ein netter Sternabend mit vielen interessanten Fragen und oft überraschenden Antworten.


Der Sonnenuntergang ist heute sehr hell

Der Sonnenuntergang ist heute sehr hell, umso überraschender ist, dass der Himmel heute ungewöhnlich dunkel ist und die Dämmerung daher sehr rasch hereinbricht. Die Atmosphäre dürfte wirklich sehr transparent sein. Rasch ein Schwenk zu der Stelle, an der Merkur stehen soll.


Das Teleskop zeigt auf ...


... Merkur! Grenzwertig ...

Der sonnennächste Planet ist zu sehen, aber grenzwertig. Immerhin sehen ihn unsere Gäste allesamt zum ersten Mal. Ich schwenke auf Jupiter. Alle vier Monde sind gut zu sehen, dazu das NEB, während das SEB nach wie vor fehlt. Schlechtes Seeing macht eine Aufnahme allerdings sinnlos. Unsere Gäste sind dennoch beeindruckt.

Der nächste Höhepunkt in dieser tollen Nacht ist der Untergang des Mondes.


Monduntergang in der Abenddämmerung


Mond im 12" LX-200

Über den Herbst als die Zeit der flach liegenden Ekliptik, verstärkt durch die Neigung der Mondbahn, habe ich gestern ausführlich berichtet. Heute ist die Phase des Mondes schon so weit fortgeschritten, dass der Mond auch im Fernrohr ein attraktives Objekt ist - abgesehen vom schlechten Seeing.


Alle beobachten den Monduntergang

Wir verfolgen den Untergang des Mondes hinter dem nahen Wald, und es ist in der Tat ein netter Anblick, den Erdtrabanten hinter den Zweigen verschwinden zu sehen. Schnell ist er untergegangen, und das Tempo der Erddrehung erstaunt wieder viele.

Es wird jetzt sehr rasch dunkel und bald wird klar, dass das heute eine erstklassige Deep Sky Nacht wird.


Großer Wagen hinter Ästen

Ich bin zweigleisig unterwegs. Am 12" LX-200 mache ich, mit auf f/3.3 reduzierter Brennweite, zahlreiche "Easy Pictures" von bekannten Deep Sky Objekten - da ich etwas schlampig arbeite, sind es eigentlich "quick and dirty pictures"; aber der leichte Wind und vor allem das schlechte Seeing lassen ohnedies keine Spitzenbilder erwarten. Abgesehen davon, dass mir dafür sowohl der Ehrgeiz als auch die Geduld fehlen, und heute geht es ja auch ums Genießen. Und das machen wir visuell an Rolands 18" Dobson.

Zunächst zu den Fotos. Alle Aufnahmen am 12" LX-200 bei f/3.3 mit 1600 ISO und 20 Sekunden Einzelbelichtung, mehrere Aufnahmen werden addiert. Die hier wiedergegebenen Bilder sind verkleinerte Bildausschnitte. Wie schon oft gezeigt, leuchtet die Kombination von 2x f/6.3 Reducer den Chip der EOS 350D bei weitem nicht eben aus. Grobe Flatfieldkorrektur lindert die inhomogene Ausleuchtung, gegen die am Rand verzerrten Sterne hilft aber nichts. Die Bilder sollen eigentlich nur ergänzen, was wir visuell gesehen haben.

Zunächst einmal ein Klassiker.


M13, 4 x 20 Sekunden

Ich schwenke nach Norden, dort ist der Himmel besonders dunkel. Im Großen Bären stehen, obwohl tief, einige wunderbare Objekte.


M51, 9 x 20 Sekunden. Wow, für die Sofienalpe !?

M51 ist nicht schlecht für einen Beobachtungsort so nahe bei Wien, mit Lichtverschmutzung von unten (Klosterneuburg). Trotz schlechtem Seeing etliche Details.


M81, 5 x 20 Sekunden (etwas zu wenig)


M82, 5 x 20 Sekunden, ganz gut


Eulennebel M97, 5 x 20 Sekunden (zu wenig)


NGC 2403 in der Giraffe, 7 x 20 Sekunden

Die Giraffe ist ein unscheinbares Sternbild, aber völlig zu unrecht schauen wir dort niemals hin. Es gibt dort einige sehr schöne Deep Sky Objekte, die große Spiralgalaxie NGC 2403 macht da den Anfang, doch es kommt noch mehr.


NGC 1501 in der Giraffe, 6 x 20 Sekunden


NGC 1502 in der Giraffe, 2 x 20 Sekunden

NGC 1501 ist ein wunderschöner planetarischer Nebel, ein Ring mit deutlichem Zentralstern. NGC 1502 ist ein sehr schöner, reicher offener Sternhaufen aus hellen Sternen.

Nahe dem Polarstern steht NGC 188 im Kepheus, ein hoch interessanter offener Sternhaufen, fast so schön wie NGC 7789 in der Cassiopeia.


NGC 188, 6 x 20 Sekunden

Ich nähere mich dem lichtverschmutzeren Osten, wo das Licht von Wien doch recht hell ist.


M76 im Perseus, Litte Dumbbell, 6 x 20 Sekunden


NGC 7331 im Pegasus, 6 x 20 Sekunden


M31 und M32, 6 x 20 Sekunden


NGC 404 knapp bei dem hellen β Andromedae, 6 x 20 Sekunden

Ich probiere es jetzt einfach einmal ...


NGC 891, 11 x 20 Sekunden

Ich hätte es gar nicht für möglich gehalten, die schwache Kantengalaxie NGC 891 in der Andromeda aufnehmen zu können, sie ist visuell schon eine Herausforderung. Doch ja, es klappt.

Noch zwei Klassiker, mit unterschiedlichem Erfolg:


M27, 5 x 20 Sekunden, das muss klappen


Cirrus-Nebel NGC 6960, 7 x 20 Sekunden, grenzwertig

Es wird auch visuell beobachtet, vornehmlich an Rolands 18" Dobson. Zunächst die echten Klassiker M13, M92 und M57. Sie zu beschreiben ist fast unmöglich. Mit dem 30mm Pentax XW und einem O-III-Filter geht es dann an den Cirrus-Nebel (NGC 6960 sowie der schönere Teil NGC 6992-5), diese Objekte sind wirklich ein Traum heute, was für eine Nacht! Dann zum Crescent-Nebel NGC 6888, auch dieses schwache Objekt ist heute wirklich deutlich.

Ein wenig Neuland muss auch sein. Doch der Bubble-Nebel NGC 7635 ist visuell nicht so herausragend. Da gibt NGC 281, ebenfalls in der Cassiopeia, schon viel mehr her, ein schönes, detailreiches Objekt mit hellen, aber auch dunklen Nebelteilen. NGC 7023 im Kepheus ist aber doch eher wieder schwach.


Schon sind die Pleiaden da. Und diese Lichtverschmutzung!

Im 18" Dobson beobachten wir auch heute noch einmal den Kugelsternhaufen M15, und mit einem 7mm-Pentax und UHC-Filter ist auch der planetarische Nebel Pease 1 wieder zu erkennen.

Nach Beendigung meiner fotografischen Tour statte ich noch den beiden Planeten Uranus und Neptun einen Besuch ab; schön blau sind sie heute.

Schließlich geht auch der Mars auf, Planet Nummer 5 in dieser Nacht, doch ihn zu beobachten ist sinnlos. Tief im Osten, verformt ihn die Atmosphäre zu einem lächerlichen, schimmernden Streifen von dunkelrot bis grün.


Großer Wagen, tief im Norden

Wenn der Große Wagen zu Mitternacht tief im Norden steht, ist Herbstanfang. In der Tat. Und das gute an dieser Jahrezeit: Viel Zeit zum Beobachten und es ist noch nicht so bitterkalt. Wir werden uns noch lange an diese tolle Nacht erinnern.