Astropraxisnacht

Nach den Tagen der subtropischen Gewitter zieht endlich wieder ruhiges Schönwetter ein. Es ist Samstag, und da macht die spät einsetzende Dunkelheit weniger. Also rufen wir spontan Astropraxis aus und die Ortswahl fällt auf die Wienerhütte.

Ein strahlender Sommerabend auf der Wienerhütte südwestlich von Wien

Es gab untertags einige düstere Wolken; wie uns Andreas Pfoser mitteilt, handelte es sich um eine kleine Warm- und eine inaktive Kaltfront. Das erklärt, dass es heute Abend etwas kühler ist. Ich komme etwas früher hierher, um die milde Abendstimmung und die Landschaft einzufangen.

Wer sagt, es gibt nicht auch auf der Wienerhütte tolle Sonnenuntergänge? Na ja, ein Sonnenuntergang ist das nicht, aber ich besteige den nahen Hügel und von dort aus kann die Wienerhütte durchaus mit der Sofienalpe mithalten. Schade, dass man hier nicht beobachten kann - es mangelt an der Zufahrt.

Auf den Hügel. Blick nach Osten ...

... und nach Westen über Kaltenleutgeben

In der Dämmerung treffen dann die ersten Beobachtergruppen ein.

Es geht los. Erste Teleskope stehen schon.

Es wird heute, trotz der späten Dunkelheit, eine rekordverdächtige Astropraxis. Schon lange nicht haben so viele Beobachterinnen und Beobachter teilgenommen. Das Geheimnis lautet Samstag. Wenn am nächsten Tag Werktag ist, kann man nicht bis lange nach Mitternacht beobachten - das muss man derzeit aber.

Immer mehr treffen ein, und auch ein paar Wolken.

Viele schätzen an diesem Platz, dass Teleskope direkt neben dem Auto aufgestellt werden können. Wieder ein Vorteil der Wienerhütte gegenüber anderen Plätzen.

Ein paar Restwolken sind aufgezogen, lösen sich aber bald auf. Erstes Ziel in der hellen Dämmerung - gegen 22.30 Uhr MESZ - ist der Planetenreigen von Mars und Saturn nahe Regulus.

Saturn (Bildmitte), rechts unten Regulus (links) und Mars (rechts, rötlich)

Blicke durchs Fernrohr zu diesen Planeten erübrigen sich aufgrund des wirklich schlechten Seeings. Man kann nicht alles haben. Bald geht Jupiter im Südosten auf. Auch hier ist, seeingbedingt, zunächst nichts zu holen.

Jupiter und die Sterne des Schützen im Aufgang

Etwas später fange ich Jupiter doch mit dem 6" Refraktor und der Webcam ein und erstelle dann ein Komposit von Jupiter und seinen Monden.

Jupiter, Io, Europa und Ganymed. 150/1200mm Skywatcher, Philips SPC 900NC, IR Sperrfilter, Komposit

Gegen 23.30 Uhr MESZ wird es dunkel genug für Deep Sky.

Skorpion, Schütze mit Jupiter, und die sommerliche Milchstraße - 20 Minuten von Wien entfernt!

Schon strahlt die Milchstraße über uns - und das nur 20 Autominuten vom dichten Stadtgebiet entfernt. Was für ein toller Platz, in der Tat. Nur wenige Kilometer entfernt von hier macht unser Mitglied Gerhard Bachmayer Astrofotos von Weltklasse.

Sommerdreieck mit Milchstraße und Satellitenspur

Großer und Kleiner Bär

Wir beobachten primär visuell, da das Seeing wie gesagt sehr schlecht ist. Aber dann mache ich mich doch daran, am 6" Skywatcher ein paar Astrofotos zu machen. Einstellung: 1600 ISO, Belichtungszeiten 30 bis 90 Sekunden. Alle Aufnahmen sind also Einzelbilder, Easy Pictures sozusagen! Es wird überraschend ...

Der traumhafte M22, drittgrößter und dritthellster Kugelsternhaufen am Himmel

Der Lagunennebel M8; die Hintergrundaufhellung stammt von Mödling

Der Trifidnebel M20. Trotz Nachführfehlers: Wow!

Der Gipfel: Die Dunkelwolke Barnard 86 bei NGC 6520, knapp über dem Horizont

Der Omeganebel M17, auch leider mit Nachführfehler

Der Adlernebel M16. Sogar die "Finger" sind zu sehen.

Es wird eine lange Nacht. Gegen 1.30 Uhr MESZ haben die meisten abgebaut. Das geht halt nur an einem Samstag im Sommer. Der Platz hat einen hervorragenden Eindruck hinterlassen. Aber: Die Wienerhütte hat derzeit Urlaubssperre. Wie die Situation hier aussieht, wenn die Hütte in Betrieb ist, wird sich erst zeigen; so gute Bedingungen wie heute sind sicher nicht zu erwarten. Und im Herbst wird in dieser "Grube" auch die Feuchtigkeit zum Problem werden.