Beobachter: | Alexander Pikhard | ||||||||||||||
Datum: | 11. 06. 2009 | ||||||||||||||
Zeit: | 23:00 bis 01:00 Uhr MESZ | ||||||||||||||
Ort: | Sofienalpe | ||||||||||||||
Instrument: | 8" Meade-Bresser Messier N203 auf Meade LXD-75 Montierung | ||||||||||||||
Bedingungen: |
| ||||||||||||||
Bericht: | Der Sonnenuntergang an diesem Abend findet noch mit ein paar bedrohlichen Wolken im Vordergrund statt.
Doch um 22 Uhr ist der Himmel strahlend klar und ich beschliesse, nicht noch einen unerwartet klaren Abend nur in der Stadt zu nützen und packe zu der späten - aber noch hellen - Stunde die Ausrüstung zusammen und fahre los. Was mich reitet, auf die Sofienalpe zu fahren, weiss ich nicht, denn die Wienerhütte wäre näher gewesen. Aber gut. Ich komme also in der nautischen Dämmerung auf der Sofienalpe an, im Westen schicken sich die Frühlingssternbilder schon an, bald unterzugehen.
Der Wind ist unangenehm (wäre auf der Wienerhütte besser gewesen), also baue ich neben dem Auto in der Grube auf. Ich stelle das kleine Stativ der LXD-75 Montierung auf, montiere den Polkopf drauf. Wenigstens kann ich gleich mit dem Polsucher einnorden, denn der Polarstern ist schon gut zu sehen. Zu meiner grossen Verwunderung taucht kurze Zeit später noch ein junges Paar mit einem Dobson auf - First Light! Die zusätzliche Ausrüstung - rote Taschenlampe und Deep Sky Reiseatlas - spricht für eine gute Beratung beim Kauf. Ich richte den Polkopf auf den Polarstern und kann ihn im Polsucher nicht ausmachen. Ein Blick mit freiem Auge zeigt, dass die Polhöhe gewaltig daneben ist. Ich schraube also so lange herum, bis Polaris im Polsucher an der richtigen Stelle steht, und wundere mich. Ich habe zuletzt entweder hier oder auf der Wienerhütte beobachtet, wer hat die Polhöhe so verstellt? Seltsam. Ich stelle fest, dass die Beleuchtung des Polsuchers nicht funktioniert. Mist, habe ich sie das letzte Mal eingeschaltet gelassen? Da hilft nur eines - die Beleuchtung mit jener des Suchers tauschen. Ich schraube also die Polsucherbeleuchtung ab, und ei, da purzelt schon alles, zum Glück in meine Hand! Zwei Knopfzellen, eine Feder, und -- ein Papierblättchen. Die Transportsicherung! Astro-Alzheimer! Jetzt fällt mir ein, dass ich ja die Montierung bei Ludwig umgetauscht habe, weil die alte so schreckliche Totgänge hatte. Darum die verstellte Polhöhe. Grausiges schwant mit ... Ich schalte Autostar ein. Auto Alignment. Erster Stern Arcturus. Das Fernrohr fährt mit Karacho in Richtung - Boden! Notstopp. Von wegen, bei der LXD-75 ist alles in der Handbox. Ich fahre händisch auf Arcturus und stelle fest, dass in Deklination nur eine Geschwindigkeit geht - eine schnelle. Enter to Sync, jetzt zu M3, denkste! Dort ist nicht M3. Was tun? In meiner Panik denke ich, jetzt hilft nur mehr die Notbremse, sonst bin ich umsonst hierher gefahren, und das darf nicht sein. Reset! Die Handbox strahlt mich in einem unglaublich hellen Rot an, macht einen Motorentest, fragt mich nach dem Ort - zuerst dan Land, eingestellt ist Deutschland. Ich blättere Richtung O, doch da kommt kein Österreich. Nach Zimbabwe geht es weiter zu A und da ist dann auch Austria. Dann wieder Wien. Super-Übersetzung, gratuliere, Meade. Ich gebe Datum und Uhrzeit ein. Auto Alignment. Die Drives sind nicht trainiert ... macht nichts! Arcturus wird gut erwischt, ebenso Dubhe. Ein Versuch mit M3, goto - er steht in der Mitte des Feldes. Erleichterung. Drive-Training offenbar nicht nötig. Es kann weitergehen. Während das junge Paar mit dem Dobson M81 und M82 aufsucht und dabei die Technik des Star Hopping recht gut beherrscht, montiere ich die Kamera und beginne, knapp vor Mitternacht, endlich mit ein paar Aufnahmen. Zuerst ist M27 dran. Ich möchte wissen, was besser ist: Mehr kurz- oder weniger langbelichtete Aufnahmen. Im Ergebnis erkennt man zunächst keinen Unterschied.
Vielleicht ist auf der zweiten Aufnahme etwas mehr drauf, doch die Bearbeitung war um einiges aufwendiger. Der Hintergund ist bei 40s auf der Sofienalpe schon sehr hell und es sind auch mehr Aufnahmen vom Wind verwackelt. In Zukunft bleibe ich bei den kürzeren Zeiten, kommt aufs gleiche hinaus. Was weiter aufnehmen? Nicht schon wieder "Klassiker", aber M13 steht so verlockend im Zenit, und es geht sich auch ohne Anstoßen aus.
Schon schön. Aber jetzt zu einer Herausforderung.
Falscher Ort und falsche Kamera. Die 350D ist zu wenig rotempfindlich und der Nebel steht zu sehr in der Lichtglocke von Wien. Die mit Bildbearbeitung entfernen heisst, viel vom Nebel wegzunehmen, Resultat siehe oben. Na gut. Müdigkeit macht sich breit und durch die Bäume schimmert der Mond. Das heisst Abbau. Zuhause angekommen, nehme ich noch den Mond mit der 1000mm Russentonne auf.
Und jetzt gute Nacht. |