Beobachter: | Alexander Pikhard | ||||||||||
Datum: | 25. 04. 2009 | ||||||||||
Zeit: | 19:30 bis 01:00 Uhr MESZ | ||||||||||
Ort: | Hohe Wand, beim Gasthof Postl | ||||||||||
Instrument: | 8" Meade-Bresser Messier N203 auf Meade LXD-75 Montierung | ||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Dieser Astroabend kann nicht als Routine bezeichnet werden; seit Tagen fiebern wir dieser Easter Star Party entgegen, und Andreas Pfosers Prognosen stimmen uns sehr positiv. Was mich anbelangt, ist dieses Teleskoptreffen bestenfalls ein halber Spass, den eine Dienstreise lässt mich erst am Samstagabend per Flugzeug nach Wien kommen. Da gibt es eine Menge Unsicherheiten; werde ich pünktlich ankommen? Das trifft zum Glück heute zu. Wird das Wetter wirklich passen? Der Blick aus dem Flugzeug auf dem Flug von Zürich nach Wien macht mich skeptisch. Noch über Oberösterreich dichte Wolken, selbst in der Gegend Schneealpe und Rax noch jede Menge Quellwolken. Nach Osten hin werden die Wolken weniger, doch eine mächtige Inversionsschicht liegt über dem Flachland, die Fernsicht ist nicht berauschend. Ich lande bei Sonnenschein und mache mich vom Flughafen direkt auf den Weg auf die Hohe Wand. Interessant, einmal zu einem Teleskoptreffen mit dem Flugzeug anzureisen; es ist aber nicht die Texas Star Party, sondern die WAA Easter Star Party. Nach etwa einer Stunde Fahrzeit im durchaus flüssigen Verkehr über A4, S1, A2 und den Schleichweg über Dreistetten erreiche ich die Hohe Wand, wo schon viele ihre Instrumente aufgebaut haben. A propos Instrument: Ich habe natürlich kein Teleskop mit, wie sollte das gehen. Doch da sich ein Kurier-Reporter für einen Teleskoptest angesagt hat und sowohl dieser als auch Ludwig Grandy jede Menge zu testender Geräte mitbringen, brauche ich an sich keines - wäre da nicht ein kleines Detail: Auch das neue N203 der WAA sollte getestet werden und so hat es Ludwig unter Tags von mir zu Hause abgeholt und auch hierhergebracht. Danke, Ludwig! Nachdem ich mein Zimmer bezogen habe, mische ich mich in das Getümmel des Teleskoptreffens (Stimmungsbericht kommt beizeiten von Thomas Schröfl). Die Durchsicht ist nicht perfekt, aber brauchbar. Nur: Was sich im Flugzeug als unangenehmes Gerüttel manifestiert hat, herrscht auch hier vor: Starker Wind. Das macht das Beobachten etwas weniger zum Vergnügen. Nach Sonnenuntergang herrscht Hektik, alle wollen Merkur erwischen. Da noch kaum helle Sterne zu sehen sind, haben alle Goto-Teleskope, auch das N203, ihre Probleme. Roland mit seinem 18" Dobson probiert es auf die manuelle Tour und findet den sonnennahen Planeten als erster. Nach einiger Zeit sieht man die hellsten Sterne und so kann ich auch das N203 einnorden und Merkur einstellen. Er zittert und bebt im Fernrohr wie irre, dennoch wage ich das Experiment einer Webcamaufnahme mit 3x-Barlowlinse. Ob das gutgeht? Die meisten der Frames sehen nämlich so aus:
Mal sehen, was Registax 5 aus dem Video macht:
Na also, sogar die Phase des Planeten kommt gut heraus. Derart ermutigt mache ich mich an Saturn, mit der gleichen optischen Konfiguration, nur mit IR Sperrfilter statt IR Passfilter.
Na also, auch ein sehr schönes Bild. Es fällt auf, dass die Öffnung der RInge wieder schmäler wird. Es dauert jetzt eine Weile, bis es dunkel genug für Deep Sky ist. Die Zeit wird für Fachsimpeln und Plaudern und natürlich für Tests der Positioniergenauigkeit der einzelnen Teleskope genützt. Dann, gegen 22 Uhr, kann ich mich den beiden Kometen widmen, die derzeit am Abendhimmel zu sehen sind. Der starke Wind macht allerdings das Fotografieren schwer, mehr als 30 Sekunden sind nicht drin (bei 1600 ISO auch genug), wobei ich ehrlicher Weise zugeben muss, mehr wäre auch ohne Wind nicht möglich gewesen, denn die Fernsteuerung der Kamera, die liegt daheim in Wien. So mache ich Serienaufnahmen mit dem Selbstauslöser (dessen penetrantes weisses Blinklicht mit rotem Isolierband entschärft wird).
Den Kometen Yi-SWAN können wir auch visuell im N203 erkennen, noch viel besser aber in Rolands 18" Obsession. Nur, Offenbarung ist der Komet keine.
Den Kometen Cardinal probieren wir visuell gar nicht mehr. Bei dem starken Wind mache ich dann noch zwei Serien vom Leo-Triplett M65 - M66 - NGC 3128 und dem Nonett um M84 und M86. Jeweils 10 x 30 Sekunden.
Wie kommen diese Aufnahmen zustande? Nun, durch den Wind ist jede Einzelaufnahme etwas verwackelt, doch in Summe, durch das Stacken, ergibt sich statistisch ein guter Helligkeitsschwerpunkt. So erscheinen die Sterne etwas vergrößert wie bei schlechtem Seeing. Ein Einzelbild von M13 ist die letzte Aufnahme, die gelingt.
Gegen 1 Uhr lerne ich, wie gut es ist, die Koffer immer verschlossen zu halten. Ein kräftiger Windstoss lässt meinen Tisch samt schwerem Zubehörkoffer einen Salto schlagen, und bevor das Teleskop das auch macht, baue ich ab, als einer der letzten. Kalt ist es obendrein geworden. Es war eine interessante Beobachtungsnacht, nicht eine der besten, aber gesellig. Stimmungsbericht zur Easter Star Party folgt wie gesagt noch. |