Bericht: | Erste Experimente im nahen UV
Ein faszinierender Bereich der Astro-Fotografie ist das nahe UV.
In diesem für uns unsichtbaren Wellenlängenbereich eröffnen sich neue Blickweisen auf unsere Welt.
Mich hat es gereizt, meine eigentlich als Guiding-Kamera erworbene Watec 120N mal im UV zu testen.
Wäre doch schade, dachte ich mir, das teure Stück „nur“ zum Nachführen zu nutzen…
Doch dabei treten einige Probleme auf:
Neben der Prüfung, ob der Watec-Chip überhaupt UV-sensitiv ist, benötigt man natürlich eine UV-Strahlungsquelle, ein UV-durchlässiges Objektiv und einen Filter, der exakt ab dem visuellen Bereich absperrt (und vor allem auch nicht hinten im Infraroten wieder aufmacht).
Nach einigen Recherchen im Web bin ich auf den Schüler-Filter gestoßen. Dieser soll ab 400nm sperren, und im Gegensatz zu den Baader-Filtern nicht hinten im Infraroten wieder öffnen.
Als ein noch größeres Problem sollte sich ein UV-durchlässiges Objektiv erweisen. Die meisten Objektive sind vergütet und sollen kein UV durchlassen.
Im Web werden deshalb sündteure Spezialobjektive verwendet, die es teilweise gar nicht mehr gibt.
Auch wird oft vorgeschlagen, die Vergütung eines alten Normal-Objektivs mit Sandpapier abzuschmirgeln(!)
Naja, wer sich das antun will…
Doch dann stieß ich nach intensiver Surferei auf eine Web-Site, wo jemand justament mit einem Objektiv, was ich schon habe, UV-Bilder gemacht hat:
ein altes Zuiko 55mm f1.2 von Olympus.
Dieses sieht schon auf den ersten Blick total unvergütet aus.
Und ab da gab es kein Halten mehr:
Ich schraubte den Schüler-Filter in den Watec-Olympus-Adapter, in den ich mir bei der Volkssternwarte München ein 1,25“-Filtergewinde habe schneiden lassen.
Die Watec hatte ich mir dort zuvor auch mit einem neuen Gehäuse und einem PC-Lüfter gegen das Wärme-Rauschen umbauen lassen.
In den Adapter wurde das Zuiko-Objektiv geschraubt, das ganze auf eine GP-Prismenschiene, und ab damit auf die GP. Strom- und Laptop-Anschluß hergestellt, und schon konnte losgehen.
Die beste UV-Quelle ist natürlich unsere Sonne, die meine ersten beiden Motive bestrahlen durfte.
Als erstes probierte ich mich an einem weißen Blumenstrauß. Viele Blumen haben sog. UV-Male, also eine Art „Landeanflugs-Befeuerung“ für Insekten. Wie die Bilder zeigen, sieht man im Weißlicht die dunklen UV-Male nicht.
Als nächstes mußte die Tochter meiner Freundin herhalten. Im Weißlicht hat sie eine rein weiße Gesichtshaut.
Sie war dann richtig erschrocken, was das UV-Bild ihrer Haut „entlockte“…
Im Web gibt es auch UV-Aufnahmen zur Aufdeckung von Zahnunreinheiten und –krankheiten.
Neben medizinischen und biologisch-botanischen Motiven bieten sich natürlich auch astronomische Motive für UV.
Mithin war das nächste Motiv astronomischer Natur und die von der Erde aus gesehen intensivste UV-Quelle:
unsere liebe Sonne!
Die ersten Versuche schlugen fehl: trotz einer Belichtungszeit von 1/2000 Sekunde, schwächstem Gain und dem stark verdunkelnden UV-Filter war die Sonne total überbelichtet.
Ein fetter weißer Strich zog sich durch die Sonne hindurch quer durchs ganze Bild. Kein Wunder, bei der Watec-Empfindlichkeit von 1/10000 Lux…
So hab ich noch mit einem schwarzen ungerahmten Dia nachdunkeln müssen. Selbst dann erscheint die Sonnenscheibe noch überbelichtet…
Da das Dia gewölbt war, ist die Sonne eiförmig geworden ;-)
Auf dem violetten Falschfarbenbild sieht man neben der eigentlichen Sonnenscheibe vor allem den „Haze“, hervorgerufen durch die starke Streuung des sehr kurzwelligen UV-Lichts durch Wasserteilchen, Aerosole und die Luftmoleküle unserer Atmosphäre.
Zufrieden, daß man auch mit vorhandenem und günstigem Equipment in diesem interessanten, gleichwohl eher profi-astronomisch bedeutsamen Wellenlängen-Bereich zu Ergebnissen kommen kann, hab ich am späten Nachmittag wieder abgebaut.
Bernhard
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