Komet C/2008 J1 (Boattini) und die astrometrische Genauigkeit der Ortsmessungen

Wien 21, 17. 07. 2008

20080717wvo02.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:17. 07. 2008
Zeit:02:35 MESZ
Ort:Wien 21
Instrument:Refraktor 130/1040mm, Montierung Vixen SP-DX, CCD-Kamera SBIG ST237A
Bedingungen:
Durchsicht:gut (2)
Bericht:

Während ich darauf wartete dass der "helle Boattini", Komet C/2007 W1, hoch genug zur Beobachtung gestiegen war machte ich auch Aufnahmen des "schwachen Boattini", Komet C/2008 J1, hoch oben im Sternbild Kepheus bei einer Deklination von +73°.

Diesen Kometen beobachte ich schon seit dem 1.Juni 2008 und machte an 6 Abenden insgesamt 30 astrometrische Aufnahmen die ich wie immer an das Minor Planet Center der IAU sandte.

Hier ein Beispiel für eine summierte Aufnahme die ich mit Astrometrica auswerte:
c2008j1_01_30s_001+5_p1
C/2008 J1 (Boattini), 2008 Jul.17, 0h35-0h38 UT. 6 Aufnahmen zu je 30 Sekunden Belichtungszeit, zentriert und aufsummiert mit Astrometrica. Norden ist oben, Bildfeld 34x26'.

Um mehr Details des Kometen sichtbar zu machen verwende ich mehr Aufnahmen zum Summieren. Durch die Bewegung des Kometen werden die Sterne zu Strichspuren auseinandergezogen:
c2008j1_01_30s_001+23_p1neg
C/2008 J1 (Boattini), 2008 Jul.17, 0h35-0h50 UT. 24 Aufnahmen zu je 30 Sekunden Belichtungszeit, zentriert und aufsummiert mit Astrometrica. Norden ist oben, Bildfeld 11x11', Ausschnittsvergrösserung, kontrastverstärkt.

Wie jeder astrometrische Beobachter bin ich sehr an der Genauigkeit meiner astrometrischen Ortsmessungen interessiert. Schliesslich verwende ich für die Aufnahmen eine Brennweite von nur 484mm, die ich mit einem 0,5x Fokalreduzierer an meinem Refraktor 130/1040mm erreiche. Ein Pixel meiner Kamera von 7,4 Mikrometer Seitenlänge entspricht am Himmel einer Winkelgrösse von 3,15 Bogensekunden. Das MPEC K08N38 vom 15.Jul.2008 bietet nun eine neue Bahnberechnung des Kometen. Dort sind auch die astrometrischen Residuen (Restfehler) jeder Beobachtung gegen die Bahn zu finden. Wenn ich für alle Beobachtungen den Mittelwert des Restfehlers berechne erhalte ich 0,66 Bogensekunden Restfehler. Für meine Beobachtungen (Stationscode A97 Stammersdorf) beträgt der mittlere Restfehler 0,71 Bogensekunden, also praktisch gleich viel (oder wenig ;-).

Zusammenfassend kann ich also sagen dass meine Beobachtungen bei einem halben Meter Brennweite durchaus mit denen anderer Beobachter in der Genauigkeit mithalten können! Das spricht auch wieder einmal sehr für das Astrometrieprogramm Astrometrica von Herbert Raab, das auch bei nebeligen Kometen eine Festlegung des Helligkeitsschwerpunkts auf weitaus besser als ein Pixel erlaubt und noch dazu sehr bequem zu benutzen ist!