Beobachtung

Am Gießhübl, 26. 02. 2008

20080226olh18.html

Beobachter:Roland Graf und Ottokar Lhotsky
Datum:26. 02. 2008
Zeit:18:15 MEZ
Ort:Am Gießhübl
Instrument:18" Obsession Dobson
Bedingungen:
Bericht:

Sternabend mit Volksschülern am Gießhübl 26. Februar 2008

Auf den heutigen Beobachtungsabend haben zwei 4. Klassen der Volksschule Südstadt schon lange gewartet. Sie hatten über die Planeten gelernt, und Roland Graf bot ihnen an, diese und andere himmlische Sehenswürdigkeiten durch seinen 18“ Obsession Dobson zu betrachten.

Nach einem wolkenlosen, windstillen und sehr milden „Frühlingstag“ folgt ein ebensolcher Abend. Als Beobachtungsplatz wird ein kleines Plateau oberhalb des großen Parkplatzes am Gießhübl ausgewählt. Die etwa 40 Kinder mit ihren Elternteilen sollten vorm Beobachten noch ein wenig sternwandern. Um 18:15 Uhr treffen die Ersten ein und dürfen sich gleich den Mars anschauen.

Kinder sind da locker und im Nu auf der Leiter oben. Manchen Erwachsenen verschlägt es jedoch die Sprache, wenn sie über die Bergkante herauf kommen und daher erst jetzt das bedrohlich wirkende, schwarz eingewickelte Fernrohr erblicken. Ein Vater gestand mir später, er wäre auf ein großes Teleskop vorbereitet gewesen, aber auf ein so riesiges ...?

Für den offiziellen Beginn hat – wie bestellt - Iridium 30 mit seinem –8 Mag. Flare um 18:54 gesorgt. Rolands grünes Laserschwert hatte die Stelle neben Orion vorher treffsicher markiert. Entsprechend laut staunende Ahhs und Wows (die zunächst nur dem Laserzeiger gegolten hatten) und die gleichzeitige Abnahme der „Gruppendynamik“ nutzte ich für eine kurze Darstellung des Sonnensystems.

Darin hatten wir heute zwar nur zwei Planten zu bieten, aber dank des hervorragenden Seeings konnte Roland stark vergrößern und beim Mars viele Details und die Große Syrte für jeden sichtbar machen. So dauerte es lange, bis alle den Mars nach einem Leiter-Aufstieg gesehen hatten. Nach jedem Dritten mußte bei ca 300-facher Vergrößerung ja einer von uns wieder händisch nachführen.

Der Orionnebel ist der nächste Leckerbissen. Die Sehleistung einiger Kinder hat dann aber uns erstaunt: Auf die übliche Frage, wie viele Sterne sie sehen, kommt fast spontan, sieben. So viele hatte ich auch schon einmal erblickt. Aber heute kriegen Roland und ich nur sechs Trapezsterne zusammen.

Saturn ist noch tief, weshalb mit Doppelsternen (Polaris und Sirius), Sternhaufen (Plejaden, M35, h+X), sowie der Andromeda Galaxie überbrückt wird. Für letztere ist es allerdings nicht dunkel genug, um Eindruck zu machen. Viele haben - wie angeraten - ihre Feldstecher mitgebracht. Wir können daher einige Sternbilder zeigen, Orientierungshilfen geben, weitere Satelliten verfolgen und erklären, wie sich alles dreht und bewegt. Zwei Sternschnuppen haben aufmerksame Kinder zwischendurch gemeldet.

Nun war es aber an der Zeit, den Saturn ins Okular zu rücken. Der hat dann auch alle umgehaut – auch uns beide. Schließlich beobachten wir ihn ja zwei Tage nach seiner Opposition (der heutige Termin ist also kein Zufall). Wolkenbänder und Ringteilung stehen da ohne Zittern und Wackeln, und aus Kindermund hören wir öfter: der ist ja wie gezeichnet; der schaut aus, wie ein DIA – wo steht er denn wirklich? hab’ so was Schönes noch nie gesehen. Einer sogar: ich wasch’ meine Augen nicht mehr!

Als nun offensichtlich der Höhepunkt des Abends erreicht war, den Aufgang des abnehmenden Mondes um Mitternacht niemand abwarten wollte und wegen des morgigen Schultages viele den Heimweg antraten, hatten wir Muße, den schon in mehreren Durchgängen bestaunten Saturn weiter auf das etwa 500-fache zu vergrößern. Die Ringe – obwohl schon sehr schmal - waren oppositionsbedingt dabei aber so grell, daß ein Mondfilter her mußte.

Zwischendurch zeigt Roland unter der Heckklappe im Kofferraum seines Autos am Notebook-Schirm weitere Details am Himmel und führte den Interessierten die verfügbaren Programme und Animationsmöglichkeiten vor. Viele Fragen, insbesondere der Buben, galten dem grünen Laserpointer. Wir konnten nicht oft genug betonen, daß dieser kein Spielzeug sei, solche nur von Erwachsenen betrieben werden dürfen, und auch das nur nach einer entsprechenden Gefahreneinweisung sowie im Rahmen einer befugten Organisation.

Bis 22:00 Uhr erfüllen wir einer kleinen verbleibenden Gruppe Beobachtungswünsche, erzählen über die Raumfahrt sowie neueste Entdeckungen und vermitteln Größen- und Zeitvergleiche. Die Durchsicht ist mittlerweile zurückgegangen, denn Dunst liegt über dem Wiener Becken. Auch die Temperatur ist auf etwa 6° gesunken und gelegentlich eine leichte Briese zu spüren. Wir bauen ab. Nur die Kerzen eines in der Nähe stehende Unfall-Gedenkkreuzes erleuchtet nun den leeren Beobachtungsplatz.

Das war ein wunderschöner Beobachtungsabend. Dabei hat es uns wieder einmal Freude gemacht, Freude durch Vermittlung neuer Erfahrungen und Erkenntnisse zu bereiten, und zwar bei den Kindern, Eltern und nicht zuletzt Lehrern. Wir bedanken uns herzlich bei Frau Friederike Eggbauer von der Volksschule Südstadt für die Vorbereitung und vorzügliche Organisation dieser Sternwanderung sowie die Unterstützung.

Text: Ottokar Lhotsky

Fotos: Roland Graf, Ottokar Lhotsky


Aufmerksame vierte Volksschulklassen


Biologische Nachführung Modell Roland im Dauertest


Nun ist es hier wieder still geworden ...