Bericht: |
Heuer zog es mich wieder einmal nach Amerika. Diesmal ohne Konferenz, nur zum Sightseeing. Meine Stationen waren Chicago, Las Vegas und Washington DC. Hier möchte ich über die Dinge Berichten, die mit Astronomie und Weltraumfahrt zu tun haben. Meinen ersten Halbtag in Chicago verbrachte ich gleich im Adler Planetarium.
Eigentlich ist es Planetarium, Astronomiekino und Astronomiemuseum in einem. Aus Anlass des IYA2009 gibt es derzeit eine Sonderausstellung mit dem Thema Telescopes: Through the Looking Glass, wo eine erstaunliche Fülle an alten Teleskopen ausgestellt ist. Leider ist es recht dunkel und meine Schnappschüsse daher recht verwackelt. Auch ein Modell des Sonnensystems aus dem 18. Jahrhundert kann man bestaunen.
Außerhalb dieser Ausstellung, die den Besucher von den astronomischen Beobachtungen der Steinzeit bis zur adaptiven Optik führt, wird die Astronomie mit vielen Modellen, Bildern, Schautafeln und Ausstellungsstücken erklärt. Kinder können einiges selber versuchen. Ich hatte ein bisschen Mitleid mit einer jungen Mitarbeiterin, die eine Gruppe von begeisterten Kindern dazu bringen musste, die Steine NUR in die Mehlkiste zu werfen. Solche "Kraterversuche" haben wir auch schon gemacht, das ist immer recht spannend. Manche erklärende Modelle sind für die mobile Sternwarte allerdings eindeutig zu groß:
Eine durchaus beeindruckende Darstellung! Aber es ist ja genug Platz in dem Gebäude. Auch ein 1:1 Modell der Mars Rover darf natürlich nicht fehlen. Ich war überrascht, wie groß die eigentlich sind.
Von den zahlreichen Vorführungen sah ich eine sehr interessante Show über die IBEX (Interstellar Boundary Explorer) Mission sowie eine kurze und sehr gute 3D Show über das Sonnensystem. Und noch einen Grund gibt es, das Adler Planetarium aufzusuchen: von dort aus hat man die beste Aussicht auf die beeindruckende Skyline von Chicago.
Mein nächster Stop, Las Vegas, war eigentlich ganz und gar nicht astronomischer Natur, aber doch nicht so ganz. Von der Ausschtsplattform des Eiffelturms aus (ja, ganz richtig, den gibt es auch in Las Vegas - halb so groß wie der echte) sieht man weit über die Wüste. Die Abendstimmung ist hier besonders reizvoll - nicht nur wegen der langsam angehenden Lichter sonder auch, weil man hier nach Sonnenuntergang den Erdschatten wunderbar sehen kann.
Vor dem Heimflug machte ich noch zweieinhalb Tage Station in Washington DC, wo vor allem das Smithsonian National Air and Space Museum auf dem Programm stand. Eine erste Überraschung war die kleine Kuppel, die an der Seite des Museums steht. Nachdem sie offen war und Leute drinnen arbeiteten, musste ich natürlich hinein schauen. Hier wird ein 16" Spiegel, der dem Museum geschenkt wurde, gerade für die Öffentlichkeitsarbeit vorbereitet. Irgendwann im Herbst soll es los gehen.
Im Gegensatz zum Adler Planetarium steht hier im Air and Space Museum die Luft- und Weltraumfahrt im Mittelpunkt. Gleich in der großen Halle zwischen den beiden Eingängen ist die originale Apollo 11 Kommandokapsel ausgestellt (leider hinter einer stark spiegelnden Glas- oder Kunstoffschale). Wenn man bedenkt, dass dieses winzige Ding für einige Tage "Aufenthaltsraum" von drei Astronauten war, dann ist es kein Wunder, dass Neil Armstrong so begeistert auf den Mond hinaus trat. An einem Ende der großen Museumshalle ist die Mondlandefähre zu bewundern. Das Gerät, das hier zu sehen ist, wurde ursprünglich zu Testzwecken hergestellt, dann aber nie eingesetzt. Später wurde dieses Mondmodul für das Museum zu einem Modell der Apollo 11 Landefähre umgebaut. Ein weiteres historisches Ausstellungsstück ist ein Testmodell der Voyager Sonden, bei dem man auch die Anordnung der wissenschaftlichen Geräte und Kameras bewundern kann.
In so einer illustren Runde darf das Hubble Weltraumteleskop natürlich nicht fehlen. Das Modell in Originalgröße, das bereits 1975 gebaut wurde, diente unter anderem für Belastungstests und zum Ausprobieren von Reparaturen im All.
Auch in diesem Museum wird Historisches aus der Astronomie gezeigt. Besondern anschaulich ist dabei die Szene, die William Herschel und seine Schwester Caroline zeigt. Man sieht Herschel an seinem eigenartigen Teleskop stehen, bei dem er von oben hineinschauen musste. Seine Schwester sitzt am Fenster und die beiden reden in einem Englisch mit fürchterlichem deutschen Akzent. Herschel wirft auch immer wieder deutsche Worte ein, worauf er von seiner Schwester ermahnt wird, sich endlich ganz auf Englisch umzustellen. Ein sehr netter Einfall, um Herschels Arbeitsweise zu demonstrieren.
Neben diesen Berühmtheiten der Astronomie und der Weltraumtechnik bietet das Museum auch eine ganze Reihe von Shows und weiteren Ausstellungsräumen. So können die Besucher z.B.: Echtzeit-Wetterdaten und Wetter-Satellitenbilder abrufen. Ein kurzer Blick auf das Wetter in Wien war kein Problem. Ein anderer Publikumsmagnet ist die Wärmebildkamera, bei der man sich auf einem Monitor im Infrarot bewundern kann. Und trotz des schwülen, heißen Wetters dürfte ich da eine ziemlich kalte Nase gehabt haben ...
Text und Fotos: Anneliese Haika |