Deep Sky Marathon

Observatorio del Teide, Teneriffa, 28. 02. 2009

20090228api20.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:28. 02. 2009
Zeit:20:00 bis 00:30 Uhr UT
Ort:Observatorio del Teide, Teneriffa
Instrument:SLOOH Dome 2 Equipment
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Aufhellung:sehr gut (1)
Seeing:gut (2)
Feuchtigkeit:17%
Sonstige Bedingungen:Anfangs etwas Mondlicht.
Bericht:

Frustriert durch das anhaltende Schlechtwetter und angeregt durch beeidnruckende Wetterdaten von Teneriffa beschliesse ich einmal mehr, ein astronomisches Fernsehprogramm über das Slooh-Observatorium auf Teneriffa zu konsumieren. Es sieht ja in der Tat sehr gut aus. Nochmal zur Erinnerung: Es stehen zwei Instrumente zur Verfügung, ein C14 mit fast 4m Brennweite und ein kleinerer Apo mit 480mm Brennweite, beide ausgestattet mit einer recht guten CCD-Kamera.

Im Fünfminutentakt werden Objekte angesteuert. Die Möglichkeit, eigene Ziele einzugeben, scheitert derzeit an einer noch nicht fertig programmierten Software. Im Slooh-Forum fand ich auch einen sehr guten Artikel, der beschreibt, wieso die Slooh-Teleskope fast lückenlos Objekte zur Ansicht anbieten können:

"Just to add a bit to what Ricky has correctly stated. As he said, the "light capturing" phase of a mission doesn't last the entire 5 minutes....and there are actually 4 exposures taken during each mission....red, blue, green, & luminance (more-or-less clear). This produces 4 FITS "Flexible Image Transport System" files. This is the most common format for high quality astrophotography use....but they are B&W images, or monochrome if you prefer. However, they contain the data for each of the 4 different color "channels". By the time the CCD has collected & stored these in the local computer, the telescope itself is receiving commands, or close to it, for the location of it's next target. Then is when 1 of several of Slooh's special "processing recipes" kicks in, performed within the computer. Depending upon what type of object is being targeted, or which of the 4 settings a member has chosen, each color is adjusted to a certain degree to emphasize, or de-emphasize, specific colors & wavelengths. (Technically, I guess those 2 are really 1 & the same, but it just sounded a bit more professional.) While this process is going on, which takes a couple minutes, you are seeing the real-time results of the developement of the image on your Mission Interface. However, the scope & it's camera....their job finished ....are already on their way to the next target. During the latest stage of scope movement, or the earliest stage of the initial exposures, is when the computer finishes it's FITS processing, combines the 4 files into 1 color image, converts it to a Jpeg format, & mails it to the U.S. And does this every 5 minutes, up to about 110 times per night, per scope. So you can see that our little friends over there on the volcano definitely earn their pay each night. I'm sure they sleep very well shortly after the domes close."


Abenstimmung auf dem Teide

Schade, dass Komet Lulin nicht mehr auf dem Programm steht und schade, dass der Reservierungsmodus nicht funktioniert. Dieses Manko werde ich in etwa dreieinhalb Stunden mit meinem lokalen Teleskop ausgleichen, doch das weiss ich jetzt natürlich noch nicht.

Offene Sternhaufen

Den Anfang dieser Nacht machen offene Sternhaufen. Die meisten von ihnen kommen nur im Apo gut heraus, sie sind für 4m Brennweite zu gross. Ich bearbeite alle Bilder nach, trotz nur 8 Bit Tiefe. Erstaunlicher Weise geht doch noch einigies.


h + χ im Perseus, Apo. Links χ, rechts h.


h Persei im C14


M34 im Apo


M35 und NGC 2158 im Apo


M36 im Apo


M47 im Apo


M48 im Apo

Nebel

Jetzt ist der Himmel sehr klar und dunkel.


Klarer Himmel über Teneriffa. Ganz unten Canopus.

Die außerordentlich gute Rotempfindlichkeit der Slooh-Kameras erlaubt trotz kurzer Belichtungszeit (ca. 1 Minute L-Kanal) gute Nebelbilder, wenn man sie etwas nachbearbeitet. Und die Durchsicht ist heute wirklich exzellent, sonst wären einige Ergebnisse nicht möglich. Mit Astroart skaliere ich die Bilder logarithmisch, das gibt noch etwas Dynamik. Beim Aufnehmen steht der L-Kanal kurz alleine zur Verfügung, bei manchen Objekten ist das Bild in diesem Kanal besser als das dann automatisch erzeugte LRGB-Bild.


M1 im Apo, ein sehr schönes Feld. Im C14 hatte ich ihn schon.


M42 im Apo, der ist im L-Kanal schöner als in Farbe, auch wenn das Zentrum überbelichtet ist.

Und jetzt ein paar schwierige Objekte.


Pferdekopfnebel. Alle Achtung, bei so kurzer Belichtung. Etwas körnig, aber alles da.


Rosettennebel. Wow, ich bin beeindruckt.

Und jetzt ein paar Exoten.


IC 405 im Fuhrmann, "Flaming Star Nebula". Ein Grenzgang. Apo.


IC 2177 und Gum 1 im Einhorn. Ich bin beeindruckt. Apo.


NGC 2174 im Orion. Ich musste den defekten G-Kanal reparieren. Apo.


NGC 2264 im Einhorn. Vom Konus ist nicht viel zu sehen. Apo.


M78 mit beeindruckend viel Umgebung: NGC 2071 oben, NGC 2064 und 2067 rechts. Apo.


NGC 2467 im Achterschiff, darüber der dichte Sternhaufen Haffner 18, zu südlich für unsere Breiten. Apo.

Zum Abschluss der Nebelserie noch ein guter Bekannter.


NGC 2392, der Eskimonebel in den Zwillingen, ausnahmweise ein Bildausschnitt im Originalmaßstab, C14.

Galaxien

Mit fortschreitender Nacht werden auch die zahlreichen Galaxien des Frühlingshimmels lohnende Ziele. Zuerst ein paar bekannte Objekte.


M65 (rechts) und M66 (links) im Löwen, Apo. Ein Stück weiter rauf, und das Triplett wäre komplett ...


M81, schön im Apo, zu gross für das C14


M82 im C14, toll.

Jetzt zu Exoten und schwierigen Objekten.


IC 342 in der Giraffe, ein Mitglieder der lokalen Gruppe. Apo.


NGC 2683 im Luchs, eine tolle Galaxie, C14


Die Antennengalaxien NGC 4038 und 4039 im Raben, rechts unten NGC 4027. Apo.


Was für ein Feld! Die drei Spindeln NGC 4222, 4216 und 4206 (von links oben nach rechts unten), dazu noch
NGC 4189 rechts oben, NGC 4193 (rechts) und UGC 7249 (rechts unten, schwach). Richtig, wir sind hier nahe
dem Zentrum des Virgo-Galaxienhaufens. Toll. Apo.

Leider fällt jetzt die Kamera am C14 aus, die Antennengalaxien und NGC 4216 wären für die 4m Brennweite lohnende Ziele gewesen. Doch ich arbeite jetzt ohnedies parallel. In Wien hat sich ein Wolkenloch gebildet und ich kann endlich den Kometen Lulin beobachten, wirklich live, und arbeite jetzt eigentlich an zwei Teleskopen gleichzeitig, die durch ein paar Tausend Kilometer von einander getrennt sind. Willkommen im 21. Jahrhundert, kann ich nur sagen.

Dieses "Fernsehprogramm" ist natürlich eine zeitlang spannend, verliert dann aber bald seinen Reiz, mit der Anzahl der Wiederholungen sinkt die Motivation, neues zu erhaschen, gewaltig. Hoffentlich funktioniert der Reservierungsmodus bald.

Doch eine positive Seite kann ich Slooh auf jeden Fall abgewinnen: Man erhält tolle Anregungen für eigene Beobachtungen. Viele der Objekte, vor allem bei den Galaxien, waren mir gänzlich unbekannt.