WAA Easter Star Party 2008 (Teil 3)

Hohe Wand, GH Postl, 5./6. April 2008

Wie sich die Bilder gleichen - in den Wettermodellen und vom Wettersatelliten. Nach unserer glücklichen ersten Beobachtungsnacht auf der Hohen Wand vom 29. auf den 30. März - wir nennen sie in Anlehnung an die gewählte Wetterstrategie Teil 2 der heurigen Easter Star Party - deutete zunächst nichts darauf hin, dass wir an diesem Wochenende überhaupt beobachten können.

Macht nichts, denken viele, eine gute Nacht hatten wir ja. Noch am Mittwoch sehen die Modelle ziemlich hoffnungslos aus, aber ich spiele auf Zeit. Das letzte Wochenende hat uns gelehrt, dass auch ein Teleskoptreffen kurzfrisitg sein kann. Am Donnerstag dann ein erster Lichtblick für Samstag, und von Tag zu Tag werden die Wettermodelle optimistischer. Am Freitag sieht es so aus, als ob wir zumindest eine halbe Nacht genießen dürften, und am Samstag versprechen uns die Wettermodelle sogar fast eine ganze Nacht. Aber es wird knapp und vor allem wird es erst am Abend schön werden.

Und wieder ist es so.

Am späten Nachmittag des Samstag klart der Himmel auf; die unter Tags dichten Quellwolken lösen sich auf, Cirren sind darüber keine. Die Wettermodelle stimmen - über einen halben Tag hoffentlich keine Kunst.


In der "neuen Welt" - strahlende Sonne über der "Wand"


Bilder aus der ...


... "neuen Welt", mit abziehenden Wolken

Ich habe kurzfristig mein 12" LX-200 daheim gelassen. Schon gestern war Roland und mir bei Astro Experts ein gebrauchter 6" Skywatcher Refraktor aufgefallen (150/1200mm); ich habe Ludwig Grandy avisiert, dass die WAA an diesem Instrument Interesse hat, weil es "so sehr nach Fernrohr aussieht" und sich bei Sternabenden sicher gut macht. Heute Vormittag hat es Roland sehr günstig erstanden und das gute Stück wartet auf einen Test, quasi auf ein First Light in neuen Händen.

Beim Gasthof Postl angekommen ist Roland schon da und wir beginnen mit dem Aufbau des 18" Obsession und des hübschen, blauen Refraktors.


Der Aufbau beginnt ...


... in strahlender Abendsonne

Das Stativ des Refraktors ist allerdings eine ziemliche Zumutung, das muss bald etwas stabileres her. Die Montage der EQ-5 schaffen wir problemlos, auch die Elektrik ist bald einsatzfähig. Der Polsucher ist total dejustiert und bedarf einer kleinen Überhplung, aber brauchen werden wir ihn heute eh nicht. Ungefähres Einnorden wird reichen.


Die heute etwas andere Station mit 18" Obsession und 6" Skywatcher. Sieht doch wirklich wie ein Fernrohr aus.


Auch andere Teleskope werden aufgebaut, und Gäste sind auch da. Nur der Glimmstengel verstößt eindeutig gegen unseren Star Party Guide.

Nach und nach kommen immer mehr Beobachter mit ihren Instrumenten zum letzten Teil der Easter Star Party.


Na, das wird ja wieder ...


... ein nettes Teleskoptreffen


Die Easter Star Party, Teil 3, nimmt Gestalt an


Noch ein Refraktor


Ein Dobson in sehr bodennaher Installation

Das schöne an einem solchen Treffen sind die exotischen Geräte und Installationen. Einen exotischen Transport hatten wir noch nie - bis heute. Dass man ein 14" LX-200 auf einer Alt-Montierung in einem Porsche Cabrio transportieren kann, mag wohl bis dato als unmöglich gegolten haben. Mag. Es geht!


Da drin ist in der Tat ein 14" LX-200 auf einer Alt-Montierung


Mal etwas anderes auf dem Beifahrersitz eines Flitzers

Dann geht es in die Beobachtungsnacht. Sie ist klarer und eine Spur kälter als die vom letzten Wochenende. -4°C Bodentemperatur, 1°C Lufttemperatur. Sehr klar, in besten Zeiten gute 6,5mag freisichtige visuelle Grenzgröße, über einen größeren Bereich des Himmels als vor einer Woche. Nur Richtung Norden und Osten stören Wien und Wr. Neustadt. Und im Südwesten immer noch das Licht vom Semmering.


Ganz schön viel los heute


Teleskoptreffen in Aktion

Wir sind gespannt, was der 6" Skywatcher kann. Klar, Sirius zeigt einen deutlichen, blauen Farbsaum (wenn nicht, würde jeder, der den 20-fachen Betrag für einen Apo ablegt, vor Zorn im Boden versinken). Doch schon beim Saturn sind wir beeindruckt von der Schärfe der Abbildung, bis hin zum 7mm Pentax (171-fache Vergrößerung, eigentlich schon über dem Limit für 6", das läge bei 150x).


Löwe mit Saturn

Das Stativ ist wie gesagt eher ein Spielverderber, aber in windstillen Momenten kann man den Ringplaneten in der Tat genießen. Ich wage mich sogar an die Webcam, und das mit 2x-Barlowlinse. Mit dem wackeligen Stativ wird das Fokussieren zur Geduldprobe, aber mein Ehrgeiz ist groß.


Obwohl manche Frames so aussehen ...


... macht Registax das daraus

Registax erledigt den Rest, und wenn man einmal von dem klapprigen Stativ absieht - das sicher auch an ein paar fehlenden Schrauben leidet - dann ist der 6" Skywatcher ein ganz gutes Fernrohr. Doch seine großen Momente kommen erst.


Orion geht unter. Links das leidige Licht vom Hirschenkogel.

Orion geht unter. Bevor das passiert, rasch ein Blick zu M42. Ich nehme einen 2" Meade Serie 5000 Zenitspiegel und ein 40mm Pentax-Okular. Das gibt 30-fache Vergrößerung, 5mm Austrittspupille und ein riesiges 2,2° Gesichtsfeld. Moment mal - das ist eigentlich 30x150, und das liegt nicht so weit weg von dem 25x150 Fujinon, den wir unlängst getestet haben. Brauche ich mehr zu sagen? Nein, kurz, es ist ein Genuß!

Das Feld des Orionnebel enthält alle, NGC 1980, NGC 1981, NGC 1977, und die Sterne sind bis zum Rand scharf. Jetzt kommt noch der Effekt hinzu, den wir beim Fujinon vermisst hatten: Ich kann Okulare wechseln und Filter verwenden. Mit einem UHC-Filter wird der Orionnebel jetzt endgültig zum Erlebnis. Wow ...

Weiter ohne Filter. 40mm Pentax, Pleiaden. Wow. h+χ Persei. Wow. Praesepe. Wow. Das Geräte steht dem Fujinon um nichts nach, sieht man einmal davon ab, dass man nur mit einem Auge beobachtet. Und jetzt verraten wir es einmal: Wir haben das gute Stück um 400€ erstanden! Komplett. Da nimmt man das wackelige Stativ in Kauf. Es lässt sich ersetzen.


Die untergehende Milchstraße von Cassiopeia bis Fuhrmann

Auch die Internationale Raumstation ISS gibt zwei Gastspiele.


ISS verschwindet zwischen Pleiaden und Hyaden im Erdschatten

Bald dominieren die Frühlingssternbilder den Himmel.


Schon wieder Wasserschlange, Becher und Rabe

Unterhalb der Wasserschlange, etwas westlich vom Becher, jage ich ein schwieriges Asterismum: Lalandes Katze. Es sieht in der Tat wie eine sitzende Katze aus, besteht aber aus sehr schwachen Sternen, die bei uns nur sehr tief stehen.


Lalandes Katze, ein schwieriges Asterismum in unseren Breiten

Objektvergleiche am 18" Obsession und 6" Skywatcher stehen nun auf der Tagesordnung. Natürlich, M51 im 18" (14mm Pentax) und M3 im 18" (8,8mm UWA) sind einfach umwerfend. Die Spiralarme der Galaxie, mit deutlichen Knoten, der Sternreichtum des Kugelhaufens, begeistern unsere Gäste.

Doch der 6" Skywatcher überrascht mehr und mehr. Das Leo-Triplett M65, M66 und NGC 3638, ein Traum in dem riesigen Feld des 40mm Pentax; und mit dem 21mm Pentax (57-fach, 2,6mm Austrittspupille, 1,14° Feld) passen auch noch alle drei Galaxien gut ins Feld und jetzt ist auch der Kontrast da. Toll!

Ein ähnliches Bild gibt sich bei der Markarian-Kette bei M84 und M86. Auch M51 ist wirklich gut, mit deutlichen Spiralarmen. Und M81 und M82 in einem Feld, detailliert, mit Knoten in M82 und Spiralarmen bei M81, ist ein traumhafter Anblick. M104, obwohl tief, auch wirklich schön. Das ist eine gute Nachricht, die ganz auf die Linie der WAA passt: Gute Astronomie muss nicht teuer sein (neu kostet der 150/1200mm Refraktor, allerdings auf EQ-6, was auch mehr Sinn macht, die Transportabilität aber einschränkt, 1.300€).

Wo liegen die Grenzen des 6" Skywatcher? Nun, die Abbildung ist nicht die eines Apo, das merkt man bei Planeten bei hoher Vergrößerung schon. Bei Kugelsternhaufen steigt er bald aus, da fehlt der alles entscheidende Durchmesser. Bei großem Feld aber punktet er, vor allem bei Nebeln und Galaxien. Wie heißt es so schön? Jedes Fernrohr hat seinen Himmel ...

Ganz in diesem Sinn widmen wir uns am 18" Obsession zum Abschluß dieser Nacht ein paar extremen Objekten. Tahir, Roland und ich jagen Palomar-Kugelsternhaufen. Das Star Hoppen macht mir großen Spaß und dank der mit Cartes du Ciel vorbereiteten Suchkarten sind die Objekte auch bald eingestellt. So weit, so gut. Visuell sind sie allesamt an der Grenze, Pal 1, Pal 3 und Pal 4. Wir können sagen, ja, da ist etwas, aber zum Beschreiben fehlt das Licht. Das wird etwas für unseren in Bau befindlichen 25" Dobson.

Von Osten ziehen erste Cirren auf. Es ist 1.30 Uhr MESZ, und wir hatten wieder eine tolle Beobachtungsnacht, noch etwas besser als letzte Woche. Jetzt haben wir eine komplette Easter Star Party, mit in Summe über 30 Teleskopen (heute hatten wir großteils andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer als letzte Woche) und vielen schönen Eindrücken - und Erkenntnissen.

Zufriden treten wir die Heimreise an. Kaum jemand übernachtet hier, vielleicht auch aus Furcht, in den Morgenstunden eingeschneit zu werden. Doch diese Furcht soll sich auch noch als unbegründet heraussetellen.

Alexander Pikhard