Beobachter: | Alexander Pikhard | ||||||||||||||||||||||||
Datum: | 30. 04. 2008 | ||||||||||||||||||||||||
Zeit: | 19:00 MEZ | ||||||||||||||||||||||||
Ort: | Oberleiserberg | ||||||||||||||||||||||||
Instrument: | Diverse; Astrofotos mit 12" Meade LX200; Canon EOS 360D | ||||||||||||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: |
Frühling am Oberleiser Berg ...
... und eine Premiere: Das erste WAA Teleskoptreffen im Weinviertel beginnt heute, und die Wetterprognosen für diese erste Nacht sind ja recht gut. Auch wenn noch ein paar Wolken rasch über den Himmel ziehen. Störender, aber für die Gegend typisch, ist der starke Wind. Kein Wunder, dass hier überall Windräder stehen.
Der niedrige Oberleiser Berg (457m) erzeugt eine verblüffende Thermik, die zu den skurrilsten Wolkenformationen führt; auch zu solchen, die uns noch bis in die Dämmerung hinein nerven sollen.
Der starke Wind ist föhnig, das führt zu einer recht guten Fernsicht. Am Horizont erkennt man die höchsten Gebäude von Wien.
Die Sonne sinkt zum Untergang, ...
... und die ersten treffen ein, um hier ihre Teleskope aufzustellen
Ludwig Grandy von Astroexperts hat kurzerhand die Kaffeemaschine aus seinem Geschäft mitgebracht und das kleine Museum im Aussichtsturm wird zum Kaffeehaus umfunktioniert.
Der Sonnenuntergang wird in der Tat spektakulär.
Wir suchen das erste Objekt, und finden es auch: Merkur.
Die sinkende Sonne sendet letzte Strahlen übers Land, dann geht sie unter.
Schon ist Merkur gut mit freiem Auge zu sehen.
In der Dämmerung treffen immer mehr Beobachter, vornehmlich aus dem Weinviertel, mit ihren Instrumenten ein. Das Teleskoptreffen "macht sich".
Anfangs nerven uns noch Wolken, die jedoch mit fortschreitender Dunkelheit zerfallen.
Über dem fernen, aber hellen Lichtschein von Wien herrscht die vergnügte Geschäftigkeit eines gut besuchten Teleskoptreffens. Hier einfach ein paar Impressionen.
Natürlich werden bei einem solchen Teleskoptreffen zuerst einmal primär die Klassiker beobachtet. M3, M13, M81 und M82, und natürlich auch der einzige sinnvoll zu beobachtende Planet der Nacht, Saturn (obwohl Mars selbst bei 5" scheinbarem Durchmesser noch immer Details zeigt).
Das Seeing ist, bedingt durch den föhnigen Wind, nicht allzu toll, aber ausreichend für den Ringplaneten. Vor allem in Instrumenten mit weniger Öffnung stört es kaum.
Dann geht es an Deep Sky. Der Wind macht Fotos unmöglich, aber es ist ein Genuss, bei den recht guten Bedingungen (wir messen knapp 6mag freisichtige visuelle Grenzgröße) visuell zu beobachten. Mit Howdii und Walter Koprolin sind zwei erfahrene Deep Sky Beobachter da, die uns nicht nur wertvolle Vergrößerungstipps geben, sondern auch zu ein paar echten Exoten animieren. Zuerst zu den Exoten. Es ist interessant, einmal nicht nur M3, M13 oder M53 zu beobachten, sondern auch die Kugelsternhaufen NGC 5466 im Bootes, NGC 5053 bei M53 oder gar den schwierigen Pal 4 im Großen Bären. Auch bei Galaxien gibt es spannederes, zum Beispiel den Coma-Galaxienhaufen. Aber zwischendurch muss eine Stärkung sein.
Zu Mitternacht, so mitten zwischen den Galaxien, schmecken Würstel schon extrem gut! Bei den guten Bedingungen sind auch die Klassiker einen Blick wert, oder zwei. In unserem 6" Skywatcher Refraktor sind das Leo-Triplett oder das Paar M81 und M82 (passen jeweils in ein Gesichtsfeld) wirklich tolle Anblicke. Im 12" LX-200 ist wiederum die Gruppe um M84 und M86 bemerkenswert, heute erkennt man in diesem Feld sogar 10 Galaxien. Dass M3, M5 und M13 traumhaft sind, versteht sich von alleine. Und dann der echte Höhepunkt, M101 und M51 in Rolands 18" Obsession. Irre. Hell und reich strukturiert wie die Zeichnungen von Herschel oder Lord Rosse, die einst mit erheblich größeren, aber natürlich nicht besseren Instrumenten beobachtet haben. Eine Struktur nach der anderen wird in den Spiralarmen sichtbar, einfach eine Wucht. Entgegen den Wetterprognosen ist es nach 1 Uhr nachts immer noch klar.
Schon tauchen die Sommersterne auf, das Sommerdreieck im Nordosten und der Skorpion im Südosten.
Der letzte Blick gehört dem Ringnebel in der Leier, mit gut zu erkennendem Zentralstern. Es ist die Müdigkeit, und nicht das Wetter, die den Abbau gegen 1.30 Uhr einläutet. Wir durften eine tolle Nacht erleben. Und während des Abbaus tauchen von Westen her doch die Wolken auf, ziemlich rasch sogar. Gutes Timing. Als ich gegen 2.30 Uhr zuhause ankomme, ist der Himmel bedeckt und der heftige Wind hat von Südost auf West gedreht. Die nächste Beobachtungsnacht wird wohl erst übermorgen stattfinden. Diese erste Nacht war jedenfalls eine gelungene Premiere eines neuen Teleskoptreffens in der Region. |