Beobachter: | Thomas Schröfl | ||||||||||||||
Datum: | 11. 02. 2008 | ||||||||||||||
Zeit: | 19:00 MEZ | ||||||||||||||
Ort: | Edlach/Rax | ||||||||||||||
Instrument: | Takahashi TOA 130 | ||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Heute ist der Tag auf den ich schon lange gewartet habe. Das erfordert eine kurze Darstellung der Vorgeschichte. Seit mehreren Jahrzehnten war ich Besitzer eines Mercedes-Oldtimers (für Interessierte 250SE Bj. 1965), der aber im Laufe der Jahre immer mehr zur Last wurde, denn die Pflege eines Oldtimers erfordert ständig Zeit und Geld und beides wollte ich nicht länger investieren. Eine glückliche Fügung des Schicksals brachte mich vor einigen Monaten mit einem Sammler zusammen, dem unter seinen 42 Mercedes-Modellen gerade meines fehlte. Ich wußte mein gutes und mir ans Herz gewachsene Stück in guten Händen und der Handel war perfekt. Fortan lief es für mich unter dem Motto: Tausche Auto gegen Fernrohr. Objekt meiner Begierde war ein Refraktor der absoluten Spitzenklasse. Einige Abende im Internet ließen in mir den Entschluß reifen, mich für einen Takahashi TOA 130 Ortho-Apochromaten zu entscheiden, farbkorrigiert vom nahen UV bis ins nahe IR, und mit Flattener/Reducer fototauglich bis zum KB-Format und vor allem im Vergleich zu Konkurrenzprodukten recht kurzfristig lieferbar. Schon seit meinem Mewlon 180 von Takahashi pflege ich den Slogan: wo Takahahshi drauf steht ist auch Takahashi drinnen. Als das gute Stück im Dezember ankam, war ich zunächst einmal platt. Nie habe ich es für möglich gehalten, daß ein 130mm Refraktor ein derartiger Klotz sein kann. Alleine der nackte Tubus wiegt 10kg und das ohne jedes Zubehör. Aber da hat Takahahshi halt an nichts gespart. Alleine aus der Taukappe ließe sich der Tubus für einen anderen Refraktor herstellen. Wirklich alles ist mehr als überdimensioniert. Der mächtige Tubus (deutlich mehr als die Öffnung von 130mm) enthält derart viele Blenden, daß Streulicht und Reflexe völlig ausgeschlossen sind. Jedes Stück der Mechanik strotzt nur so vor Solidität. Alles ist ungeheuer massiv aber trotzdem leichtgängig. Obwohl „nur“ mit einem rack and pinion Fokussierer ausgestattet, lauft dieser butterweich, hat null Shifting und null Spiel. Ohne den zusätzlichen Microfokussierer mit 1:7 Untersetzung läßt sich herrlich Scharfstellen. Der Fokus springt einen richtiggehend an. Blickt man in den Tubus, so vermeint man zunächst ein Fernrohr ohne Linsen vor sich zu haben. Eine perfekte Vergütung. Während wir tagsüber am Stuhleck schifahren, ist die Rohrschelle bei meinem Schlosser zwecks Montage der Prismenschiene und wird am Rückweg abgeholt. Mit Schaudern denke ich daran, wie es wohl ausgegangen wäre, hätte ich versucht die GP-DX mit diesem Refraktor zu beladen. Aber die Atlux ist damit noch weit unter ihrem Limit. Nachdem der Refraktor auf der Montierung fixiert ist, kann ich nicht umhin zunächst einmal nur die Ästhetik zu bewundern. Ein chremebeiger Tubus auf einer gleichfarbigen Montierung, schlicht und einfach schön. Während der späten Dämmerung steht die Sichel des zunehmenden Mondes im Westen. Also erfolgt der erste Test am Mond und das erste Wow-Erlebnis stellt sich ein. Gestochen scharf steht die Mondsichel im Okular, grau und keinerlei auch noch so zarter Farbsaum am Mondrand. Im Vergleich zu SCT´s fällt sofort der enorm hohe Kontrast auf, der feinste Details mühelos beobachten läßt. Im Laufe der Jahre habe ich schon durch so manches Fernrohr gesehen, aber das schlägt alles Bisherige. Jetzt heißt es noch bis nach 21 Uhr warten, bis das Flutlicht auf den Schipisten abgeschalten wird und der erste Test an Deep Sky Objekten erfolgen kann. Gott sei Dank haben die Nachtschiwütigen heute bald genug und gegen 21 Uhr ist es endlich finster. Sofort fahre ich das Paradeobjekt M 42 an. Schon im 35mm Panoptic stehen die vier Trapezsterne fein säuberlich getrennt nadelpunktscharf im Okular. Da juckt es mich natürlich auch noch die Trapezsterne Nr. 5 und 6 zu sehen und ich treibe langsam die Vergrößerung bis auf über 300-fach hinauf. Aber jenseits von 150-fach ist es nur mehr leere Vergrößerung, denn dafür ist das Seeing einfach nicht gut genug. Für mehr als vier Trapezsterne ist heute nicht der richtige Tag. Aber bei 60-fach ist M 42 eine reine Augenweide. Was dieser Refraktor an Kontrast und feinen Filamenten herausholt ist atemberaubend. Der offene Sternhaufen NGC 1981 paßt wundervoll ins Okular und zeigt mehr als ein Dutzend gestochen scharfer funkelnder Sterne.Über die Praesepe – ebenfalls natürlich ein umwerfender Anblick – wandere ich weiter zu h + χ Persei, wieder ein noch nie dagewesener Eindruck, um dann ganz in der Nähe eine Blick auf den offenen Sternhaufen Stock 2 zu werfen, der wegen der Berühmtheit seiner beiden unmittelbaren Nachbarn zu unrecht oft übersehen wird. Er befindet sich am Ende einer von h + χ Persei kommenden markant geschwungenen Sternkette ca. 2,5 Grad von diesen entfernt. Es ist ein ziemlich lockerer Sternhaufen ohne auffälliger zentraler Verdichtung. Mehr als 100 Sterne füllen das 2,4 Grad große Gesichtsfeld im Panoptic. Nachdem ich noch eine Weile ohne ein bestimmtes Objekt im Visier zu haben in Cassiopeia herumgestöbert habe, alleine zu dem Zweck die optischen Qualitäten des neuen Gerätes zu genießen, peile ich noch den Kometen Holmes an. Aber das wird ein Flop. Entweder stimmen die Koordinaten von Starry Night nicht oder es hat doch recht, wenn es die Magnitude mit nur 19 angibt, denn dann ist doch einiges mehr an Öffnung notwendig als 130mm. Aber das kann diesem schönen erlebnisreichen Abend keinen Abbruch tun, denn ich beende ihn in der Gewißheit einen Refraktor erworben zu haben, der mich visuell und auch photografisch ein Leben lang begleiten wird. Irgendwie kommt mir das Eheversprechen „... bis daß der Tod euch scheide“ in den Sinn. |