Praesepe-Bedeckung

Wien 20, Ospelgasse, 13. 04. 2008

20080413twe18.html

Beobachter:Thomas Weiland
Datum:13. 04. 2008
Zeit:18:45 bis 22:35 UT
Ort:Wien 20, Ospelgasse
Instrument:Maksutov-Newton 127/762 mm, 12-mm-Okular (63,5x)
Bedingungen:
Durchsicht:ausreichend (3)
Seeing:gut (2)
Wind:leicht
Sonstige Bedingungen:Zunächst wolkig, dann heiter, leicht dunstig
Bericht:

Denkt man an Sternbedeckungen, so könnte man den Sternhaufen der Praesepe (M 44; "Krippe") als kleine Schwester der Plejaden bezeichnen. Wenngleich bei weitem nicht so hell, so sorgt er bei Vorübergängen des Mondes doch für Spannung pur. Schließlich stehen seine Mitglieder deutlich kompakter als jene der "Sieben Schwestern", Bedeckungen folgen oft im Sekunden- bis Minutentakt. Dazu bedarf es hoher Konzentration - und guter Sicht! Letzteres ist das Stichwort des heutigen Abends, denn die labile Luftmasse, die während des Tages mit Quellwolken, ein paar Schauern und jeder Menge Zirren über uns hinweggezogen ist, hinterlässt vorerst ein paar dünne Reste und etwas Dunst. 17 Sterne bis zu +8,5mag werden laut WinOccult bedeckt (ohne S Cnc, bei dem ich auf den ersten Blick nicht sagen kann, ob er zum Haufen gehört), ein paar Doppel-/Mehrfachsterne sind auch darunter, mal sehen, was sich ergibt. Leider beginnt die "Vorstellung" enttäuschend: nachdem die Wolken den Mond bereits freigegeben hatten, bilden sich ausgerechnet jetzt wieder neue, und so kann ich bei dem hübschen Dreifachstern SAO 97999 (+7,4mag; zwei Begleiter +8,5mag in 57" und 178" Distanz) nur die Bedeckung der hellsten Komponente durch dünne Wolken hindurch beobachten (18h49m02,8s UTC; persönliche Gleichung 0,3s). Doch schließlich bessert sich das Wetter nachhaltig, und der dunkle Mondrand wird, trotz einer Beleuchtung von 61 %, einwandfrei erkennbar. Eine kurze Pause noch, dann ist 38 Cnc, +6,7mag an der Reihe (19h17m30,9s UTC; persönliche Gleichung 0,3s), gefolgt von einem weiteren, hübschen Dreifachgestirn mit dem gleich hellen, orangefarbenen 98 B. Cnc zu Beginn (19h19m11,9s UTC; persönliche Gleichung 0,2s). Wenig später "kollidiert" SAO 98018, +7,4mag mit dem Mond, knapp 5 Minuten danach schickt sich sein Begleiter, Epsilon Cnc, +6,3mag, der hellste Stern des Haufens, dazu an (19h39m27,8s UTC; persönliche Gleichung 0,2s). Damit nicht genug, gerät prompt der nächste Dreifachstern ins Visier: 102 B. Cnc, +6,5mag, wiederum orange, wird nur 23,5 Sekunden später vom Mond "verschluckt" (19h39m51,3s UTC; persönliche Gleichung 0,2s), seine beiden Begleiter, +7,6mag bzw. +9,2mag (!) erwischt es kurz darauf (19h40m30,5s UTC; persönliche Gleichung 0,3s) bzw. 5 Minuten später. Aber es geht noch rascher: SAO 98009, +7,6mag und BD +19°2069, +6,9mag verschwinden im Abstand von nur 3,8 Sekunden, dazu letzterer eindeutig graduell (19h47m17,8s UTC bzw. 19h47m21,6s UTC; persönliche Gleichung jeweils 0,3s). Einfach toll! Mittlerweile bewegt sich unser Trabant wieder auf weniger kompakte Bereiche des Haufens zu, 107 B. Cnc, +6,8mag ist der letzte hellere Vertreter seiner "Zunft" (20h00m01,5s UTC; persönliche Gleichung 0,3s), dann stehen in zunehmendem Abstand nur mehr Sterne 8. Größe und schwächer auf dem Programm (unter anderem S Cnc). Den Abschluss der "Show" macht schließlich BD +19°2095, +6,8mag (22h34m27,8s UTC; persönliche Gleichung 0,3s), ein Stern, der laut Sky Catalog 2000.0 definitiv nicht mehr zur Praesepe zu rechnen ist. Alles in allem ein anstrengender Abend, aber auch sehr lohnend (sieht man von den Wolken zu Beginn ab), schließlich sind 22 erfasste Zeitpunkte für mich ein neuer Rekord!