Beobachter: | Thomas Schröfl (schroefl@via.at) | ||||||||||||||
Datum: | 09. 05. 2008 | ||||||||||||||
Zeit: | 22:00 MESZ | ||||||||||||||
Ort: | Edlach/Rax | ||||||||||||||
Instrument: | NexStar 11 GPS | ||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Die für das Pfingstwochenende günstige Wetterprognose läßt mich am Freitag nach Schulschluß in freudiger Erwartung nach Edlach fahren. Nachdem sich das C11 am vergangenen Wochenende erstmals auf der Wedge und poljustiert bestens bewährt hat, plane ich gleich für heute Abend eine große Galaxientour durch Virgo, Coma Berenices und Canes Venatici. Die am Nachmittag aufgetretenen Quellwolken lösen sich in der Abenddämmerung vollständig auf. Der knapp 5 Tage alte Mond steht bei Sonnenuntergang knapp über Nachbars Bäumen und wird morgen nach Sonnenuntergang ein lohnendes Objekt, aber heute kein störender Faktor. Deutlich ist zu merken, daß wir nur mehr sechs Wochen vor der Sommersonnenwende stehen, denn es dauert bis nach 22 Uhr, bis es ausreichend dunkel ist. Als ich mit dem Alignment fertig bin ist auch die astronomische Nacht angebrochen und einer Reise durch die Galaxien des Frühlingshimmels steht nichts mehr im Wege. Mit Starry Night und dem Cambridge Star Atlas von Tirion navigiere ich durch das Reich der Galaxien. Es sind in Summe nicht weniger als 26 Messier-Objekte, also nahezu ein Mini-Messier-Marathon (in aufsteigender Reihenfolge: M 49, 51, 58, 60, 61, 64, 65, 66, 84, 86, 88, 89, 91, 95, 96, 98, 99, 100, 101, 104, 105, 106, und die Kugelsternhaufen M 3, 53, 68 und das seltsame Objekt M 40). Bei vielen der Galaxien stehe ich vor einem veritablen Problem. Zunächst verwende ich immer das Panoptic 35mm (=80x) mit dem Baader Skyglow-Filter, das wenig Licht weg nimmt, aber doch die künstliche Himmelsaufhellung etwas unterdrückt. Wenn ich das Objekt gefunden und zentriert habe, dann wechsle ich auf das Pentax 21mm bzw, 14mm (= 133x bzw, 200x) wodurch der Himmelshintergrund dunkler und gleichzeitig das Beobachtungsobjekt größer wird (siehe Workshop „Jedes Fernrohr hat seinen Himmel“ II. Teil; das Kontrastverhältnis zwischen Himmelshintergrund und Objekt bleibt gleich, aber das größere Objekt läßt sich leichter wahrnehmen). Trotzdem kann ich bei den meisten Objekten zwar einen hellen nebeligen Fleck wahrnehmen, aber meistens keine Strukturen. Es stellt sich die entscheidende Frage: erwarte ich mir zu viel, liegt es an den Augen, an den Bedingungen, oder ist es völlig normal? Ich werde wohl einmal eine Nacht mit einem erfahrenen Galaxienbeobachter verbringen müssen, um die richtige Antwort zu finden. Nun zu den einzelnen Objekten, soweit ich mehr als bloß einen nebeligen Fleck wahrnehmen konnte. In M 91 konnte ich etwas an Struktur wahrnehmen, detto in M 60 und M 64. Vom Leo-Triplet standen M 65 und 66 schön sichtbar im Gesichtsfeld, aber NGC 3628 konnte ich nicht lokalisieren. M 64, die Blackeye-Galaxie zeigte sich hell und groß mit etwas Struktur. Bei indirektem Sehen ist das Staubband zu erkennen, von dem sie ihren Namen hat. Ein Augenschmaus ist M 104, die Sombrero-Galaxie. Die helle Bulge springt nahezu förmlich ins Auge und deutlich ist das Staubband zu sehen, das der Hutkrempe entspricht. Das gleiche Prädikat verdient M 51, die Whirlpool-Galaxie, eine face-on-Galaxie, bei der ich zwei Spiralarme erkennen kann, vor allem aber auch die Zwerggalaxie NGC 5195, die mit M 51 in Wechselwirkung steht. Dabei geht mein Blick schlichte 35 Mio. Jahre in die Vergangenheit zurück. Irgendwie ist es eigenartig, wie das Auge und das Gehirn zusammenwirken. Jeder erfahrene Beobachter sagt, daß man sich gerade für schwierige, schwache Objekte Zeit nehmen muß, um alle ihre Feinheiten zu erkennen. Aber bei M 51 sagt schon der erste, nur Sekunden währende Blick: „Hier mußt du bleiben, denn je länger du schaust, um so mehr wirst du sehen“. Und so ist es auch. Entspanntes und ruhiges Beobachten zeigt um den sofort sichtbaren hellen Kern von M 51 eine schwache nebelige Scheibe, die sich nach und nach in einzelne Spiralarme auflöst. Am Ende eines dieser Arme hängt dann NGC 5195 und man vermeint förmlich sehen zu können, wie die größe Galaxie an ihrem kleinen Begleiter zerrt. Ausnahmsweise keine Galaxien sind die Kugelsternhaufen M 3 und M 53, die man einfach mitnehmen muß, liegen sie doch in der gleichen Himmelsregion. M 53 läßt sich in den Randbereichen auflösen, aber das berühmte „Wow-Erlebnis“ ist M 3. Schon beim direkten Anblick eindrucksvoll, tritt bei indirektem Sehen fast ein Blendungseffekt ein. Fast bis ins Zentrum läßt sich dieser GC bei nur 133x auflösen und das, obwohl das Seeing, wie immer hier in dieser Gegend Grenzen setzt. Durch Wolfgang Vollmanns jüngsten Bericht animiert, kann ich Porrima (Gamma Virginis) nicht auslassen, aber seinen Erfolg nicht nachvollziehen. Da müßte das Seeing wesentlich besser sein. Das letzte Objekt aus der Messier-Liste ist M 40 in Ursa Major (Winnecke 4, WNC4), ein Doppelstern mit rd. 50“ Separation, den Messier irrtümlich für einen Nebel hielt und daher in seinen Katalog aufnahm. Höchstwahrscheinlich handelt es sich dabei um einen optischen und nicht um einen physikalischen Doppelstern. Mein letzter Blick gilt Saturn, der schon recht tief im Westen steht. Der Eindruck, den ich vor zwei Wochen auf der Sophienalpe gewonnen habe, ist nicht zu wiederholen. Was soll man sagen, wenn das Seeing nicht einmal das Erkennen der Cassini-Teilung zuläßt? Ein schöner und zufriedenstellender Beobachtungabend geht zu Ende. Sollte das schöne Wetter anhalten, so wird es nicht der Letzte an diesem Pfingstwochenende sein. |