Beobachter: | Nick Heyworth | ||||||||
Datum: | 13. 06. 2009 | ||||||||
Zeit: | 22:00 bis 01:00 Uhr MEZ | ||||||||
Ort: | Nähe Harmannsdorf, Weinviertel | ||||||||
Instrument: | Meade LX90 8", Nikon D80 (unmodifiziert). | ||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: |
Auf der Heimfahrt von einem Tagesausflug in das Weinviertel bleibt ein letzter Programmpunkt: Im Kofferraum unseres Autos wartet mein Meade LX90 8“ schon den ganzen Tag geduldig auf seinen nächtlichen Einsatz. Nach einem Abendessen im Gasthof „Goldenes Bründl“ im Rohrwald fahren wir also zurück Richtung Wien und halten dabei Ausschau nach einem geeigneten Beobachtungsplatz. Kaum nach Verlassen des Waldes bietet sich auch schon eine geeignete Stelle an: Eine zu dieser Zeit völlig unbefahrene Straße, welche die Funktion eines Feldweges zu haben scheint, jedoch angenehmerweise asphaltiert ist, führt von der Hauptstraße weg. Gegen Ende dieses Weges finden wir Platz, um das Auto abzustellen und das Fernrohr aufzubauen. Die Sichtbedingungen sind für diese Gegend recht gut. Ohne störende Ortsbeleuchtung ist es ausreichend dunkel; etwas Aufhellung im Süden durch Wien ist hier unvermeidlich. Der Horizont ist in alle Richtungen flach, und kein Baum verstellt die Sicht. Am Horizont ist leichte Bewölkung zu sehen, die jedoch nicht stört; abgesehen davon ist der Himmel klar.
Von den Planeten ist ja derzeit nur Saturn abends zu sehen, der noch dazu schon eher tief steht, und daher gleich als erstes beobachtet wird. Mit Saturn halte ich mit aber diesmal gar nicht lange auf, denn danach ist die Fotografie mittels digitaler Spiegelreflexkamera dran. Auf diesem Gebiet bin ich - nach der Lektüre mehrerer Fachbücher - gerade dabei, erste praktische Erfahrungen zu sammeln. Die Bilder sind daher noch sehr amateurhaft. Als Aufwärmübung zuerst eine Aufnahme vom Kasten des Großen Wagens (richtiger: Großer Bär (noch richtiger: Große Bärin)). Dazu wird die Kamera huckepack auf dem Fernrohr montiert.
Danach montiere die Kamera an die Okularöffnung, richte das Fernrohr auf M3 und mache eine Serie von 12 Aufnahmen zu je 30 Sekunden. Diese Bilder sollen das Material für meine ersten Gehversuche bei der Bildbearbeitung - also Stacken, Nachschärfen etc. - sein. Nach einem kurzen Ausflug zu M81 suche ich im Deep Sky Reiseatlas nach einem planetarischen Nebel zur visuellen Beobachtung und wähle M27, den Hantelnebel, den ich heute erstmals betrachte. Als ich den Kameraadapter entferne und nach dem Okular greife, lacht mir aus dem Zubehörkoffer der Brennweitenreduzierer entgegen, den ich bei der Aufnahme von M3 einzuschrauben vergessen habe. Mist. Noch am Vortag, beim Treffen auf der Wienerhütte, ist mir das nicht passiert. M27 ist jedoch schön, angenehm groß, und dementsprechend leicht zu erkennen – und mit der perfekt funktionierenden GoTo Funktionalität natürlich leicht aufzufinden. Inzwischen ist auch die Milchstraße schon zu erkennen. Für den Mond, der meiner Erinnerung zufolge um elf oder zwölf herum aufgehen sollte, behauptet mein Meade „No rise today“. Komisch, ich hatte da etwas anderes gedacht... Ein weiteres leichtes, aber schönes Objekt ist der Doppelstern Albireo; die beiden Sterne lassen einen deutlichen Farbunterschied erkennen. Langsam denke ich daran, abzubauen, auch aus Rücksicht auf Eva, die eher aus Solidarität denn aus astronomischem Interesse um Mitternacht in einem Schlafsack an einem Wegrand im Weinviertel liegt. Ich kündige den Abbau an und führe ihr zum Abschluss noch M27 und Albireo vor. Während sie beobachtet, bemerke ich am Horizont ein beleuchtetes Gebäude, das mir bisher nicht aufgefallen ist. Dieses Gebäude wird erstaunlicherweise innerhalb der nächsten Minuten nicht nur heller, sondern um vieles größer und wächst zu etwas heran, das unserem Mond verblüffend ähnlich sieht. Ob die Behauptung meines Geräts, dieser ginge heute nicht auf, vor oder nach Mitternacht gemacht wurde, wäre jetzt natürlich interessant, lässt sich aber nicht mehr nachvollziehen. Jedenfalls ist jetzt auch Eva mit Eifer bei der Sache und macht erst am Autodach gestützt, dann mit Stativ einige Aufnahmen, während, ich den Mond durch das Fernrohr beobachte. Durch die Nähe zum Horizont wabert es natürlich gewaltig; ein einzelnes Bild scharf zu erwischen ist hier Glückssache. Etwas südlich des Mondes ist auch Jupiter zu sehen. So verbringen wir noch eine weitere halbe Stunde, bis ich kurz nach 1 Uhr abbaue und wir nach Hause zurückfahren.
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