Jupiter und Mars am Morgen

La Dehesa, Chile und Macedon Ranges Observatory, Australien, 31. 03. 2009

20090331api10.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:31. 03. 2009
Zeit:10:40 Uhr UT
Ort:La Dehesa, Chile und Macedon Ranges Observatory, Australien
Instrument:SLOOH Allsky Kameras
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Aufhellung:gut (2)
Bericht:

Heute möchte ich mit anhand von "globalisierter Amateurastronomie" zwei fundamentale astronomische Fakten verdeutlichen:

1) Abend- und Morgensichtbarkeiten

Im Frühjahr sind Abendsichtbarkeiten von Planeten günstig, Morgensichtbarkeiten von Planeten ungünstig. Diese Aussage gilt natürlich nur für die Nordhalbkugel der Erde. Auf der Südhalbkugel der Erde ist das genau umgekehrt, und das soll am Beispiel Mars erläutert werden.

Mars hat derzeit eine scheinbare Helligkeit von bereits 1,2 mag und eine Elongation von der Sonne von fast 30° (am Morgen des 28. 3. genau 28°), doch in unseren Breiten geht sich noch keine Morgensichtbarkeit aus. Der Planet geht sogar später auf als die viel näher bei der Sonne stehende Venus - doch Venus hat ja derzeit die maximale nördliche ekliptikale Breite, was uns diese Woche zumindest theoretisch eine Doppelsichtbarkeit auf der Nordhalbkugel beschert hat.

Im Süden sieht die Sache anders aus. Am Morgenhimmel von La Dehesa bei Santiago de Chile, auf 33° 16' südlicher Geografischer Breite, präsentiert sich der Himmel am 31. März gegen 11 Uhr UT wie folgt:


Morgenhimmel in der Dämmerung in La Dehesa. Rechts unten die Morgendämmerung, links
unten die Lichtglocke von Santiago de Chile. Links zu erkennen: Jupiter und Mars.

Eine gedrehte Ausschnittsvergrößerung soll dies verdeutlichen:


Gedrehte Ausschnittsvergrößerung mit Legende. Alnair ist Alpha Gruis (Kranich), Archernar ist Alpha Eridani.
Die scheinbaren Helligkeiten der Sterne sind durch Oversampling der Kamera nicht ganz ernst zu nehmen.

Das ist doch wirklich anschaulich.

2) Die Erde ist eine Kugel

Wie sieht der Himmel zur gleichen Zeit auf der anderen Seite unserer Erde aus?


(Leider schlecht fokussierter) Himmelsanblick nahe Melbourne, Australien

Die Inbetriebnahme der dritten Slooh-Sternwarte auf dem Gelände des Macedon Ranges Observatory einige Kilometer nördlich von Melbourne in Australien schreitet voran und seit heute ist zumindest die Allsky-Kamera provisorisch in Betrieb, wenn auch noch nicht gut fokussiert.

Zur gleichen Zeit, zu der in Chile bald die Sonne aufgehen wird, ist sie nahe Melbourne gerade untergegangen, ein Rest der Abenddämmerung ist im Nordwesten zu erkennen. Es ist Abend, und am Himmel stehen Orion (schon recht tief im Westen), Großer und Kleiner Hund. Im Nordosten ist gerade Saturn aufgegangen (der hellste Lichtpunkt links oben nahe dem Bildrand).


Die Lage des Terminators in Chile ...


... und Australien zur gleichen Zeit

Was sagt uns das alles?

  • Der Sternenhimmel ist faszinierend auf der ganzen Erde
  • Wir sind alle unter dem gleichen runden Himmel geboren (Oswald Thomas)
  • Die Technik des 21. Jahrhunderts macht uns den ganzen Himmel zugänglich und das fast jederzeit
  • Die klassische astronomische Wissensvermittlung sollte sich diesem Trend anpassen (Hörerinnen und Hörer meines Kurses "Einführung in die sphärische Astronomie" haben das sicherlich schon bemerkt)
  • Astronomie sollte nicht mehr nur lokal betrachtet werden - auch wenn der Anblick mit eigenen Augen der beste ist
  • Für Autoren astronomischer Jahrbücher und Zeitschriften werden die Zeiten immer härter

Ein fast philosophischer Ausklang einer kurzen Morgenhimmelbeobachtung ...