Beobachter: | Alexander Pikhard | ||||||||||||||
Datum: | 01. 12. 2008 | ||||||||||||||
Zeit: | 16:00 bis 19:00 Uhr MEZ | ||||||||||||||
Ort: | Kahlenberg, Aussichtsterrasse | ||||||||||||||
Instrument: | 6" Skywatcher Refraktor, Canon EOS 350D | ||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Heute steht eines der wichtigsten astronomischen Ereignisse in diesem Jahr auf dem Programm, die Bedeckung der Venus durch den Mond in den frühen Abendstunden und das quasi gleichzeitig in Konjunktion mit Jupiter. Die Simulationen lassen ein tolles Himmelsspektakel erwarten, aber was meint das Wetter dazu? Noch vor zwei Tagen waren die Prognosen recht hoffnungslos und passten zu diesem wettermäßig nicht gerade berauschenden Spätherbst (astronomisch) bzw. Frühwinter (meteorologisch). Doch schon gestern ermuntert uns Andreas Pfoser mit einer durchaus optimistischen Prognose, die auf ein großes Wolkenloch inmitten einer chaotischen Wettersituation hoffen läßt. Jedenfalls bestehen Chancen für eine Beobachtung von Wien aus und so mache ich mich mit ein paar anderen auf den Kahlenberg auf, denn dieser Platz erfüllt zumindest vom Horizont - freier Blick nach Südwesten auch in sehr geringer Höhe - die Anforderungen für dieses Himmelsereignis. Andreas Pfosers Prognose hatte die gewohnte gute Qualität, um 16 Uhr erwartet mich im Südwesten ein riesiges Wolkenloch. Heftiger Südwestföhn weht in Sturmstärke, doch es zeigt sich, wie es Andreas vorhergesagt hat: Am Alpenhauptkamm mächtige Stauwolken von Süden (südlich davon versinkt das Land in ungeheuren Schneemengen), im Westen und im Osten Wolken, doch über Niederösterreich und Wien reißt der Föhnsturm eine wolkenfreie Schneise. Besser Sturm als Wolken und Niederschlag!
Im Osten und im Westen bestimmen Wolkenfetzen den Himmel, doch im Süden erkennt man schon die dünne Mondsichel - und Venus! Unglaublich, wie deutlich der Planet mit freiem Auge zu sehen ist, mit dem Mond als Hilfe beim Auffinden.
Jetzt nimmt das Geschehen seinen Lauf und mit fortschreitender Dämmerung ist eine Himmelserscheinung zu sehen, deren Schönheit im Foto nicht ansatzweise wiederzugeben ist. So etwas muss man mit eigenen Augen sehen!
Diese Konstellation muss einfach die Blicke auf sich ziehen. Viele Bekannte rufen mich spontan an und fragen, was da neben dem Mond steht. Einige unserer Beobachter wurden sogar vom Busfahrer der Linie 38A gefragt, was da am Himmel los ist. Sin und Ishtar, die babylonischen Götter für Mond und Venus, fällt mir dazu ein. Die Darstellung von Mondsichel und hellem Stern davor (Ishtar = Venus) ist eine der ältesten astronomischen Darstellungen der Menschheit. Der Mond nähert sich unaufhaltsam der Venus. Leider trüben ein paar Wolken das freisichtige Empfinden des Eintritts, es ist doch nur im Fernrohr zu verfolgen.
Venus ist verschwunden und mit der Venus leider auch der Mond, hinter Wolken, die sich rasch gebildet haben. Zeit für einen Kaffee zum Aufwärmen im Kaffehaus. Ob der Austritt zu sehen sein wird? Wir zweifeln, doch der Mond kommt wieder.
Trotz des unangenehmen Windes warten wir auf den Austritt.
Es ist kein vergebliches Warten. Es passiert umgekehrt wie beim Eintritt, ein großes Wolkenloch beschert uns freie Sicht.
Es ist faszinierend, der Austritt am hellen Rand ist mit freiem Auge zu sehen, und wie gut auch noch! Der Farbunterschied macht es aus, der tiefe Mond rötlich und die Venus, trotz tiefer Lage, eigentlich noch strahlend weiß. Das kommt im Foto weniger deutlich heraus als freisichtig. Das tief stehende Doppelgestirn Venus - Mond ist einmal mehr extrem reizvoll und ein tolles Fotomotiv.
Das können Worte und Bilder nicht mehr beschreiben. Über dem nächtlichen Wien eine tolle Konstellation.
Bald versinken die drei Gestirne doch in den Stauwolken am Alpenhauptkamm. Mit einer gehörigen Portion Glück durften wir das vielleicht tollste Himmelsereignis in diesem Jahr erleben. Nur die partielle Mondfinsternis vom August kommt da heran. |