Astropraxis

Sofienalpe, 21. 09. 2007

20070921api18.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:21. 09. 2007
Zeit:18.45 MESZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:12" Meade LX200 mit Philips SPC 900, Canon EOS 350D
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Aufhellung:schlecht (4)
Seeing:ausreichend (3)
Freis. vis. Grenzgroesse:5.0
Temperatur:10 °C
Luftfeuchtigkeit:trocken
Wind:maessig aus SE
Bemerkungen:Wolkenlos, durch Wind kühl, durch Mond aufgehellt.
Bericht:


Sonnenuntergang mit Cirren am Horizont

Traumhaftes Herbstwetter. Kühl, aber unglaublich klar. Das wird sicher eine gute Nacht, auch wenn der Mond am himmel steht. Tief, aber doch.

Doch der Mond ist nicht das erste Ziel der Beobachtungen heute, sondern wieder einmal Merkur, der derzeit eine grenzwertige Abendsichtbarkeit bietet. Über einige Wochen steht der sonnennächste Planet tief in der Abenddämmerung, aber eben tief und damit nur im Fernrohr beobachtbar. Die GoTo-Montierung findet dann auch den schwachen Planeten bei noch sehr hellem Himmel.


Merkur, sehr grenzwertig in der Dämmerung. 12" LX-200 bei f/10, verkleinert.

Als nächstes zu Jupiter, der tief im Südwesten in der Dämmerung steht. Heute passt das Seeing so einigermaßen, so dass sogar ein Webcambild möglich ist. Gleich drei Galileische Monde stehen heute ganz nahe beim Planeten.


Jupiter mit Callisto (rechts) sowie Io (links, innen) und Europa. 12" LX-200 bei f/10 (F=3m),
Philips SPC 900, ca. 400 Frames. System I = 133°, System II = 191°. Das SEB ist wieder da!eder da!

Weiter zum Mond. Auch hier ganz passables Seeing, trotz geringer Höhe.


Mond. 12" LX-200 bei f/10 (F=3m), Canon EOS 350D, Mosaik aus drei Aufnahmen 1/60s bei 200 ISO, verkleinert.

Recht gutes Seeing animiert mich zu drei Webcamserien.


Clavius. 12" LX-200 bei f/10 (F=3m), Philips SPC 900, IR Passfilter 742nm, verkleinert.


Copernicus und Karpathen. 12" LX-200 bei f/10 (F=3m), Philips SPC 900, IR Passfilter 742nm, verkleinert.


Kap Laplace. 12" LX-200 bei f/10 (F=3m), Philips SPC 900, IR Passfilter 742nm, verkleinert.

Trotz Mondlicht ist der Himmel sehr klar und sogar die Milchstraße zu sehen!


Sommerdreieck mit Milchstraße bei Mondlicht, links unten Mondreflexe.

Der Wind macht nicht nur den Abend kühl, sondern verleitet auch zu visuellem Beobachten. Für Fotos zittert das Fernrohr zu viel. So besuche ich zunächst Klassiker. M13 und M92 sind eine Wucht und zeigen, wie gut die Durchsicht heute ist. Ohne Mond wäre das wohl eine absolute Spitzennacht. Beim Ringnebel in der Leier sehe ich im 12" LX-200 mit 14mm Pentax-Okular ohne einen Filter ganz leicht den Zentralstern.

Da der Himmel doch aufgehellt ist, unternehme ich eine Sternhaufen-Tour und nehme mir heute den Perseus-Arm vor. Ich durchmustere die Region und schaue jeden Sternhaufen, der im Sky Atlas 2000 eingezeichnet ist, an.

  • Perseus: NGC 869 und NGC 884 sind natürlich eine Wucht. Doch die beiden kleinen offenen Sternhaufen NGC 744 und 957 in ihrer Nähe sind sehr unscheinbar, klein, und haben schwache Sterne.
  • Ein ähnliches Bild in der Cassiopeia. Die etwas südlicher gelegenen Haufen M103, NGC 654, NGC 663, NGC 659, NGC 457 ("E.T."), NGC 436 und natürlich auch der prachtvolle NGC 7789 und M52 sind sehr schöne Objekte. Die etwas nördlicher gelegenen Haufen stehen in entfernten Regionen des Perseus-Arms und sind allesamt eher unscheinbar: NGC 637, 609, 559, 436, 381, 358, 133, 146, 136, 103, und 129. Viele sind es jedenfalls!
  • Weiter im Kepheus. NGC 7510 ist ein hoch interessanter offener Sternhaufen mit sehr schöner Anordnung der Sterne. Auch NGC 7235 ist recht schon. Zwei unbekannte Objekte. Eher unscheinbar sind NGC 7261, 7281 und 7380.

Ich versuche auch noch ein paar planetarische Nebel in dieser Region. NGC 7635 in der Cassiopeia ("Bubble-Nebel") ist visuell kein herausragendes Objekt. NGC 7354 im Kepheus ist sehr schön. Rund, relativ scharf begrenzt, ohne Struktur und ohne Zentralstern. NGC 7139 im Kepheus ist nicht zu sehen.

Gegen Ende dann noch ein paar Klassiker in der an Sehenswürdigkeiten armen Südregion: NGC 7009 (Saturnnebel), M2 und M15. Diese Kugelsternhaufen sind wirklich beeindruckend. Im Vorbeigehen auch noch Uranus und Neptun.

Roland ist später mit seinem 18" Obsession gekommen. Wir beobachten die Monde von Uranus und Neptun. Im 12" sehe ich Titania ohne Probleme. Im 18" auf der anderen Seite indirekt auch Oberon und Umbriel. Ariel steht zu nahe bei Uranus. Schön, die in einer Linie stehenden Monde auch visuell zu sehen. Zu Neptun. Triton ist in beiden Rohren, 12" und 18", ein leichtes Objekt.

Der Mond geht unter.


Der Mond geht hinter einem nahen Wald unter

Noch rasch ein Detailblick: Der Terminator hat sich deutlich verändert in den letzten fünf Stunden, wie die beiden nachfolgenden Rohbilder deutlich zeigen.


19.24 Uhr MESZ


23.53 Uhr MESZ

Jetzt würde es an sich sehr dunkel werden, doch von Westen ziehen die Cirren einer angekündigten schwachen Front auf. Da es nicht allzu warm ist, lassen wir es bleiben. Eine tolle Nacht war es allemal.