Bericht: | An einem schönen, etwas kühlen Samstag Ende August werden die Wolken immer weniger und es zeichnet sich eine schöne, mondlose Nacht ab. Also rufe ich zum gemeinsamen Beobachten auf der Wienerhütte auf, wissend, dass während der kommenden Nacht von Sonntag auf Montag schon die Cirren eines nahenden Frontensystems aufziehen werden.
Die Abenddämmerung verläuft ungewöhnlich; nachdem es mit Sonnenuntergang merklich dunkler wird, scheint es plötzlich wieder heller zu werden. Im Westen strahlt der Himmel ungewöhnlich hell, und das, obwohl keine Cirren da sind. Das ganze erinnert von der Struktur her eher an NLCs, aber um diese Jahreszeit und im Westen? Und es ist gelb und nicht blau.
Bemerkenswerte Abenddämmerung
So etwas kenne ich nur nach einem Vulkanausbruch. Vulkanasche in der Hochatmosphäre sieht so aus. Aber ich weiss nichts von einem solchen Ausbruch. Doch zwei Tage später bestätigt SpaceWeather.com meine Vermutung: Was den Sonnenuntergang so prächtig und ungewöhnlich macht, ist in der Tat das Resultat eines Ausbruchs des Vulkans Kasatochi auf den Aleuten vor Alaska. Er war am 7. August ausgebrochen und die Schwefel- und Aschenwolke hat mittlerweile auch Europa erreicht und sorgt in Nordamerika und Europa für sehr ungewöhnliche Sonnenuntergänge.
Die von der untergehenden Sonne beleuchtete Aschenwolke hüllt die Umgebung in ein eigenartiges, gelbliches Dämmerlicht.
Eigenartiges Dämmerlicht
Auch später, als Jupiter schon gut zu sehen ist, hat die Dämmerung eine außergewöhnliche Färbung.
Jupiter in der Dämmerung
Es wird eine sehr klare Nacht, auch wenn die Vulkanwolke gut eine halbe Größenklasse kostet. Jupiter ist das erste Ziel. Die Monde stehen auffällig symmetrisch, und auch der Planet zeigt sich heute sehr "brav", so gut das bei dem Seeing zu beurteilen ist. In einem wirklich ruhigen Moment erwische ich mit dem Refraktor ein ganz gutes Bild.
Jupiter mit Monden
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Jupiter im Detail (Philips SPC 900NC, F=2400mm)
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Jupiter steht in der Milchstraße in einem bemerkenswert sternreichen Feld.
Jupiter in der Milchstraße
A propos Milchstraße. Sie ist wirklich traumhaft gut zu sehen heute, und das so nahe bei der Stadt.
Die Milchstraße auf der Wienerhütte (unten das Licht von Mödling)
Obwohl sie tief stehen, sind die Deep Sky Objekte im Schützen unser erstes Ziel. Ich mache ein paar Fotos, kämpfe aber heute irgendwie mit der Nachführung, so dass die Bilder nicht so toll werden.
Daher verlege ich mich aufs visuelle beobachten, vor allem mit Rolands 18" Obsession.
Die drei klassischen Nebel im Schützen (
M8,
M20 und
M17) sind in dem großen Dobson mit 30mm Pentax-Okular und
UHC-Filter in der Tat recht beeindruckend, obwohl sie schon sehr tief stehen.
Doch noch eindrucksvoller ist
M16 in der benachtbarten Schlange. Indirekt erkennt man die berühmten
"Finger" tatsächlich auch visuell.
- Am 6" Skywatcher stelle ich
M11 ein, für dieses Gerät ein ideales Objekt (14mm Pentax) und
äußerst beeindruckend.
Nach einem vergblichen Versuch am 18" Obsession, M55 zu beobachten (schon hinter den Föhrenbergen verschwunden) begeben wir uns in den Steinbock und suchen
M30. Der südliche Kugelsternhaufen ist durchaus leicht zu finden und zeigt seine charakteristischen drei Sternreihen, die ihm ein unvergleichliches Aussehen verleihen.
Weiter in den Wassermann.
M72 ist ein schwieriges Objekt, aber nicht allzu schwierig einzustellen. Mit stärkerer Vergrößerung (8,8mm UWA) ist der schwache Kugelsternhaufen aber wirklich auch in Sterne aufzulösen. 18" kann schon was bei so gutem Himmel.
M73 wird als "Scherzobjekt" eingestellt, das vier Sterne umfassende Asterismum ist eine der Kuriositäten des Messier-Katalogs. Sehr schön ist in der Nähe der Saturnnebel
NGC 7009, der heute wirklich wie der Ringplanet aussieht. Unschwer erkennen wir visuell (ebenfalls 8,8mm UWA) die beiden "Ohren". M2 hingegen ist ein Klassiker, traumhaft, gross und gut aufgelöst.
Nach dem Motto "Jedes Fernrohr hat seinen Himmel" mache ich mich am 6" Skywatcher auf die Suche nach dem Hellixnebel
NGC 7293. Er ist aufgrund seiner Lage im Sucher recht gut einzustellen. Im Hauptrohr sehe ich zunächst gar nichts. Doch mit einem UHC-Filter im 40mm Pentax (eine lediglich 30-fache Vergrößerung) ist der riesige Ringnebel gut zu erkennen. Beeindruckend.
Am 18" Obsession sind jetzt ein paar Klassiker an der Reihe, deren Anblick in
Worten kaum zu beschreiben ist in dieser klaren Nacht:
M71, sehr gut aufgelöst. M27, eine Wucht, mit feinen Strukturen und Zentralstern.
M57, knallhell und mit Zentralstern. M13, es fehlen die Worte.
M92, auch extrem beeindruckend. Den Abschluss der Klassiker bildet
NGC 6826, der "Blinking Planetary".
Noch einmal "Jedes Fernrohr hat seinen Himmel". Am 6" Skywatcher stelle
ich zunächst M31 und M32 ein (stehen die schon hoch!), sie geben im 21mm Pentax ein
tolles Bild ab. Dann noch h+χ Persei, ebenfalls ein Traum in diesem Instrument.
Zurück zum 18" Obsession und zurück in den Pegasus. Wir stellen die Kantengalaxie
NGC 7331 ein; sie ist leicht zu finden und im 14mm Pentax ein tolles Objekt; sogar das
Staubband ist zu erkennen. Doch nicht genug damit. Ein wenig geschwenkt, und nach etwas Suche
direkt mit dem Hauptfernrohr kommt Stephans Quintett ins Feld. Rasch zum 8,8mm UWA-Okular.
Mit indirektem Sehen und etwas längerer Betrachtung sind vier Galaxien deutlich zu trennen
(eine ist ein Doppelobjekt, daher Quintett) und man erkennt sowohl Form als auch Lage der Galaxien.
So deutlich haben wir dieses schwierige Objekt auch noch nie gesehen.
Nach einem vergeblichen Versuch mit M51 (steht zu tief) stelle ich als letzten Klassiker am
18" Obsession noch den herrlichen offenen Sternhaufen NGC 7789 in der Kassiopeia ein.
Es ist spät geworden, schon nach 0.30 Uhr, dabei beobachten wir schon seit 21 Uhr Deep Sky.
Aber diese gute Nacht war es wert und wir haben uns an jedem der eingestellten Objekte so richtig
sattsehen können. Es ist kühl geworden, nur mehr 11°C, keine Frage, meteorologisch
beginnt der Herbst. Astronomisch wohl die beste Zeit im Jahr: Lange Dunkelheit, tolle Objekte und
noch keine extreme Kälte.
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