Beobachtungsabend

Sofienalpe, 17. 12. 2007

20071217rgr19.html

Beobachter:Alexander Pikhard, Roland Graf
Datum:17. 12. 2007
Zeit:19:30 MEZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:12" Meade LX-200, Philips SPC 900, Canon EOS 350D, 18" Obsession
Bedingungen:
Durchsicht:gut (2)
Aufhellung:ausreichend (3)
Seeing:sehr gut (1)
Wind:kein
Temperatur:-4°C
Feuchtigkeit:trocken
Sonstige Bedingungen:Anfangs bedeckt durch tiefe Wolken, die sich rasch auflösen. Am Ende Bildung von Hochnebel.
Bericht:

Nach wochenlangem Schlechtwetter klart der Himmel heute endlich wieder auf. Auch wenn der Mond schon ziemlich störend ist, ich möchte zu gerne wissen, wie es dem Kometen 17P/Holmes geht. Einmal mehr gestaltet sich die Sache als Zitterpartie, als am Abend doch noch dichtere Wolken den Blick zu den Sternen zunächst noch einmal verdecken. Doch dann klart es auf.


Romantisch, aber weniger astronomisch: Winterlandschaft im Mondlicht

Beobachten im Winter, das ist eine Grenzerfahrung. In klaren Nächten kühlt es stark ab; erheblich mehr Motivation als im Sommer ist gefragt. Und die Enttäuschung, wenn das Wetter dann doch nicht mitspielt, ist auch viel größer als in der warmen Jahreszeit. Doch letztlich klappt es heute. Roland und ich beobachten, begleitet von einem sehr kleinen Grüppchen treuer Stammgäste.


Beobachten auf der winterlichen Sofienalpe

Die Bedingungen werden sogar sehr gut. Es ist windstill. Der Boden ist bedeckt von einer frischen Schicht lockeren Schnees. Dies und die laminare Nordostströmung sorgen für exzellentes Seeing, wie wir schon am Mond bemerken.


Mond in der Totalen. 12" LX-200 bei f/10 (F=3m), verkleinertes Mosaik aus drei Bildern


Mare Imbrium


Südliches Bergland

Schon am Mond ist das Seeing so gut, dass selbst einzlene Schnappschüsse mit der am Fernrohr montierten Canon EOS 350D bei 3m Brennweite gestochen scharf werden. Der Mond ist auch ein sehr schönes Beobachtungsobjekt, doch leider hellt er den Himmel auch extrem auf. Ob das den Kometen 17P/Holmes stören wird? Etwas, aber nicht sehr.

Der Komet steht im Zenit und ist trotz Mondlicht gut mit freiem Auge zu sehen, als diffuser Fleck. Im Feldstecher ist er ebenfalls sehr diffus und lange nicht mehr so kontrastreich wie im November. Ich nehme ihn mit der huckepack montieren Kamera auf. Da der Komet praktisch genau im Zenit steht, handle ich mir mit meiner azimutalen Aufstellung schon bei nur 15s Belichtungszeit eine grausliche Bildfeldrotation ein.


Komet 17P/Holmes. Canon EOS 350D bei F=75mm, 6x15s bei 800 ISO. Der Komet steht genau zwischen
&alpha Persei; (links in Mel 20) und Messier 34 (rechts), ein schöner Anblick.


Komet 17P/Holmes. Canon EOS 350D bei F=300mm, 10x20s bei 1600 ISO.

Ich suche auch den Kometen 8P/Tuttle auf, doch der erweist sich als herbe Enttäuschung, nur mit viel Mühe kann ich ihn visuell ausmachen. 7mag können das wohl kaum sein.

Doch jetzt zum Mars. Der Rote Planet steht schon sehr hoch und schon visuell, bei mehr als 400-facher Vergrößerung, ist der Anblick beeindruckend. Schade, es ist eine eher langweilige Seite des Planeten zu sehen, doch selbst auf dieser, größtenteils homogen rötlichen Fläche erkennen wir viele Details. Rasch ist die Webcam montiert. Bei dem guten Seeing kann ich mit sehr langer Brennweite aufnehmen.


Mars, 21.10 Uhr MEZ. 12" LX-200 bei f/20 (F=6m), ca. 300 von 600 Frames.


Mars, 21.18 Uhr MEZ. 12" LX-200 bei f/30 (F=9m), ca. 200 von 900 Frames, verschobener Farbabgleich.

Es ist nicht nur die nördliche Polhaube, sondern auch die südliche Polkappe zu sehen, wir blicken ziemlich auf den Äquator des Planeten. Zahlreiche helle und dunkle Details sind zu erkennen. Auf der ersten Aufnahme habe ich etwas ins Blaue korrigiert, um auch die Atmosphäre zu erfassen, in der zweiten Aufnahme wurde der Blaukanal der Webcam (Philips SPC 900) zurück geregelt. Meine besten Marsaufnahmen heuer.

Gegen 22 Uhr zieht von Westen her Hochnebel auf und wir bauen unser etwas vereistes Equipment ab. Beobachten im Winter, das ist wie gesagt eine Grenzerfahrung für ganz Hartgesottene. Es war aber wichtig, diesen Abend genützt zu haben. Das stabile Hochdruckgebiet, das sich aufbaut und wohl bis über Weihnachten hinaus anhalten könnte, garantiert in unserer Beckenlage wohl anhaltenden Hochnebel.