Beobachter: | Alexander Pikhard | ||||||||||||
Datum: | 19. 07. 2009 | ||||||||||||
Zeit: | 20:30 bis 00:00 Uhr MESZ | ||||||||||||
Ort: | Wienerhütte | ||||||||||||
Instrument: | 8" Bresser-Meade Messier N203/1000 auf LXD-75, DBK 21AU04.AS - USB, Canon EOS 350D | ||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Es gibt Tage, da kann man manches einfach nicht glauben. Etwa, dass sich nach einem ziemlich stark bewölkten Nachmittag die Wolken - so wie es die Modelle vorhersagen - binnen einer halben Stunde auflösen. Heute ist es so, und so entschliesse ich mich spät, einen Beobachtungsabend auf der Wienerhütte auszurufen. Dass ich morgen, berufsbedingt, um 4.45 Uhr aufstehen muss, ignoriere ich angesichts eines tiefblauen Abendhimmels. Da muss man durch.
Der Beobachtungsplatz empfängt mich unter strahlend blauem Himmel, angenehm kühl aber nicht kalt, wenige Gelsen (die es bald aufgeben), windstill. Die Föhrenberge liegen in der Abendsonne und ein Stück sonnenbeschienener Wiese lässt mich den nahen Abhang im Süden besteigen. Ich komme nicht weit, die Wiese ist, trotz der Neigung, ein Sumpf. Wie das geht, verstehe ich nicht. Das Wasser müsste doch abrinnen? Ein paar Meter weiter westlich führt aber ein trockener Weg auf die Anhöhe. Wer sagt, dass es auf der Wienerhütte keine malerischen Sonnenuntergänge gibt?
Es gibt auch einen Nordhorizont, nur muss man hier die rund 100 Meter (und ca. 20 Höhenmeter) weit gehen, um ihn zu sehen. Also auch für NLC-Fotografen wäre das hier durchaus geeignet (sogar geeigneter als die Lagerwiese auf der Sofienalpe).
In der langen Dämmerung sind zuerst die Föhrenberge ein terrestrisches Motiv. Mein Beobachterkollege erspäht sogar einen Fuchs im gegenüberliegenden Steinbruch. Ich begnüge mich mit der Kammersteinerhütte und der Josefswarte.
Nach einigen Kämpfen mit der Aufstellung der Montierung (es gibt am Polkopf nirgendwo eine ebene Stelle für eine Dosenlibelle!) und leider schon wieder auftretenden starken Totgängen in beiden Achsen (Konstruktionsfehler?) schaffe ich doch, Saturn einzustellen. Er steht schon sehr tief und an Detailfotos ist bei dem Seeing nicht zu denken. Doch der Untergang hinter den Bäumen ist nett.
Für einige Zeit bestimmen dann künstliche Himmelskörper das Programm.
Doch endlich wird es auch astronomisch. Die Durchsicht ist sehr gut. Eine Serie von 10 Sekunden lang belichteten Aufnahmen von Albireo dient zum Test der Nachführung. Akzeptabel. Nur das Seeing ist heute wirklich schlimm.
Es entwickelt sich eine wirklich gute Deep Sky Nacht.
Um wieviel dieser Platz besser ist als die Sofienalpe, bei praktisch gleicher Entfernung von Wien, zeigt aber ein gegen 22.30 Uhr aufgenommenes Milchstraßenpanorama.
Wenn ich jemandem erzähle, dass diese Aufnahme praktisch vom Rand einer Großstadt gemacht wurde, ich würde großen Zweifel ernten. Doch, wie schon einmal erwähnt, ganz in der Nähe wohnt und wirkt Gerhard Bachmayer, und seine Astrofotos sind legendär. Ich versuche mich mit der Webcam an zwei tief stehenden Objekten, M4 und M22. Wäre das Seeing besser, hätte ich mehr Freude mit den Ergebnissen. Aber so werden alle Sterne doch etwas zu "flauschig".
Beide Aufnahmen bei F=1000mm. Schade, dass M22 aus dem Bild driftet (warum auch immer). So entsteht nicht nur der dunkle Balken rechts und oben, sondern ich mache die rund 140 Aufnahmen der Serie vergebens. Ich hätte nicht so sehr den Himmel bewundern sollen, sondern auch dann und wann auf den Bildschirm schauen. Jupiter ist aufgegangen.
Auch hier ist das Seeing lausig, dennoch fange ich ihn mit der Webcam ein.
Es wird nicht besser, ein Abend, fast am besten für das freie Auge.
Jetzt würde es erst so richtig gut werden. Dennoch muss ich abbauen, will ich noch einige wenige Stunden Schlaf bekommen. Dass gerade jetzt ein paar Wolken durchziehen, ist mehr als tröstlich. |