Unser Sommerprogramm war bis dato heuer nicht sehr erfolgreich. Die Margaretener Filmtage Anfang Juni total verregnet, eigentlich ein Totalausfall. Dann die Fussball-Europameisterschaft, während der keine Veranstaltungen geplant waren. Die Sternabende auf dem Kahlenberg im Juni und Juli wegen Schlechtwetters abgesagt, ebenso alle Sternabende in Schloss Neugebäude bisher im Juli. Wir wissen aus Erfahrung aber, dass diese Sommerevents eine wichtige Werbung für uns für den Herbst und die dann beginnenden Kurse sind. Also muss etwas passieren.
So beschließen wir Anfang der Woche relativ spontan und ohne genaue Kenntnis der Wetterentwicklung, am 19. Juli einen Sternabend auf dem Kahlenberg als Ersatz für alle ausgefallenen Abende anzusetzen. Dank der tatkräftigen Unterstützung unseres Mitglies Charlotte Rettenbacher-Ludwig und ihrer PR-Agentur wird dieser Sternabend massiv in den Medien beworben.
Jetzt braucht nur mehr das Wetter zu passen, und alle Wettermodelle verheißen am Freitag und auch noch am Samstag eine sommerliche Lücke zwischen zwei Störunen am Freitag und am Sonntag. Es wird also knapp. Aber am Samstagabend empfängt uns der Kahlenberg unter einem nahezu wolkenlosen Himmel, es ist mit 28°C angenehm warm und es weht nur ein leichter Wind aus Nordwesten.
Wien in der Abendsonne
Wir beginnen um 19.30 Uhr mit dem Aufbau unserer Station, obwohl es um diese Zeit noch taghell ist, die Sonne scheint und sowohl Jupiter als auch der Mond noch nicht aufgegangen sind.
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Viele Ausflügler und Touristen nützen den schönen Abend, um den Ausblick auf Wien zu genießen.
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Aufgrund der Spontanität mussten wir heute bei der Besetzung und Instrumetierung unserer Mobilen Sternwarte etwas improvisieren, konnten aber dennoch eine gute Station zusammenstellen. Christine und Kurt Bretschneider betreuen das 10" LX-200GPS, es ist heute das stärkste Instrument. Anneliese Haika und später Monika Klapka betreuen den 8" Dobson, der vor allem für Kinder gedacht und gut geeignet ist. Heidi Eigner und Michael Menedetter betreuen den 6" Skywatcher Refraktor. Es ist eine Premiere, erstmals setzen wir keine privaten, sondern ausschliesslich WAA-eigene Teleskope ein. Mir obliegt die Rolle des Vortragenden und des Reporters. Ludwig Grandy und Judit Lechner helfen phasenweise aus, und Roland Graf trifft später auch noch ein, um das dramatische Ende dieses Abends mitzuerleben.
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Anfgangs müssen sich unsere Instrumente mit terrestrischen Objekten begnügen.
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Im Südwesten tauchen ein paar Wolken auf, sie zeigen eine auflösende Tendenz, wir beachten sie kaum. Wir vertrauen den Wettermodellen vollends.
Im Südwesten tauchen Wolken auf
Nach wie vor ist Jupiter nicht zu sehen: Zu tief und vor allem vom Hotel verdeckt. Die Orientierung der Terrasse ist leider wirklich nicht optimal, man sieht auch von Wien nicht allzu viel, ausser, man lehnt sich über die Brüstung. Mit etwas Kopfrechnen und einem kleinen Planetariumsprogramm in meinem Handy (Pocket Stars) schaffe ich es dann, Wega im Skywatcher-Refraktor einzustellen.
Nicht der Mond, wie auf der Schautafel, sondern Wega ist das erste Ziel der Mobilen Sternwarte
Dank der guten Ankündigung in den Medien scharen sich bald enorm viele Leute um unsere drei Teleskope und sind zunächst vom Anblick der Wega am hellen Himmel sichtlich beeindruckt. Das Publikum ist extrem interessiert und es ergeben sich spontan viele spannende kurze Vorträge, von den Objekten unseres Sonnensystems bis zur Dynamik unserer Milchstraße und der Kosmologie.
Ganz ohne mediale Unterstützung, nur mit verbalen Beispielen, erläutere ich zum Beispiel, warum wir kein Bild vom Universum, wie es jetzt aussieht, haben können, sondern nur ein (zeitlich) verzerrtes. Nehmen wir an, die größte mögliche Geschwindigkeit im Universum wäre ein Kilometer pro Jahr. Dann stünde in der heutigen Zeitung, was in Salzburg vor 300 Jahren passiert ist, und in Salzburg, was in Wien vor 300 Jahren passiert ist. So verhält es sich auch mit dem Universum, nur dass diese größtmögliche Geschwindigkeit, die Lichtgeschwindigkeit, ca.300.000 Kilometer pro Sekunde beträgt. "Dann ist ja die Zeit relativ", merkt eine Besucherin an, und hat es damit auf den Punkt gebracht.
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Wir sind noch immer bei der Wega als einzigem Objekt, als dann endlich Jupiter über den Sonnenschirmen des Kaffeehauses auftaucht. Hier sind die beiden Fernrohre in den vorderen Reihen, der 8" Dobson und das 10" LX-200, im Vorteil, der Refraktor, etwas weiter hinten auf der Terrasse positioniert, muss hingegen noch etwas länger warten.
Diese beiden Teleskope nehmen Jupiter ins Visier
Endlich strahlt Jupiter über Wien. Es sind so viele Leute gekommen, dass wir uns fast an Mars 2003 erinnert fühlen. Einen derartigen Ansturm wie damals (855 Gäste am stärksten Abend) würde die neue Terrasse gar nicht verkraften, sie hat nicht einmal ein Viertel der (freien) Fläche der alten, weiter östlich gelegenen, die dem Hotel weichen musste.
Großer Andrang an den Teleskopen, alle wollen Jupiter sehen
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Der Abend schreitet voran und die Wolken werden mehr. Macht zunächst auch noch nichts, denn der Mond geht endlich auf, bzw. taucht auch hinter dem Hotel auf.
Mond und Jupiter über dem nächtlichen Wien
Ein wenig Terminatorstrukturen sind zu erkennen, rund eineinhalb Tage nach Vollmond.
Beim Anblick des Mondes kommt natürlich besonders viel Begeisterung auf
Keine Frage, der Mond hinter den lockeren Wolken ist auch ein gutes Fotomotiv und vor allem auch im Feldstecher sehr schön. Wichtig, dass unsere beiden wichtigsten Objekte, Mond und Jupiter, im Südosten und Süden stehen. Aber auch verhängnisvoll.
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Verhängnisvoll? Das ist es, wenn man immer nur in eine Richtung schaut bzw. schauen kann. Als ich von einer kurzen Pause verbunden mit einem Ausflug in den Keller des Hotels, um das zu erledigen, was auch Kaisern und Königen nicht erspart bleibt, wieder an die Oberfläche komme, bemerke ich hektisches Treiben. Der Kellner schließt die großen Glastüren des Restaurants und unsere fleissigen Mitarbeiter und -innen hantieren besonders flink. Es regnet! Das kann nur eines heißen: Notabbau!
Rasch verfrachten wir die drei Instrumente unter das Zelt (zum Glück ist kein echtes Schwergewicht dabei, so dass zwei Leute ein Teleskop voll montiert tragen können) und überlegen unter dem Geprassel des Regens und ziemlich beengt, was zu tun ist. Kurt und ich beschliessen, dass es der Notfall erfordert, mit unseren Autos bis knapp ans Zelt heranzufahren. So können wir das 10" LX-200 und den 6" Skywatcher trocken demontieren und verladen.
Nach etwa 10 Minuten hört der Regen auf, die Terrasse ist, abgesehen von uns, menschenleer. Wo die vielen Gäste hingekommen sind, bleibt ein Rätsel. Das Zelt können wir noch nicht abbauen, es ist ziemlich nass geworden. Also warten wir ab. Schon sind nach diesem eindeutig gewittrigen Schauer wieder Sterne zu sehen.
Wir haben den 8" Dobson noch nicht verstaut, mit zwei Handgriffen ist er wieder einsatzbereit und es geht kurz weiter, damit die, die den Mond noch nicht gesehen haben, noch einen Blick auf ihn werfen können.
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Der Mond kommt in der Tat noch einmal aus den Wolken heraus und kann beobachtet werden.
Noch einmal kommt der Mond zum Vorschein
Der recht klare Himmel im Zenit trügt. Von Westen nähern sich die nächsten Schauerwolken, um 23.45 Uhr brechen wir daher endgültig ab. Auf der Heimfahrt regnet es erneut kurz. Die Wettermodelle für den Abend waren etwas zu optimistisch, aber es war kein Ausfall, sondern ein in Summe extrem erfolgreicher Sternabend und eine schöne Werbung für Astronomie.
Text und Fotos: Alexander Pikhard