Beobachter: | Thomas Schröfl |
Datum: | 24.-26. 04. 2009 |
Ort: | Hohe Wand, beim Gasthof Postl |
Instrument: | Takahashi Mewlon 180, Optolyth 100/700mm |
Bericht: |
Nacht von Freitag auf SamstagNach den vielen, vielen Wochen schlechten Wetters steigt mit dem Herannahen des Termins der Easter Star Party die Vorfreude exponentiell an, zumal die täglich aktualisierten Wetterprognosen unseres Mitgliedes Andreas Pfoser nur Gutes verheißen. Leider erwischt mich zu Wochenbeginn eine Mittelohrentzündung und diese und die Nebenwirkungen der Antibiotika bescheren mir am Freitag in der Früh noch ein sehr flaues Gefühl. Aber ein Ausfall ist nicht drin, denn Alex ist beruflich am Freitag verhindert, so dass ich es übernommen habe als Koordinator der Starparty zur Verfügung zu stehen. Die erste "freudige" Nachricht des Tages erfahre ich aus dem Radio. Der Schülerstreik hat den Verkehr in die Innenstadt einschließlich der U-Bahnstation Stephansplatz lahmgelegt und so kann ich „leider“ nicht meine Kanzlei aufsuchen, sondern muß stattdessen mein Auto mit der astronomischen Ausrüstung beladen. Schon traditionell in Begleitung meiner Tochter erreiche ich bald nach fünf nach reibungsloser Fahrt die Hohe Wand. Etwas später treffen Roland und Otto als weitere Vorhut ein. Auch das WAA-Inventar vervollständigt sich wieder, als der Postlwirt unter einer Bank die Kabeltrommel hervorzaubert, die wir vor vielen Monaten dort vergessen haben. Ab 18 Uhr treffen nach und nach Beobachter ein und beginnen mit dem Aufbau ihrer Instrumente. Vom obligatorischen Sonnenuntergangsfoto habe ich Abstand genommen, denn die Luft ist so klar und wolkenlos, daß der Sonnenuntergang recht unspektakulär abläuft. Kaum ist die Sonne hinter dem Horizont verschwunden sehen alle Fernrohre wie bestens ausgerichtete Gardesoldaten nach Westen mit Ziel Merkur, der – von wem sonst – von Roland mit dem Fernglas zuerst entdeckt wird und der dann die Teleskopbesitzer nach markanten Orientierungspunkten am Horizont einweist (ohne Stern wird die beste GoTo-Steuerung zum handbetriebenen Dobson). Wie üblich darf man sich bei der Sicht durch soviel Luft keine Sensationen erwarten, doch die Phase ist deutlich zu erkennen. Kein Beobachtungabend ohne kleine Panne. Beim Initialisieren sucht mein Teleskop den Referenzstern weit unter dem Horizont, was den vorbeischlendernden Hans Peter Müllner zum Ausspruch veranlaßt: "Schau' einmal nach, ob du Breite mit Länge verwechselt hast." Wie wahr! Das Wort Latitude im Display ruft bei mir anscheinend oft den Wert für die auch mit L beginnende Länge ab. Heute habe ich den Takahashi Mewlon 180 montiert, ein ausgesprochenes Planetengerät, und so nehme ich zunächst einmal ausgiebig Saturn ins Visier. Die nahezu in der Kantenstellung befindlichen Ringe ziehen einen gestochen scharfen schwarzen Strich über die Planetenscheibe. Eine deutliche Steigerung erfährt dieser Sehgenuß nachdem ich das Bino montiert habe. Nicht viel weniger als eine Stunde lang bekomme ich ständig Besuch von anderen Starpartyteilnehmern, die sich auch an diesem Anblick erfreuen wollen. Leider ergebnislos versuche ich die beiden Kometen Yi-SWAN und Cardinal zu finden, was mir mangels exakter Koordinaten nicht gelingt. Ich suche die Gebiete um h+χ Persei und zwischen M35 und M36 ab, doch das geringe Gesichtsfeld des Takahashi ist für die Kometenjagd höchst ungeeignet. Der Abend vergeht mit dem Beobachten von Klassikern, dem Plaudern mit Freunden und einer Aufwärmrunde im Gasthaus, denn mit fortschreitender Nacht wird es feucht und kalt. Gegen Mitternacht baue ich ab und wie ich dann beim späten Frühstück höre, fand die Starparty gegen ein Uhr nachts langsam ihr Ende. Nacht von Samstag auf SonntagDer Samstag bietet wieder herrliches Wetter, doch wie vorhergesagt, hat sich ein recht starker Wind eingestellt, der es schon tagsüber unangenehm kühl macht. Auch die sonst den Himmel der Hohen Wand bevölkernden Paragleiter sind zu Untätigkeit verdammt. Dafür sieht man gelegentlich Segelflieger ihre anmutigen Kreise ziehen. Ein längeres Mittagsschläfchen verkürzt das lange Warten auf den Abend. Unser talentiertes WAA-Kindermädchen Roland schnappt sich die Jugend und geht mit ihnen auf eine Klettertour. Wiederum treffen in der Abenddämmerung zahlreiche Beobachter ein. Die astronomische Seite dieses Abends hat Alex in seinem Bericht schon ausführlich geschildert, so dass ich auf Wiederholungen verzichten kann. Zudem war dieser Abend für mich etwas untypisch verplant. Unser Mitglied Donald Bourdage, stolzer Besitzer eines funkelnagelneuen Celestron C11, will zum First Light seiner Errungenschaft ausrücken und ich bin wohl der einzige Anwesende, der jahrelange Erfahrung mit Celestrons NexStar-Controller hat. Assistenz ist selbstverständlich, denn ich weiß aus eigener leidvoller Erfahrung wie hart die erste Inbetriebnahme eines neuen Gerätes ist, wenn der einzige Helfer in der Betriebsanleitung besteht, noch dazu, wenn man das Gerät ohne vorhergehenden Trockentraining frisch aus der Verpackung nimmt. Eine Reihe kleiner Widerwärtigkeiten ist vorprogrammiert und stellt sich auch prompt ein. Der Polsucher paßt nicht. Und auch wenn er gepaßt hätte. Ihn im Finstern zu justieren ist ein Ding der Unmöglichkeit. Aber die Montierung halbwegs poljustiert aufzustellen geht auch mit Kompaß und Augenmaß und die Differenz korrigiert sowieso der Steuerungscomputer. Zweite überraschung: als wir die Halterung für den Sucher montieren wollen, stellt sich heraus, daß die Befestigungsschrauben zu kurz sind. Schon deutlich unangenehmer, denn ohne Sucher 2800mm Brennweite über den Himmel zu steuern ist etwas haarig. Doch rasch ist ein Provisorium zur Hand in Form meines Suchers, dessen Befestigungsschuh deutlich dünner ist und sich mit den zu kurz geratenen Schrauben befestigen läßt. Der Rest ist Routine, auch wenn die Steuerungssoftware ein paar kleine Abweichungen zu meiner Version hat. Vom Auspacken aus dem Originalkarton bis zum GoTo auf Saturn haben wir kaum eine Stunde gebraucht. Wie ich im Laufe des Abends immer wieder sehe, werden alle ausgewählten Objekte mit ausreichender Präzession angesteuert. Wie immer man zu GoTo stehen mag: nach einer Stunde einen Abend lang mit Erfolg beobachten zu können, fördert zweifellos die Freude an der beobachtenden Astronomie und verhindert ein vorzeitiges Abwenden wegen Frust. Beim Aufwärmen verbringe ich einige Zeit bei Kerzenschein in der Gaststube mit Ludwig und einem Reporter vom Kurier, den wir für einen Artikel über Amateurastronomie mit Informationen versorgen. Im Zuge dieser Plauderei erwähnt er, sein Chef sei ein gewisser Michael Jäger, der sich auch mit Astronomie befasse. Im fahlen Kerzenlicht geht unser Schmunzeln unter, als wir ihm erklären, daß sein Chef "der sich auch mit Astronomie beschäftigt" zu den angesehensten Kometenjägern der Welt zählt. Gegen Mitternacht setzt sich vor allem bedingt durch den Wind die Kälte in den Knochen fest und einige beginnen so wie ich selbst bereits mit dem Abbau ihrer Geräte. Wieder einmal geht eine gesellige Starparty der WAA ihrem Ende entgegen, die uns dank des hervorragenden Wetters für die vielen harten Winterwochen entschädigt hat. |