4. Juli, ein geschichtsträchtiges Datum. Für uns ein interessanter Tag, da heute wieder einmal ein öffentlicher Sternabend auf dem Kahlenberg auf dem Programm steht und die Wetterprognosen in den Medien ja alles andere als ein Gelingen vorhersagen. Doch wir sind geschult und so beschließen wir um 18 Uhr, als im Norden gerade dichte Gewitterwolken aufziehen, die Durchführung. Ich habe kein schlechtes Gewissen, denn ich beobachte seit einer Stunde Wetterradar, Satellitenbild und die tatsächliche Entwicklung des Wetters und was sich da abzeichnet, stimmt optimistisch. Also fahren wir auf den Kahlenberg.
Auf dem Kahlenberg: Durchaus freundlich
Der Manager des Restaurants begrüßt uns freundlich und mit den Worten "Wenn Sie kommen, wird es nicht regnen!" - wir können seine Ängste zerstreuen und auch ihm Hoffnung auf einen trockenen Abend mit vielen Gästen auf der Terrasse machen. Zum Aufstellen unserer Mobilen Sternwarte ist nicht sehr viel Platz - die beiden Lokale, rechts das Restaurant, links das Kaffehaus - haben sich schon ziemlich ausgebreitet auf der Terrasse. Auch gut, so müssen die Besucher, die das Panorama bewundern wollen, durch unser Zelt hindurch gehen.
Es gibt noch eine Innovation: Einen Bar-Pianisten. Erstmals steigt also ein Sternabend mit Live-Musik. Stimmungsvoll!
Die Innovation: Der Pianist
Bald geben die Wolken den Mond frei.
Neben dem Panorama von Wien ist der Mond bald die Attraktion, auch unseres Sternabends.
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Der Mond im 6" Skywatcher Refraktor bei F=1200mm, verkleinert
Neben dem Mond ist Saturn die zweite Attraktion des Abends. Dank des Celestron SkyScout, den die WAA aus Anlass des Internationalen Jahrs der Astronomie von der ESO bekommen hat, ist es auch in der hellen Dämmerung und trotz Wolken möglich, den Planeten mit Rolands 18" Obsession - dem zweiten heute im Einsatz befindlichen Instrument - aufzufinden.
Mond und Saturn - jetzt steht einem erfolgreichen Sternabend nichts mehr im Weg.
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An diesem lauen Abend ist jede Menge los auf dem Kahlenberg.
Unsere Mobile Sternwarte in der Totalen. Dass unser junger Helfer Benni gleich zweimal auf diesem Foto erscheint,
wundert uns nicht - er scheint überall gleichzeitig zu sein! Zeitweilig bedient der drei Teleskope gleichzeit.
Einheimische und Touristen nützen der ersten trockenen Abend seit langem für einen Ausflug auf den Kahlenberg und einen Blick auf die nächtliche Stadt. Die Teleskope überraschen sie, für viele ist es der erste Blick durch solch ein Gerät. In Wien wird einstweilen gefeiert. Viele Feuerwerke werden abgebrannt, es müssen erstaunlich viele Amerikaner in Wien leben.
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Mond und Wolken sorgen für romantische Lichtspiele am Himmel
Im Norden beobachten wir heftiges Wetterleuchten. Wir schärfen unsere Sinne für meteorologische Erscheinungen, auch wenn der Himmel über uns und im Süden immer klarer und der Ansturm auf den Kahlenberg immer größer wird.
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Nach und nach befreit sich der Mond von allen Wolken.
Der Mond strahlt über Wien
Jetzt gehen sich sogar ein paar Aufnahmen mit der Webcam aus, zumal der Besucherstrom nach 23.30 Uhr doch etwas abnimmt.
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Jetzt blitzt es auch weit im Süden, unterhalb des Mondes. Spannend, das muss weit weg sein. Doch dann kommt Wetterleuchten auch aus dem Westen, das könnte gefährlich werden. Roland zückt seinen Computer und da auch Andreas Pfoser da ist, haben wir bald eine ganz genaue Analyse der Situation: Ungefährlich! Rund um uns Gewitter, doch wir sind an einem sicheren Ort, in der Tat wird der Himmel immer klarer.
Webcambild von Albireo am Skywatcher
Für die US-Amerikaner ist heute Independence Day, aber auch für uns in gewisser Weise. In früheren Zeiten, nur auf die "offiziellen" Medien angewiesen, hätten wir diesen Sternabend entweder bald abgebrochen oder erst gar nicht begonnen (und uns nachträglich vielleicht geärgert). Doch wir haben gelernt, im konkreten Fall Meteorologie bei Andreas Pfoser. Und dieses Wissen verhilft uns heute, uns unsere eigene Meinung zu bilden und selbst zu entscheiden. Das Ergebnis ist heute ein toller, stimmungsvoller Sternabend, der erst nach Mitternacht endet.
Und die Erkenntnis, das Wissen wirklich frei macht. So gesehen ist es auch unser Independence Day.
Text und Bilder: Alexander Pikhard.