8 Saturnmonde, Sirius B und mehr

Sofienalpe, 09. 02. 2008

20080209api19.html

Beobachter:Roland Graf, Alexander Pikhard
Datum:09. 02. 2008
Zeit:19:00 MEZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:18" Obsession Dobson
Bedingungen:
Durchsicht:gut (2)
Grenzgröße:5.0
Aufhellung:gut (2)
Seeing:gut (2)
Wind:kein
Temperatur:-3°C
Feuchtigkeit:trocken
Sonstige Bedingungen:Langsamer Durchzug eines Wolkenfelds.
Bericht:

Es ist ein durchaus schöner Tag, auch wenn dann und wann Wolkenfelder durchziehen. Die Wettermodelle verheissen aber eine sternklare Nacht, und so fahren Roland und ich auf die Sofienalpe. Der malerische Untergang der dünnen, zunehmenden Mondsichel empfängt uns.


Monduntergang mit aschgrauem Mondlicht


Der Erdschein im 300mm Tele, Canon EOS 350D, 1s bei 1600 ISO


Zunehmende Mondsichel, Schnappschuss durch 8" Newton bei höhenbedigt schlechtem Seeing


Monduntergang

Im Satellitenbild war den ganzen Tag über zu verfolgen, dass Wolkenfelder von Nordosten nach Südwesten über Wien ziehen. Eines steht noch aus. Als die Internationale Raumstation ISS mit angedocktem Space Shuttle Atlantis über den Himmel zieht, sind die Wolken auch schon da.


ISS mit Atlantis von Westnordwesten nach Norden, Wolken von Osten nach Westen

Es zieht komplett zu. Wir prüfen die Situation am Satellitenbild und stellen fest, es kann nicht sehr lange dauern. Das gemeinsame Beobachten beschränkt sich auf das Beobachten des Satellitenbildes, das alle halben Stunden aktualisiert wird. Es kann nicht lange dauern ...Es werden lange zwei Stunden, die die Geduld unserer Gäste auf eine zu hohe Probe stellen.

Zwischendurch taucht vor dem Hotel, am Anfang des Parkplatzes, Polizei auf. Fotografiert so ziemlich alles. Die Strasse, die angrenzenden Wege. Tatort? CSI Sofienalpe? Vor einem Jahr wurde hier ein Amokläufer gestoppt. Vielleicht dienen die Aufnahmen dem Gerichtsverfahren. Oder ist wieder einer unterwegs? Grusel!

[Nachträgliche Anmerkung: Das war jetzt so der spontane, mit etwas Galgenhumor gewürzte Eindruck von diesem Abend. Zwei Tage später mussten wir erfahren, dass es sich wirklich um einen Einsatz der Spurensicherung handelte, da am Samstagabend, wenige Stunden vor unserem Eintreffen, wirklich ein Mordopfer im Wald nahe unseres Beobachtungsplatzes gefunden wurde.]


Endlich ziehen die Wolken ab.

Saturn ist das erste Ziel. Mit dem 18" f/4.5 Obsession Dobson können wir bald mit einem 6,7mm Meade UWA Okular die Schönheit des Ringplaneten genießen, denn das Seeing ist blickweise recht gut. Beeindruckend ist aber auch die Ansammlung der Saturnmonde. Mit Starry Night sind sie bald identifiziert und wir machen uns bei sehr guter Durchsicht daran, möglichst viele Saturnmonde zu sehen.

Titan, kein Problem. Rhea, Tethys, Dione, Enceladus, alle kein Problem. Iapetus, auch kein Problem, steht heute recht nahe beim Saturn. Mimas wird schon etwas schwieriger. Aber mit dem Dobson "an der Hand" kann man so beobachten, dass man Saturn immer etwas aus dem Blick rückt. Und da ist er schon, der schwache Mond, in Elongation, nahe bei Enceladus. Jetzt noch an Hyperion. Mit 14,1 mag nicht mehr ganz so einfach, aber mit der gleichen Technik - er steht nahe bei Titan, also weiter weg von Saturn - ist der schwache Mond mit indirektem Sehen gut zu erkennen. Super, acht Saturnmonde visuell!

"Uuuhrf!" - so in etwa lässt sich das Geräusch beschreiben, das uns vom Saturn ablenkt. Wir aktivieren unsere Stirnlampen und sehen zwischen unseren Autos zwei leuchtende Augen in beunruhigend größer Höhe, die sich aber angesichts des Lichts aus dem Staub machen. Huch!

Wir schwenken zu Mars. Auch hier ist die ganz starke Vergrößerung (307x) erstaunlich viele Details zu erkennen sind - wenn nicht wieder die langweilige Seite des Planeten vorne wäre. Ein leichter blauvioletter Filter zeigt schön die Atmosphäre des Planeten, ein Orangefilter tatsächlich auch einige Oberflächendetails.

Nächstes Ziel ist Sirius. Mit dem gleichen Okular, der Blick auf den blendend hellen Stern läßt das Auge tränen. Wieder der gleiche Trick. Ja! Ich sage nichts und überlasse Roland das Okular. Ja! Wir vergleichen unsere Eindrücke und stellen übereinstimmend fest, dass wir Sirius B ohne grosse Probleme erkannt haben.

Okularwechsel. 30mm Pentax XW und auf zu Deep Sky. M42 ist ein Traum, mit dem Astronomik UHC-Filter noch mehr. Einfach nicht zum Sattsehen. Unglaublich viele Details, reich strukturiert. Ohne einen solchen Filter ist der Reflexionsnebel M78 zu beobachten, aber nicht beeindruckend. Ich schalte auf den Astronomik H-Beta-Filter und stelle den Pferdekopfnebel ein. Er ist gerade noch zu erkennen, aber nicht berauschend. Orion steht schon zu tief! Ein schönes Objekt muss her. M35 in den Zwillingen ist es, toll auch der kleine dichte Haufen NGC 2158 in seiner Nähe.

Irgendetwas schaubt seltsam hinter den Büschen. Angst. Wieder die Stirnlampen aufgedreht, da sind wieder die beiden grossen, leuchtenden Augen. Sie gehören zu einem Hund beachtlicher Größe, der scheinbar unbeaufsichtigt und ohne Beißkorb hier unterwegs ist. Unser Licht verscheucht ihn wieder. Hmmm.

Ich montiere den Astronomik O-III-Filter und stelle den Crabnebel M1 ein. Beeindruckend. Ein schönes, kontrastreiches Bild. Noch ein Objekt für diesen Filter gefällig? M97, der Eulennebel, wird mit vereinten Kräften eingestellt und ist ebenfalls sehr deutlich.

Dobsonpause. Mit freiem Auge und Feldstecher Durchmusterung des Himmels. M41, M44, Pleiaden, M34, h+Chi Persei sind lauter tolle Feldstecherobjekte. Das ist doch noch etwas im Perseus! Mit viel Mühe ist Komet 17P/Holmes im Feldstecher zu erkennen. Ich nehme ihn mit stehender Kamera auf, 12x20 Sekunden bei 55mm, etwas zu lang, daher kurze Strichspuren.


Komet 17P/Holmes, Canon EOS 350D, F=55mm, 12x20s bei 1600 ISO.

Jetzt zu Galaxien. M108 in unmittelbarer Nähe von M97 ist eine schöne Kantengalaxie. Jetzt beobachten wir klarerweise ohne Filter. Und M51 ist dafür, dass der Himmel doch etwas aufgehellt ist, wirklich sehr schön.

"Hrrf!" - "Hrrrff!" - "Uhhhrfff!" - Das ist jetzt aber nahe. Wieder die Stirnlampen ein. Der gewaltige Hund steht unmittelbar hinter dem Dobson. "In das Maul passt mein ganzer Kopf hinein!" konstatiert Roland mit etwas Respekt. Da wir offenbar als Beute nicht in Frage kommen, verlässt uns das unheimliche Tier doch wieder, und bald stellt sich heraus, dass der Arme einfach frustriert war. Er war aus dem Auto, das vor gut einer Stunde einparkte, aus wahrscheinlich recht eindeutigen Gründen ausgesperrt worden. Nach vollbrachter Tat gönnen ihm seine Besitzer noch einen gemeinsamen Spaziergang. Grob fahrlässig ist die ganze Aktion allemal ...

Ein letztes Objekt. M3! Nach etwas längerer Suche ist der Kugelsternhaufen eingestellt und im 6,7mm UWA ein absoluter Traum. Die Kugelsternhaufen sind wieder da, jetzt wird es wirklich sehr bald Frühling! Die Wintersternbilder verschwinden im Westen.


Und tschüss!

Eine schöne visuelle Tour. Wegen Rückenproblemen blieb mein LX-200 zu Hause. Bereut habe ich es nicht. Nur das langsame Wolkenfeld hat genervt.