Astropraxis

Sofienalpe, 11. 05. 2008

20080511api19.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:11. 05. 2008
Zeit:19:00 bis 23:30 MESZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:12" Meade LX200 mit Philips SPC 900, Canon EOS 350D
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Grenzgröße:5.0
Aufhellung:schlecht (4)
Seeing:gut (2)
Wind:kein
Temperatur:12°C
Feuchtigkeit:trocken
Sonstige Bedingungen:Absolut wolkenlos! Aufhellung durch Mondlicht.
Bericht:

Unter dem Aufhänger "Traumwetter zum Pfingstwochenende" machen wir seit Tagen Werbung zum gemeinsamen Beobachten, und heute, am Pfingstsonntag, ist das Wetter wohl wirklich optimal. Keine Wolke trübt den Himmel, keine Spur von Dunst, kein Hauch von Wind. Schon am Abend, mit der Sonne noch über dem Horizont, leuchtet der Mond von einem tiefblauen Himmel.


Fast ein Sommerabend

Einen Pullover verträgt man schon noch, so warm wie im Hochsommer ist es noch nicht. Aber einem schönen Astronomieabend steht sonst nichts im Weg. Die Muttertagsausflügler haben den Wienerwald offenbar schon alle verlassen - der Gegenverkehr über Schottenhof und Exelberg war wirklich stark. Jetzt ist es hier wieder sehr ruhig geworden.

Die Fernsicht an diesem klaren Abend ist beeindruckend, trotz etwas Horizontdunst.


Schneeberg


Dunkelsteiner Wald und Wachau

Ich bin heute seit längerem wieder mit dem 12" LX-200 unterwegs. Bei der guten Durchsicht sollten Kugelsternhaufen ein Hit sein, die sind auch bei Mondlicht gut zu beobachten. Zunächst einmal geht die Sonne unter, ...


Knapp nach Sonnenuntergang

--- und dann ist Merkur das erste Ziel. Rasch findet ihn meine Goto-Montierung und zeigt eine kleine Sichel. Schön!


Merkur ist wirklch hell


Merkur im Fernrohr (12" LX-200 bei f/20, F=6m, Philips SPC 900NC, IR Pass 742nm, verkleinerter Ausschnitt)

Das nächste Ziel ist der Mond, der in einer beeindruckenden Phase hoch am Himmel steht. Hier erkenne ich bald, dass das Seeing sehr gut ist - beim Merkur, tief am Horizont, war das ja nicht zu erwarten gewesen.


Mond in schöner Phase. 12" LX-200 bei f/10 (F=3m), Mosaik aus drei Aufnahmen mit der
Canon EOS 350D, stark verkleinert. Man beachte die Mare Marginis und Smythii sowie Australe!

Mit der Webcam nehme ich einige bekanntere und auch weniger bekannte Gebiete auf. Alle Aufnahmen am 12" LX-200 bei f/10 (F=3m), Philips SPC 900NC und IR Passfilter 742nm, verkleinert.


Aristoteles und Eudoxus


Theophilus, Cyrillus und Katharina


Maurolycus genau am Terminator


Sacrobosco mit seinen interessanten Nebenkratern

Nächstes Fotoziel ist Saturn, nachdem Mars, wie ein visueller Eindruck bestätigt, wirklich schon sehr klein ist.


Saturn. 12" LX-200 bei f/20 (F=6m), Philips SPC 900NC, IR Sperrfilter

Der Ringplanet ist heute ja wirklich wunderschön, auch farbenprächtig, und visuell bis mit 420-facher Vergrößerung gut zu beobachten.

Heute ist auf der Sofienalpe ein interessanter Tag; erstens sind einige Interessierte, darunter auch Familien, gekommen, die gestern im Rahmen des Astronomietags auf der Universitätssternwarte waren. Und zweitens sind heute viele neue und vorwiegend junge Beobachterinnen und Beobachter gekommen, die wir teils noch nie hier angetroffen haben. The Next Generation? Hoffentlich!


Eine Gruppe junger AstronomInnen ...


... mit einem tollen William-Apo


Junge Freizeitastronomin mit recht großem Instrument


Zwei Fotografen

Der Mond sinkt nur langsam zum Horizont ...


Panorama vom Löwenkopf mit Saturn über den Mond bis zu den Zwillingen mit Mars

... aber die Kugelsternhaufen sind schon möglich. Ich beginne mit M3, gefolgt von M13 und M5, die ich als in etwa gleich schön einschätzen würde. Ich wage mich weiter an M92 (auch toll), NGC 6229 im Herkules (klein, diffus, andeutungsweise aufgelöst am Rand) und schließlich sogar an Palomar 5 in der Nähe von M5, den ich, Stern für Stern mit einer Spezialkarte aus dem TriAtlas vergleichend, wirklich erkennen kann. M56 ist allerdings noch tief und unspektakulär.

An Planetarischen Nebeln besuche ich neben M57 nur den hellen, kompakten NGC 6210 im Herkules. Und hier wage ich mich auch an eine Galaxie, NGC 6207 in der Nähe von M13. Sie ist deutlich zu erkennen. M51 hingegen leider schon zu sehr unter dem Mondlicht.

Ich bin schließlich der letzte Beobachter auf der Sofienalpe und genieße beim Anblick von M13 und M92 noch ca. eine halbe Stunde lang die völlige Ruhe, bevor auch ich abbaue und den Heimweg antrete.