Easter Star Party

Hohe Wand, 29. 03. 2008

20080329sfl17.html

Beobachter:Thomas Schröfl
Datum:29. 03. 2008
Zeit:17:30 MEZ
Ort:Hohe Wand
Instrument:Takahashi TOA 130
Bedingungen:
Durchsicht:gut (2)
Grenzgröße:5.5
Aufhellung:gut (2)
Seeing:ausreichend (3)
Bericht:

Es ist zwar erst der April, der macht, was er will, aber wer sagt denn, daß das nicht auch schon für die letzten Märztage gelten kann. So wird die WAA Easter Star Party zum Ansage-, Absage- und Ansagespiel in verkürzter Form. Andreas Pfosers Vorhersage traf wieder einmal erwartungsgemäß zu. Was er am Donnerstag schon wußte, ließ sich im Laufe des Samstags den Satellitenbildern klar entnehmen. Die Front zieht nach Osten ab und dahinter ist der Himmel klar.

In der späten Abenddämmerung, die ersten Sterne sind schon zu sehen, beginne ich mit dem Aufbau und norde die Montierung ein. Es soll die erste richtige und ausschließlich visuelle Deep-Sky-Nacht für den neuen Takahashi und die Atlux werden, denn beim First Light in der Energiewoche hat sich der Mond doch störend bemerkbar gemacht. Inzwischen sind auch Alex, Anneliese, Roland und noch einige weitere Beobachter eingetroffen. Für die so kurzfristig einberufene Star Party doch eine erstaunliche Zahl.

Inzwischen ist es finster und was sonst als M 42 ist das erste Ziel, steht doch Orion schon recht tief im Westen und wird daher nicht mehr allzu lange zu beobachten sein. Schon mit dem 35mm Panoptic bei knapp 30x gibt es das erste Wow-Erlebnis. Gestochen scharf sind die vier Trapezsterne zu sehen und um sie herum erstreckt sich die „Fledermaus“ in feinsten Helligkeitsabstufungen und Details. Das ganze wird mit dem 14mm Pentax bei 70x noch um eine Klasse besser, denn der Himmelshintergrund wird deutlich dunkler. Das Tüpfelchen auf dem i ist dann noch der UHC Filter, der das letzte an Details herauskitzelt. Gut eine halbe Stunde widme ich diesem optischen Genuß. Es ist ganz erstaunlich, wieviele Details und Feinheiten man wahrnehmen kann, wenn man mit Ruhe und Muße beobachtet.

Nächstes Objekt sind dann natürlich die Pleiaden, die im Panoptic das gesamte Gesichtsfeld ausfüllen. Zig-mal habe ich sie schon gesehen und doch sehen sie etwas anders aus. Erst nach einiger Zeit bemerke ich, woran das liegt. Je schärfer und besser die Abbildung eines Refraktors ist, umso kleiner werden auch die Sterne. In einem nicht perfekt korrigierten Gerät werden zumindest die Hauptsterne der Pleiaden als kleine Scheibchen dargestellt und wirken dadurch stärker als sie tatsächlich sind gegenüber deutlich schwächeren Sternen in der näheren Umgebung. Bei flüchtiger Beobachtung nimmt man daher nur die 9 Hauptsterne und ein paar weitere helle Sterne wahr. Eine exzellente Optik und geduldige Beobachtung zeigen aber, daß zwischen den hellen Sternen eine Vielzahl an wesentlich leucht-schwächeren Sternen auch noch vorhanden ist. Besonders ins Auge stach mir dies-mal die markante Sternenkette, die sich bogenförmig von Alcyone zum Stern HIP 17776 hin zieht und aus ca. 11 Sternen besteht, je nachdem welche Sterne man mitzählt.

Nach einem kurzen Zwischenstop bei M44 ist dann schließlich Saturn, derzeit der „Stern zuviel“ im Löwen an der Reihe und damit stellt sich das zweite große Wow-Erlebnis ein. Mit dem 3-6mm Nagler Zoom bei 4mm = 250x ist der Herr der Ringe ein einmaliger und majestätischer Anblick. Dank einer Phase sehr guten Seeings steht er ruhig, gestochen scharf und mit höchstem Kontrast im Okular. Da kann der Takahashi so richtig zeigen, was in ihm steckt. Es ist mir eine Genugtuung, daß meine Begeisterung auch von Alex geteilt wird, der auf über zwei Jahrzehnte mehr an Beobachtungserfahrung zurückgreifen kann. Anneliese steuert einen gelungenen Ausspruch bei, als sie nach einem Blick auf Saturn sagte: „Da geht man vor Saturn in die Knie.“ (denn bei einer Höhe des Saturn von über 50 Grad erzwang das tief stehende Okular tatsächlich einen Kniefall).

Inzwischen ist es merklich kalt geworden und ich lege mit Roland und Tochter Mariella eine Aufwärmrunde mit heißem Tee im Gasthof Postl ein. Nach wenigen Minuten ist Roland in seinem Metier und zu meinem großen Erstaunen gelingt es ihm binnen kürzester Zeit mein Alles-andere-als-Mathematik-Genie ausgesprochen dafür zu begeistern. Bis Sonntag mittags wird dann von beiden keine Gelegenheit mehr ausgelassen, sich mit Pythagoras, Sinus, Cosinus und sphärischer Trigonometrie zu beschäftigen.

Da schon im Löwen unterwegs suche ich mir das Leo-Triplet (M 65, M 66, NGC 3628) als nächstes Ziel aus, ein Blick von ca. 20-40 Mio. Jahren in die Vergangenheit. Mit etwas Geduld und indirektem Sehen lassen sich bei M 65 u. 66, zwei Galaxien auf die wir mehr oder minder von oben auf die Scheibe blicken, Ansätze von Strukturen erkennen. NGC 3628, eine Galaxie in Kantensicht, ist deutlich schwächer. Ich kann sie nur mehr als nebeligen Strich ohne Struktur erkennen. Nächstes Testobjekt sind die beiden Kugelsternhaufen M 3 und M 13. Leider ist das Seeing zwischenzeitig deutlich schlechter geworden und somit eine Auflösung in Einzelsterne nur in den Randbereichen möglich. Trotzdem läßt sich erahnen, was bei besserem Seeing mit dem TOA möglich sein sollte.

Nach einer zweiten Aufwärmrunde im Gasthof geht es dann nochmals hinaus zur letzten Beobachtungsrunde in der Kälte, denn Fräulein Tochter zeigte bereits langsam beginnende Müdigkeitserscheinungen und Dank Umstellung auf die Sommerzeit, stand uns eine verkürzte Nacht bevor. Als ich zum Fernrohr zurück komme bin ich etwas erstaunt, denn es ist auf M 101, die Feuerrad- oder Pinwheel-Galaxie, ausgerichtet. Da wird wohl Tahir am Werk gewesen sein. M 101 ist eine besonders schöne Spiralgalaxie, bei der wir genau von oben auf die Scheibe blicken. Es bereitet keine größeren Schwierigkeiten die einzelnen Spiralen zu erkennen. Wissend, daß es nichts werden kann, stelle ich trotzdem Mel 111, den Coma Berenicae Cluster ein, aber der verlangt das Gesichtsfeld eines Fernglases von 5 Grad oder mehr, um wirklich zur Geltung zu kommen. Mit 2,4 Grad am Refraktor geht sich da nur ein Teil des Haufens aus und die Wirkung geht völlig verloren.

Noch eine weitere halbe Stunde stöbere ich in den Sternbildern Leo, Virgo und Coma Berenicae in den Galaxien herum, bevor ich mit dem Abbau beginne. Nach ein Uhr nachts kommen wir dann endlich müde ins Bett.

Für den bevorstehenden 2. Teil der Easter Star Party hätte ich einen Wunsch an Andreas Pfoser. Sag´ uns bitte gutes Wetter voraus, oder sei so nett und irre dich einmal.