Abend mit Monden

Wien 12, 20. 09. 2007

20070920api19.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:20. 09. 2007
Zeit:19.45 bis 23.45 MEZ
Ort:Wien 12
Instrument:12" Meade LX200 mit Philips SPC 900, Canon EOS 350D
Bedingungen:
Durchsicht:gut (2)
Aufhellung:ausreichend (3)
Seeing:ausreichend (3)
Temperatur:14 °C
Wind:kein
Bemerkungen:Zeitweise Cirren.
Bericht:

Ein klarer, kühler Abend. Herbstlich, obwohl astronomisch der Herbst erst in ein paar Tagen beginnt. Aber wir alle wissen ja, dass das Wetter nicht mit den astronomischen Jahreszeiten einher geht; es kann ja nicht, denn den ganzen Sommer lang hat die Taglänge ab-, die Nachtlänge zugenommen.

Schon vor Sonnenuntergang steht der zunehmende Mond in einer sehr attraktiven Phase tief im Südosten. In der Dämmerung ist er, tief im Süden, wie es für Herbstabende typisch ist, ein attraktives Objekt - leider etwas mitgenommen vom Seeing, das in dieser geringen Höhe nicht gut sein kann.


Mond, 12" LX-200 bei f/10, F=3m. Canon EOS 350D, Mosaik aus drei Aufnahmen
(1/40s bei 200 ISO). Stark verkleinert.

Monde gibt es auch bei Jupiter, der tief im Südwesten steht, und mehr als Monde darf man sich bei dem Seeing in der geringen Höhe nicht mehr erwarten. Die Galileischen Monde stehen heute recht "nett".


Jupiter und seine vier hellsten Monde. Links Callisto, rechts von innen
nach außen Io, Ganymed und Europa. 12" LX-200 bei f/10 (F=3m),
Canon EOS 350D, 1s bei 800 ISO, verkleinerter Bildausschnitt.

Noch zwei Planeten mit Monden stehen heute auf meinem Programm, Uranus und Neptun. Um deren Monde ins Bild zu fassen, bediene ich mich meiner alten StarlightXpress MX 916. Sie ist nach wie vor die empfindlichste Kamera in meiner Ausrüstung, auch wenn sie nur briefmarkenformatige Bilder liefert.

Erstes Ziel ist Uranus, und bald erkenne ich auf den verrauschten, weil kurz belichteten Aufnahmen drei Monde. Starry Night zeigt, dass es sich um Ariel, Titania und Oberon handelt. Wo ist Umbriel? Starry Night zeigt das Unglaubliche:


Ein Schattenvorübergang von Umbriel!

Ob das auch nur ansatzweise zu beobachten ist? Ich schalte auf die Webcam um. 2x Barlowlinse, F=6m. Scharfstellen. Ich mache eine lange Serie, fünf Minuten, das gibt 1500 Bilder bei 5fps. Ich stacke mit Registax mit nochmals dreifacher Nachvergrößerung. Hier das Resultat.


Uranus, lächerlich vergrößert (entspricht 18m Brennweite). Ist das etwas oder nicht?

Ich überlasse es unseren Leserinnen und Lesern, ob da blickweise eine leichte Abdunkelung auf der Scheibe des Uranus zu sehen ist, verwaschen und undeutlich, wie aufgrund der Subpixel-Interpolation wohl nicht anders zu erwarten ist. Es kann sich auch um ein Rauschartefakt handeln. Oder doch nicht. Bitte nachmachen! Nur mehrere solche Beobachtungen können zeigen, ob es möglich ist, Schattenvorübergänge auf Uranus zu beobachten.

Das geht jedenfalls nur heuer, in einer der seltenen Kantenstellungen des Uranus (alle 42 Jahre). Die Monde stehen jedenfalls heuer schön in einer Linie.


Uranuns. 12" LX-200 bei f/20 (F=6m), StarlightXpress MX 916, 10s.

Auch das ist ein seltener Anblick. Jetzt noch zum tief stehenden Neptun. Triton ist ein leichtes Ziel.


Neptun. 12" LX-200 bei f/20 (F=6m), StarlightXpress MX 916, 10s.

Macht heute 9 oder 10 Monde, je nachdem, wie man Umbriel wertet. Ist noch nicht mein Rekord, dennoch sei zu einem Wettbewerb aufgerufen. Wer kann die meisten Planetenmonde in einer Nacht fotografieren? 30 sind so in etwa das Limit für ein mittleres Amateurteleskop mit einer CCD-Kamera.

Ein Abend voll Technik. Drei ganz unterschiedliche Kameras, drei Technologiegenerationen und ein heilloses Kabelgewirr auf der Terrasse. Dazu noch jede Menge Spannung und Spaß. Astronomie kann so schön sein!