Astropraxis-Workshop:
Jedes Fernrohr hat seinen Himmel -
Kleine und mittlere Fernrohre

Sofienalpe, 27. April 2008

Zweiter Workshop in Thomas Schröfls heuriger Serie über die visuelle Beobachtung am Fernrohr. Heute präsentiert sich das Wetter frühsommerlich.


Frühsommerliche Sofienalpe

Im Workshop geht es heute um kleine und mittlere Fernrohre und was man mit ihnen beobachten kann. Es dreht sich alles um Refraktoren, achromatische und vor allem auch apochromatische.


Thomas Schröfl ...


... und ein grosser Teilnehmerkreis

Einige wenige Quellwolken verschwinden noch vor Sonnenuntergang und so steht heute definitiv auch Praxis auf dem Programm. Nach dem Abendessen bauen wir im milden Schein der untergehenden Sonne auf. Es entsteht ein beachtliches Teleskoptreffen.


Aufbau bei klarem Himmel im Licht der Abendsonne

Heute sind besonders viele Teleskope da, genau genommen sogar mehr Teleskope als Personen. Beachtlich. Es folgt ein bunter Auszug.


Sogar Sonnenbeobachtung geht sich noch aus. Na gut, 8" zählt noch zu mittleren Fernrohren.


Ein ETX definitiv, obwohl wir heute eigentlich nur über Refraktoren gesprochen haben.


Das typische kleine Fernrohr


Ein Celestron auf Einarmmontierung


Es werden immer mehr Geräte aufgebaut


Auch der 6" Skywatcher ist ein typisches Fernrohr der heute besprochenen Klasse


Hoppla, das ist kein kleines Fernrohr. Aber Rolands 18" Obsession ...


... darf einfach nicht fehlen, er zeigt Deep Sky einfach zu gut

Immer mehr Instrumente werden aufgestellt; auch wenn Rolands 18" Obsession nicht gerade das typische kleine oder mittlere Fernrohr ist, er fehlt bei keinem unserer Treffen. Eigentlich schaut das ganze schon aus wie ein Training für das bevor stehende Teleskoptreffen im Weinviertel. Ja, Frühling ist eine gute Zeit für Teleskoptreffen.


Immer mehr Fernrohre wachsen auf der abendlichen Lagerwiese aus dem Boden

Dann wird die Stimmung ehrfurchterfüllt, als Thomas Schröfl seinen Takahashi aufbaut.


Säule genau aufstellen


Moniterungskopf drauf


Jetzt kommt das Rohr


Christophs helfende Hände sind willkommen


Jetzt noch die Elektronik


Fertig ist das gute Stück

Klar, das läuft heute auf einen direkten Vergleich des 5" Takahashi mit dem 6" Skywatcher hinaus, sozusagen Mercedes gegen Trabi.


Ein tolles Teleskoptreffen

Die Sonne geht unter und in der Dämmerung warten wir auf unser erstes Ziel - nicht ahnend, dass wir selbst das Ziel sind.


Wieder ein wunderschöner Sonnenuntergang

Kaum ist die Sonne untergegangen, steigen die Maikäfer aus dem Boden auf, in wahren Schwärmen. Heuer ist ein Maikäferjahr! Wir freuen uns, dass es noch so viele von ihnen gibt. Sie tun uns ja nichts, ausser, dass wir ihnen dann und wann im Weg stehen. Aber das Gesurre im Boden ist schon gewöhnungsbedürftig, um nicht zu sagen gruselig. Übrigens unmöglich, einen von ihnen direkt vor die Kamera zu bekommen.


Wir warten auf Merkur in der Dämmerung; und jeder der dunklen Streifen im Bild ist die Spur eines Maikäfers!

Wir warten auf Merkur, und da ist er auch schon.


Merkur am Horizont ist recht hell, aber ...


... im Fernrohr ist seeingbedingt nicht viel zu sehen

Wir verabschieden uns definitiv vom Winterhimmel. Orion geht schon in der hellen Dämmerung unter. Interessant: Mars nahe bei Castor und Pollux macht aus den Zwillingen "Drillinge".


Abschied vom Winterhimmel. Orion geht in der Dämmerung unter, bald folgt Sirius. Interessant: Die "Drillinge", Mars steht ganz
nahe bei den Hauptsternen der Zwillinge, Castor und Pollux. Sieht aus wie die Deichsel des Großen Wagen, nur etwas heller.

Jetzt ist es Zeit für den Vergleich zwischen Achromat und Apochromat am Saturn, der hoch im Süden nahe Regulus im Löwen steht. Die Webcam wird zuerst an den 6" Skywatcher montiert, etwas später - leider etwas zu spät - an den Takahashi. Leider, weil das Seeing im Lauf der Nacht etwas schlechter wird. Aber sehen Sie selbst.


Saturn im 6" Skywatcher, einem billigen Achromaten. Schärfe tiptopp, aber die Farben eine Katastrophe. Unmöglich, das Grün aus den Ringen rauszubekommen.


Saturn im 130mm Takahashi. Farblich top, kein Fehler, und die Schärfe würde auch passen, wäre das Seeing noch so gut wie vorhin beim Skywatcher.

Der Vergleich geht wie erwartet aus. Die Schärfe überzeugt bei beiden Instrumenten. In der Aufnahme mit dem Skywatcher kann man sogar, wenn man ganz genau hinsieht, in der Mitte des Bandes oberhalb der Ringe den winzigen Schatten des Mondes Enceladus erahnen. Die Farbkorrektur ist aber schlimm, das Blau verschmiert sich über das ganze Bild, nur nicht dorthin, wo es eigentlich hingehört. Tipp für alle Achromat-Besitzer: Schmalbandige Filter verwenden und schwarzweiß oder RGB aufnehmen!

Die Nacht ist sehr klar und daher gut für Deep Sky geeignet, auch hier auf der Sofienalpe. In Rolands 18" Obsession - gut, es ist kein kleines oder mittleres Fernrohr mehr - sehen M13 oder M51 ja wirklich gut aus.

Ich mache mich daran, den 6" Skywatcher fotografisch auszutesten; ok, die hellen Sterne werden ziemlich blau werden, bzw., mit der nicht astronomisch umgebauten Canon EOS 350D, magentafarben. Ich probiere es dennoch, und stelle zufrieden fest, dass die Nachführung der EQ-5 über 30 Sekunden tadellos nachführt (wenn man einmal den Totgang abgefangen hat).

Ein paar Kostproben, jeweils das volle Bildformat, verkleinert.


Praesepe M44, 30 Sekunden bei 1600 ISO


M37 im Fuhrmann, ebenso belichtet


M36, ebenso. Irgendwie sind die blitzblauen Sterne ja sogar recht dekorativ ...


M38, ebenso

Helle Sterne schauen komisch aus, aber offene Sternhaufen sind sehr dankbare Objekte, dank eines bei F=1200mm sehr großen Bildfelds. Jetzt kommt ein Klassiker aus einer anderen Kategorie dran.


M13, wie oben belichtet.

Wow, toll, aber zu klein. Mal sehen, was ein weniger verkleinerter Bildausschnitt zeigt.


Nicht schlecht, dafür, dass ich nicht eingescheinert habe und was man hier schon bemerkt.

Also das kann sich sehen lassen. 30 Sekunden ohne irgend einen Eingriff sind ein Easy Picture, und es steckt auch nicht sehr viel Nachbearbeitung drin. Nur einscheinern sollte ich das nächste Mal schon. Oder endlich den Polsucher justieren. Oder beides.

Ich werde jetzt übermütig ...


Leo-Triplett M66 (links unten), M65 (rechts unten) und NGC 3628 (oben).
6 x 30 Sekunden bei 1600 ISO, und doch ziemlich nachbearbeitet.

Das leo-Triplett auf der Sofienalpe zu versuchen, ist schon gewagt, aber das Ergebnis spricht schon für sich. Es ist wirklich eine sehr gute Nacht heute - und der 6" Skywatcher durchaus Deepsky-Foto tauglich! Noch ein Versuch ...


M104, 4 x 30 Sekunden bei 1600 ISO.

Auch M104, der Sombreronebel, ist toll.

Es ist ein extrem gelungener Tag, mit einem tollen informativen Workshop (danke, Thomas!) und einer anschließenden Astropraxis, in der wirklich viel ausprobiert werden konnte. Schade, dass solche Astronomietage so selten sind, sie sind so motivierend!

Alexander Pikhard