Beobachter: | Alexander Pikhard | |||||||||||||||||||
Datum: | 11. 07. 2008 | |||||||||||||||||||
Zeit: | 20:30 MESZ | |||||||||||||||||||
Ort: | Sofienalpe | |||||||||||||||||||
Instrument: | 6" Skywatcher Refraktor 150/1200mm, Canon EOS 350D, Philips SPC 900NC | |||||||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Für das Wochenende ist eine gewitterreiche Kaltfront angesagt, doch der heutige Abend sollte noch einigermaßen schön werden. Also rufen wir wieder einmal spontan Astropraxis aus. Da unter anderem auch ein vielleicht letzter Blick auf Saturn und Mars auf dem Programm steht, wählen wir heute wegen des flachen Westhorizonts die Sofienalpe, wo uns ein schöner Sonnenuntergang erwartet.
Im Westen stehen Reste von Gewitterschirmen, da vor allem in Oberösterreich sehr schwere Unwetter niedergehen. Dank einer südwestlichen Strömung bleibt der Raum Wien von diesen Unwettern vorerst verschont.
Den Sonnenuntergan selbst können wir nicht mehr beobachten, da die Sonne in den gewaltigen Gewitterschirmen am Horizont verschwindet. Diese Wolken vereilteln dann auch den Blick auf die tief stehenden Planeten Saturn und Mars, die wir in dieser Saison wohl nicht mehr sehen werden. Das Himmelsgeschehen ist ein Kommen und Gehen; während also Mars und Saturn ihre Sichtbarkeit am Abend beenden, beginnt ein anderer Planet eine Abendsichtbarkeit: Die Venus. In der Tat, noch vor Sonnenuntergang gelingt uns ein erster Blick auf unseren noch sehr fernen Schwesterplaneten, fast noch in oberer Konjunktion.
Die Venus ist noch sehr klein. Gerade einmal 10" misst ihr Scheibchen und mit freiem Auge ist natürlich nichts zu sehen. Dennoch: Der Blick zur Venus ist der erste Höhepunkt dieses interessanten Abends, weitere werden folgen. Erfreulich viele Beobachter haben heute den Weg auf die Sofienalpe gefunden und nützen die lange Dämmerung auch für diverse Tests an ihren Instrumenten, natürlich aber auch, um den Mond zu beobachten.
In der hellen Dämmerung ist Saturn zunächst noch zu schaffen, ...
... doch später schlucken die Wolken am Horizont den Planeten, freisichtig ist wie gesagt nichts mehr zu machen. Doch es gibt einen anderen Höhepunkt: Einen Wetterballon. Das helle Objekt ist ein lohnendes Ziel im Fernrohr an diesem windstillen Abend. Viele Rohre sind auf dieses Objekt gerichtet, als plötzlich ...
... der Ballon vor unseren Augen und Kameras zerplatzt. Mit offenen Klemmen kann ich das Geschehen am 6" Skywatcher ganz leicht im Bild festhalten, einfach händisch nachgeführt. Mit meinem LX-200 hätte ich dieses Kunststück nicht ganz so leicht geschafft. Von diesem Standpunkt aus war die Wahl des Instruments heute richtig. Irgendwie erinnert diese Erscheinung an Star Wars. Ist Darth Vader wieder entkommen? Der explodierende Ballon war schon der zweite Höhepunkt an diesem Abend. Doch jetzt zu ersthafteren Themen. Es ist jetzt dunkel genug, um den Mond zu fotografieren.
Der Mond steht in einer sehr schönen Phase, doch für Detailaufnahmen ist das Seeing nicht gut genug. Einige probieren es doch, eine gute Gelegenheit etwa, um eine Meade DSI auszuprobieren.
Mond und Dämmerung verhindern zunächst die Beobachtung schwächerer Himmelskörper, ...
... doch jetzt geht schon Jupiter auf, und der Planet sorgt für den dritten Höhepunkt des Abends. Natürlich nicht der Planet selbst, sondern der knappe Vorübergang von Europa an dem 7,9mag hellen Stern HD 179478 (Abstand 10"). Da Europa genau in größter westlicher Elongation steht, können wir eindrucksvoll die rückläufige Bewegung von Jupiter in wenigen Minuten erkennen!können wir
Wann kann man schon sagen, Jupiter in Bewegung gesehen zu haben? Zwischendurch mache ich, auch wenn das Seeing nicht so gut ist, eine Webcamaufnahme von Jupiter am 6" Skywatcher. Mit einer 3x-Barlowlinse verlängere ich die Brennweite auf 3,6m.
Gegen 23 Uhr ist es schon dunkel genug für die hellsten Deep Sky Objekte, die vor allem in Roland Grafs 18" Obsession sehr gut aussehen: M13, M15 (seufz, der ist auch schon da ...) und M57. Doch dann werden die Wolken von Westen her doch mehr. Zunächst verdunkeln sie den Mond, was gut ist ...
... denn der Himmel im wolkenfreien Teil wird dunkler. Auch ein rascher Durchzug mittlerer Wolken hält uns nicht ab, doch gegen 0.30 Uhr dreht der Wind. Aus einer kaum vorhandenen, milden Südostströmung wird ein heftiger Sturm aus Westen, und da wir nicht wissen, was der bringt, bauen wir rasch ab. Es war eine tolle, ereignisreiche Astropraxisnacht. |