Beobachter: | Alexander Pikhard | ||||||||||||||
Datum: | 13. 06. 2009 | ||||||||||||||
Zeit: | 19:45 bis 01:30 Uhr MESZ | ||||||||||||||
Ort: | Sofienalpe | ||||||||||||||
Instrument: | 8" Bresser-Meade Messier N203/1000 auf LXD-75, Canon EOS 350D, Philips SPC 900NC, 6" f/8 Skywatcher Refraktor | ||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Nach der gestrigen Wolkenschieberei auf der Wienerhütte steht uns heute ein wirklich klarer Abend bevor. Die Sofienalpe präsentiert sich vom Licht her sommerlich, von der Temperatur her weniger, denn anfangs weht ein unangenehmer Nordwind.
Im Norden steht ein Wolkenfeld, zum Glück bleibt es dort den ganzen Abend über und verschwindet erst, als der Wind dreht. Offenbar sind es Stauwolken am Wienerwald. Viele sind gekommen, den Sonnenuntergang zu bewundern, und auch etliche Himmelsbeobachter sind schon frühzeitig zu diesem Anlass gekommen.
Der Sonnenuntergang wird heute in der Tat einer der schönsten, die wir je auf der Sofienalpe beobachten durften.
Die niederen Wolken im Norden verleihen dem Sonnenuntergang noch eine ganz besondere Note, und wie gesagt, sie werden uns beim Beobachten nicht sonderlich stören.
Der lange Abend läßt uns viel Zeit zum Aufbau der Geräte - und zum Bestaunen und Fotografieren dieses tollen Sonnenuntergangs.
Der prächtige Sonnenuntergang und unser reges Treiben mit den zahlreichen Fernrohren lockt Touristen aus dem nehe gelegenen Hotel Sofienalpe an. So gesellen sich eine Gruppe junger Chinesinnen und Chinesen und eine Gruppe aus Baden-Baden zu uns und begleiten uns bis weit in die Nacht hinein.
Wir können uns mit unseren Gästen aus China gut verständigen, sie können gut Englisch und sogar Deutsch. Da können wir noch etwas lernen. Lediglich die Unterstützung beim Fotografieren stößt an natürliche Grenzen. Roland, der der Bitte einer jungen Chinesin nachkommen möchte, ihre Canon DSLR doch so einzustellen, dass sie den Sonnenuntergang optimal ins Bild bekommt, sieht sich mit dem Kameramenü konfrontiert - auf Chinesisch! Unseren Vorschlag, seine 50D auf Chinesisch umzustellen, damit er vergleichen kann, lehht er komischerweise ab. Das Farbenspiel in der Dämmerung legt noch zu; nach dem Untergang der Sonne entwickelt sich eine feuerrote Lichtsäule am Untergangsort der Sonne, toll!
Die Dämmerung besticht mit ihrer Farbenpracht.
Abgesehen von den stationären Altocumuluswolken im Norden wird der Himmel sehr klar und wir können uns endlich auch den Gestirnen widmen. Erstes Objekt ist Saturn.
Die Ringe des Planeten werden immer dunkler, der Trend, der im Juli zum Verschwinden führen wird, setzt sich natürlich unaufhaltsam fort. Nach Saturn sind Doppelsterne die nächsten Objekte in der Dämmerung.
Gegen 23 Uhr ist es endlich dunkel genug für Deep Sky. Ich habe heute zwei Fernrohre mitgebracht. Den 6" Skywatcher Refraktor zum visuell Beobachten und den 8" Bresser zum Fotografieren. Natürlich wird auch viel an Rolands 18" Obsession beobachtet und die Kugelsternhaufen sind natürlich eine Pracht. Unser Stammgast Elisabeth wünscht sich von Roland die Galaxie M63 - "Sunflower" genannt. Während Roland sie sucht, nehme ich sie am 8" Newton auf (alle Aufnahmen mit Canon EOS 350D bei 1600 ISO).
Während der Aufnahme helfe ich Roland beim Einstellen und bald können wir die Galaxie auch visuell beobachten, allerdings ohne die auf der Aufnahme deutlich herauskommenden Spiralarme. Ich möchte ein visuell und fotografisch herausforderndes Objekt und erwähle den Kugelsternhaufen NGC 5466 im Bootes.
Visuell am 18" ist der Haufen eine Herausforderung zum Einstellen, am besten geht es von M3 aus. Mit einer zu schwachen Vergrößerung wird das schwache, diffuse Objekt dann glatt übersehen. Nur mit einer starken Vergrößerung kann man die Einzelsterne erkennen. Ich widme mich drei weiteren Kugelsternhaufen. Vorher norde ich die Montierung noch einmal mit dem Polsucher genauer ein.
Roland vergleicht die beiden Haufen M10 und M12 visuell am Dobson. Der Unterschied zwischen dem dichteren M10 und dem lockereren M12 ist visuell viel deutlicher als fotografisch. Während Roland mit dem Abbau des Dobson beginnt, widme ich mich noch einem weiteren Sternhaufen und dann einer ganz besonderen Herausforderung.
Tief in der Lichtglocke der Stadt ist der Schütze aufgegangen, visuell ist kaum etwas auszumachen, doch ich nehme M17 ins Visier, verkürze aber auch die Belichtungszeiten.
Unglaublich, was da herauszuholen ist, bei einem Objekt, das wirklich im hellen Lichtschein der Stadt steht - mit einer nicht modifizierten DSLR.
Der Himmel wird noch heller - der Mond ist aufgegangen! Während Roland ein paar Fotos aus der freien Hand macht, packe ich zusammen. Malerisch stehen Mond und Jupiter über dem Wald. Ich nehme sie dann von zuhause auf.
Ein ganz toller Astroabend, in jeder Hinsicht! |