Beobachtung

Edlach/Rax, 05. 08. 2008

20080805sfl21.html

Beobachter:Thomas Schröfl
Datum:05. 08. 2008
Zeit:21:30 bis 23:15 MESZ
Ort:Edlach/Rax
Instrument:NexStar 11 GPS
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Grenzgröße:5.5
Aufhellung:gut (2)
Seeing:schlecht (4)
Wind:kein
Temperatur:17°C
Feuchtigkeit:60
Bericht:

Am Samstag auf unserer Summer Star Party habe ich durch Zusehen bei Alex etwas darüber gelernt, wie man aus Satellitenbildern sich selbst eine Wetterprognose erstellen kann. Das setzte ich heute mit dem Ergebnis um, daß gute Chancen bestehen zu einer klaren Beobachtungsnacht zu kommen, jedenfalls bis gegen Mitternacht oder etwas darüber hinaus. Die Wetterbedingungen in Edlach sind nicht ganz leicht zu prognostizieren, da hier kleinräumige Effekte dominieren, die BOLAM etc. nicht zu entnehmen sind. Aber wenn man bereits 50 Jahre seines Lebens in dieser Gegend verbracht hat, dann hat sich auch einiges an Erfahrung angesammelt, die eher einem Bauchgefühl entspricht, aber wissenschaftlich schwer faßbar ist. Beides zusammen führte mich jedenfalls zum richtigen Ergebnis. Gegen Mittag beginnt sich die Wetterfront, die nächtens mit Regen durchgezogen ist, aufzulösen, die Bewölkung wird immer lockerer und am Abend ist der Himmel wolkenfrei.

Wie bereits berichtet konnte ich am Freitag meine Schwester dazu animieren auf meiner Dachsternwarte die Sofi zu beobachten. Das dürfte das Interesse geweckt haben, denn überraschend sagt sie sich bei mir für eine Starry Night an. Gegen 21:00 Uhr treffe ich die erforderlichen Vorbereitungen, sprich den Computer hochzufahren, die Kuppel zu öffnen und die Initialisierungsprozedur des Teleskops zu absolvieren. Nach 21:30 ist es ausreichend dunkel, um mit einer Führung durch den Sommerhimmel zu beginnen. Zunächst stehen wir am Flachdach und absolvieren eine kurze Orientierung mit dem Laserpointer, denn man soll ja doch wissen, wo man am Himmel mit dem Teleskop unterwegs sein wird. Assistierend steht mir Tochter Mariella zur Seite, die keine Gelegenheit verabsäumt zu demonstrieren, daß sie bereits das Sommerdreieck und die wesentlichen markanten Sternbilder kennt.

Dann geht es auf in die Kuppel und los mit einer Vorführung der interessantesten Objekte des Sommerhimmels. Wir starten im Schwan mit Albireo, wandern dann weiter zum Ringnebel und dem Hantelnebel und gehen weiter nach Süden zu M 11, dem Wildentenhaufen.

Noch weiter nach Süden wenden wir uns Jupiter zu. Das lausige Seeing läßt keine Oberflächendetails erkennen, aber dafür gibt es eine ganz eigenartige Konstellation der vier gallileischen Monde zu sehen. Alle stehen auf einer Seite neben Jupiter in der Anordnung eines Parallelogramms.

Unser nächstes Objekt ist der offene Sternhaufen M 25. Als Kontrast dazu folgen dann die Kugelsternhaufen M 13 und M 92 in Herkules.

Nach einem Realignment an Polaris begeben wir uns zum Abschluß noch in die Cassiopeia, wo ich NGC 457, den Owl Cluster oder ET, als Ziel ausgewählt habe. Die beiden Sterne phi Cas und SAO 22187 bilden die Augen der Eule bzw. von ET. nähere Informationen dazu bei: http://deepsky.astronomie.info/Cas/ngc457/index.de.php.

Diese kurze Einführung meiner Schwester in die amateurastronomische Beobachtung hatte für mich einen ganz interessanten Aspekt. Zu jedem Objekt kam unvermittelt die Frage nach den astrophysikalischen Hintergründen, also die Frage nach wie, weit, wie alt, wie groß und was ist das eigentlich, was ich da sehe. Nach nun 7 Jahren Praxis sind für mich kosmische Dimensionen kein Neuland mehr. Aber es ist interessant zu sehen, wie es einen unerfahrenen Laien in ehrfürchtiges Staunen versetzt, wenn man ihm z.B. erklärt daß M 13 25.000 Lj. entfernt rd. 12 Mrd. Jahre alt ist, einen Durchmesser von ca. 150 Lj und eine Leuchtkraft von 300.000 Sonnen hat und aus über 100.000 Sternen besteht. Alles Maße und Größen, die weit jenseits unserer irdischen Vorstellung liegen.

Schließlich ergab sich auch noch ein interessanter Aspekt, denn Tochter Mariella entwickelt zusehend Beobachtungserfahrung. War sie früher nur sehr schwer in der Lage etwas schwierigere Objekte im Okular wahrzunehmen, so ist nun eine zunehmende Sehpraxis und –erfahrung nicht mehr zu übersehen. Stand früher das kindliche Dabeisein um jeden Preis im Vordergrund, so ist nun auch ein beginnendes Interesse an der Astronomie zu erkennen. Sollten meine bisherigen und weiteren astronomischen Erziehungsbemühungen von Erfolg gekrönt sein, so entwickelt sich hier vielleicht eine zukünftige Präsidentin der WAA.