Beobachter: | Alexander Pikhard | ||
Datum: | 25. 09. 2009 | ||
Zeit: | 18:40 bis 01:00 Uhr MESZ | ||
Ort: | Sternwarte Mariazell und Zellerrain | ||
Instrument: | 8" Bresser-Meade Messier N203/1000 mit DBK 21AU04.AS - USB und Canon EOS 350D | ||
Bedingungen: |
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Bericht: | Es ist die erste Nacht im Rahmen des heurigen CCD-Workshops in Mariazell. Die endlose Fahrt von Wien nach Mariazell im Freitagabendverkehr erfolgt durchwegs unter blauem Himmel, erst am Annaberg werden die Wolken dichter; doch sie zeigen Auflösungstendenzen und so scheine einer schönen Beobachtungsnacht auf der Sternwarte nichts im Wege zu stehen. Der Zubau der Sternwarte ist schon so weit fortgeschritten, dass am 16" LX-200 mit huckepack montiertem 5" f/9 Astrophysics-Refraktor beobachtet werden kann.
Mond und Jupiter stehen dominant am Himmel. Rasch ein Blick zum Mond und ein Foto durch den 5" f/9 Astrophysics-Refraktor.
Ich steuere das Teleskop auf Jupiter und montiere die Webcam, was einige der Anwesenden sehr interessiert. Doch das Bild ist eigenartig dunkel. Ich regle nach. Das Bild wird dunkler. Schließlich ist Jupiter weg. Ein Blick nach draußen zeigt: Nebel. Aus dem Tal ist er empor gestiegen, hier keine Seltenheit. Sollte vergehen. Warten beginnt. Dann und wann kommt das Sommerdreieck heraus. Doch es bleibt dicht. Gegen 22 Uhr geben wir auf. Ich packe meine Kameras zusammen und fahre ins Tal. Irgendwie wurmt mich diese Sache. Ich wollte für meinen morgigen Vortrag beim Workshop noch ein paar Zuckerln produzieren, hier vor Ort. Es fehlt nicht viel an Höhe, denke ich, und meditiere, wo der höchste leicht zu erreichende Punkt in der Nähe liegt. Es ist der Zellerrain, rund 120m höher als die Stehralm. Nicht viel, aber vielleicht? Ich fahre hinauf. In der Tat, nach der letzten Kurve tauche ich aus dem Nebel, über mir klarer Himmel.
Ein recht klarer Himmel empfängt mich, die Milchstraße ist dominant. Auf der Passhöhe ist es etwas zu eng, doch ein wenig unterhalb, an der Abzweigung einer Forststraße, finde ich einen guten Platz mit freiem Blick vom Polarstern (im Bild oben genau zwischen zwei Bäumen) bis zum Jupiter. Das sollte reichen. Ich baue das - sicherheitshalber mitgenommene - 8" Bresser Messier N203 auf. Eine Schraube quietscht, ein Waldkauz antwortet mit einem ganz ähnlichen Laut. Herzig! Los geht es. Zunächst zu den Planeten.
Das Seeing ist brauchbar. Ich verlängere die Brennweite auf F = 4500mm.
Na ja, weniger ist mehr, der Kontrast leidet, die Details werden nicht mehr. Trotzdem nehme ich mit dieser Konfiguration auch Uranus und Neptun auf. Da die Belichtungszeit bei diesen Planeten zu lang ist, nehme ich kein Video, sondern eine Bildfolge auf.
Das gibt jedenfalls einen schönen Größenvergleich Jupiter - Uranus - Neptun. Jetzt aber zu Deep Sky. Ein Klassiker muss her für den morgigen Vortrag. Es wird der Ringnebel in der Leier.
Das wird ganz nett, also habe ich mein Vorhaben doch noch realisieren können. Der Rest ist Kür, und die mache ich mit der EOS 350D.
Nicht schlecht. Ich denke an den Andromedanebel, doch leider ist jetzt alles schon sehr feucht und auch der Fangspiegel des Newton beschlagen. Soll ich den Batterieföhn einsetzen? Eine Überlegung ... mit der Autobatterie zu riskant, seit einer Stunde ist kein Fahrzeug vorbei gekommen. Gut, Handy geht wenigstens. Mit der Fernrohrbatterie? Ich habe kein Ladegerät mit und vielleicht brauche ich sie ja morgen wieder (normalerweise hält sie bei diesem Instrument, voll aufgeladen, einige Nächte durch). Ich verzichte.
Es ist schon spät. Und da ist noch etwas. Es ist verflixt einsam hier und sehr dunkel. Der Wald ist nicht mehr als ein Scherenschnitt gegen den Sternenhimmel. Immer wieder Geräusche, viele vertraut. Aber nicht alle. Irgendetwas hört sich an wie ein Murmeln. Menschen, die sich im Wald verstecken, brauche ich hier sicher nicht. Ich bin normalerweise nicht ängstlich, aber hier bekomme ich Muffensausen. Schrieb ich nicht selbst, man soll nicht alleine beobachten? Ich baue ab, recht zügig. Als alles im Auto verstaut ist und ich drinnen sitze, bin ich erleichtert. Die berühmte Szene aus Horrorfilmen, wo jetzt jemand von der Rückbank auftaucht, fällt aus, denn da ist alles mit Equipment vollgerammelt. Ich fahre ins Tal. Nach der ersten Kurve wieder der dichte Nebel. Bis fast ins Tal. Zufrieden erreiche ich den Gasthof. Ein Astroabenteuer. |