Beobachter: | Alexander Pikhard, Roland Graf | ||||||||||||||||
Datum: | 19. 11. 2007 | ||||||||||||||||
Zeit: | 19:00 MEZ | ||||||||||||||||
Ort: | Hohe Wand, Kleine Kanzel | ||||||||||||||||
Instrument: | 12" Meade LX-200, Canon EOS 350D, 18" Obsession Dobson | ||||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Das Wetter meint es heute nicht allzu gut mit uns Freizeitastronomen, zumindest in Wien. Sollte man meinen. Doch entgegen allen Erwartungen scheint fast den ganzen Tag lang die Sonne. Dieser Umstand, vor allem aber die bevorstehende enge Begegnung des Kometen 17P/Holmes mit α Persei, machen Lust aufs Beobachten. Doch wohin? Die Frage führt rasch zu einer ersten Praxis zu unserem Spezialkurs "Meteorologie für Astronomen", den Andreas Pfoser leitet und der letzten Sonntag begonnen hat. Die Situation: Über die Niederungen in Ostösterreich liegt Hochnebel und es herrscht recht starker Ostwind. Der ist so stark, dass die Nebeldecke über der Donau immer wieder, auch länger, aufreisst; aber auch so stark, dass sich die Nebeldecke an den Bergen des Alpenostrands staut. In der Höhe herrscht eine Westströmung von Westen nähert sich eine Warmfront sehr rasch. Ihre Cirrenfelder haben am späten Nachmittag schon Linz erreicht. Die Entscheidung, was zu tun ist, bringt auch Fachleute ins Schwitzen. Unsere Beobachtungsplätze liegen alle in jenem Bereich, wo die beiden Strömungen an einander treffen. Ich konferiere mit Andreas und entscheide, doch auf die Hohe Wand zu fahren. Das mit dem Hochnebel in Wien ist mir zu unsicher. Es kommt zu selten vor, dass sich eine Hochnebeldecke, die sich gegen 17 Uhr wieder rasch bildet, in der Nacht auflöst. Eine erste Überraschung ist, dass südlich von Wien kaum Hochnebel liegt. Ab Baden ist der Himmel zumindest so klar, dass der Mond ungehindert scheint, wenngleich der Himmel dunstig aussieht. Auch in Wiener Neustadt die gleiche Situation. Ich fahre Richtung Hohe Wand. Nach der Enge bei Winzendorf liegt in der "Neuen Welt" Bodennebel, teils recht dicht. Darüber die Hohe Wand - mit einem mächtigen Wolkenkragen. Die Temperatur in der Ebene beträgt hier -1°C. Die Straße auf die Hohe Wand ist vorbildlich geräumt und so gut gestreut, dass sie sich wie eine Schotterstraße fährt. Vor den engen Kurven tauche ich in den Nebel - Sichtweite 10m! Würde ich nicht jeden Winkel und jede Abzweigung gut kennen, ich wäre verloren. Abzweigung Almfrieden im dichten Nebel, ebenso Abzweigung zum GH Postl. Den Platz können wir vergessen. Weiter über das Plateau. Auf Höhe Waldeggerhaus tauche ich aus dem Nebel auf, vorbei am Wildgehege, alles klar, schließlich auf der Kleinen Kanzel. Klarer Himmel empfängt mich, mit ganz wenigen Cirren im W und im NE. Temperatur -1°C.
Einige Male drückt der Ostwind die Staubewölkung in Form von Bodennebel über den Platz, doch das gibt sich bald. Der Mond taucht die märchenhafte Winterlandschaft - abseits der Straße liegen gut 30cm Schnee - in ein geheimnisvolles, weißes Licht. Eile mag angesagt sein, denke ich, und nehme mir den Kometen einmal mit der stehenden Kamera vor, damit ich zumindest ein paar Fotos habe.
Mit freiem Auge überstrahlt α Persei den Kometen bei direkter Betrachtung. Mit indirektem Sehen hat der helle Stern eine diffuse Ausbuchtung nach Norden. Im Feldstecher ist der Anblick sensationell. Nach den ersten beiden Fotos und einer Analyse, dass der Himmel noch eine Zeit lang brauchbar bleibt, baue ich mein 12" LX-200 auf. Roland Graf folgt mit seinem 18" Obsession auch bald.
Das Fernrohr dient zunächst nur als Nachführung und ich mache mit der huckepack montierten EOS 350D ein paar Aufnahmeserien vom Kometen 17P/Holmes.
Mit 300mm ist der Komet wirklich beeindruckend, so wie er es visuell im Feldstecher ist. Im Fernrohr gibt der Komet zumindest im 12" LX-200 nicht mehr viel her. Er passt gerade ins Gesichtsfeld, die Schockfront ist nicht markant, lediglich der diffuse Staubschweif ist deutlich und erinnert an den Andromedanebel. Trotzdem wage ich mich an das Experiment, den Kometen durchs 12" LX-200 bei f/3,3 zu fotografieren.
Das ist schon eine Wucht und entspricht etwa dem visuellen Anblick im 18" Obsession. Die Schockfront ist deutlich, die innerste Koma (um den Kern) auch noch, der Staubschweif recht ausgeprägt. Faszinierend ist aber α Persei, der einen deutlichen bläulichen, diffusen Hof zeigt (auch visuell). Es ist nicht Nebel, auch in den klarsten Momenten ist der Hof da - es ist das Sternenlicht, das in der Staubkoma des Kometen gestreut wird. Das ist wohl einer der seltensten und auch interessantesten Anblicke, die ich je gesehen habe. Ich kann mich aber auch nicht erinnern, dass je ein Komet einen hellen Stern bedeckt hätte. Um die enorme scheinbare Größe des Kometen zu dokumentieren, mache ich zwei Vergleichsaufnahmen von Pleiaden und Mond im gleichen Maßstab.
Der Komet erscheint in der Tat größer als der Mond! Es ist etwas wärmer geworden, die Temperatur beträgt jetzt +1°C, um zwei Grad mehr als im Tal. Leichte Inversion. Das Seeing ist sehr schlecht, ein Zeichen, dass warme und kalte Luftmassen gegen einander kämpfen. Mars ist gerade einmal als Scheibchen zu erkennen. Das helle Mondlicht und wieder vermehrt aufziehende Cirren machen den Himmel so milchig, dass Deep Sky Objekte sinnlos werden (M37 ist eine matte Sache). Also bauen wir ab und fahren von einer sehr erfolgreichen Kometenmission heim. |