Sommernacht im Oktober

Sofienalpe, 07. 10. 2009

20091007api18.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:07. 10. 2009
Zeit:18:00 Uhr MESZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:8" Bresser-Meade Messier N203/1000 auf LXD-75, DBK 21AU04.AS - USB, Canon EOS 350D
Bedingungen:
Durchsicht:gut (2)
Seeing:gut (2)
Wind:leicht aus SW
Temperatur:24°C
Feuchtigkeit:trocken
Sonstige Bedingungen:Zeitweise Cirren, leicht windig, sehr warm.
Bericht:

Das Wetter in dieser Woche ist, ungeachtet des Datums, sommerlich und heute dürfte es eine der wärmsten Beobachtungsnächte in diesem Jahr überhaupt geben - und nach den aktuellen Wettermodellen auf jeden Fall die letzte warme Nacht. So rufen wir zur spontanen Astropraxis und einige Beobachter kommen an diesem schönen Abend trotz viel Mondlichts auf die Sofienalpe.


Sommerliche Sofienalpe im Oktober

Ich bin schon früh auf die Sofienalpe gekommen, um den Sonnenuntergang zu beobachten.


Ein sehr heller Sonnenuntergang heute

Die milde Abendsonne hüllt den herbstlichen Wald in ein unglaubliches Licht, fast, als wäre der Weissabgleich schiefgegangen; tatsächlich ist es gar nicht so leicht, diese Farben zu fotografieren.


Herbstliche Abendstimmung

Die Sonne sinkt zum Horizont.

Am Himmel tummeln sich Flugzeuge, mehr oder weniger hoch.


Ziemlich hoch


Weniger hoch, im Licht der untergehenden Sonne

Der Himmel ist blau, abgesehen von den Cirren.


Sonnenuntergang, blauer Himmel mit Cirren

Sonnenuntergang.


Die Sonne, nach wie vor ohne Flecken


Die Sonne ist zur Hälfte weg, ...


... und jetzt ganz

Die Abenddämmerung ist farbenprächtig wie nicht anders zu erwarten nach so einem Sonnenuntergang.


Farbenprächtige Abenddämmerung

Eine ganz ansehnliche Beobachtergruppe hat sich heute eingefunden, um bei wirklichen milden Temperaturen den Herbsthimmel zu beobachten.


Beobachter auf der Sofienalpe, im Hintergrund kündigt sich schon der Mond an.

Der Himmel hat heute auch einiges zu bieten. Als erstes Objekt kommt Jupiter an die Reihe. Entgegen der Vermutung, bei so föhnigem Wetter ginge nichts, ist das Seeing heute richtig gut und wir können einen Transit samt Schattenvorübergang von Io beobachten. Ganymed und Callisto begegnen einander sehr eng.


Jupiter mit Io-Schatten, links Ganymed und Callisto, näher Europa

Der Io-Transit ist gut zu beobachten und am 8" Newton mit 3x-Barlowlinse bei F=3000mm auch gut mit der Webcam aufzunehmen.


19.18 Uhr MESZ. Io ist als rötlicher Fleck rechts in der EZ zu erkennen. L1 = 289°, L2 = 47°.


19.47 Uhr MESZ. Io ist schon knapp neben dem Jupiterrand zu erkennen. L1 = 307°, L2 = 65°.


19.52 Uhr MESZ. Io hat sich deutlich abgesetzt. L1 = 310°, L2 = 68°.


20.13 Uhr MESZ. Das Seeing wird besser. L1 = 322°, L2 = 81°.

Jetzt kündigt sich der abnehmende Mond an.


Der Mond kündigt sich hinter dem Wald an

Anfangs steht der Mond noch tief und in Cirren, das gibt aber trotzdem ein schönes Fotomotiv.


Mond, knapp über den Bäumen, hinter Cirren. EOS 350D, F = 1000mm.

Da der Mond noch zu tief für ernsthafte Beobachtungen steht, wende ich mich mit der Webcam anderen Objekten zu. Die folgenden Aufnahmen mit F=2500mm und Bildausschnitte in Originalgröße. Drei Doppelsterne, darunter die zwei "schönen Gammas" am Herbsthimmel und die beiden fernen Planeten Uranus und Neptun.


γ Andromedae


γ Arietis


ζ Aquarii


Uranus


Neptun

Das ganze ist ein schöner scheinbarer Größenvergleich bekannter Doppelsterne mit den kleinen Scheibchen der äußersten Planeten. Doch jetzt ist auch der Mond ein Beobachtungsobjekt.


Mond in der Totalen. Summenbild aus ca. 40 Einzelbildern, Canon EOS 350D bei F=1000mm, verkleinert.

Mit der Webcam geht nicht allzu viel, das Seeing in der geringen Höhe ist doch nicht so gut und die Cirren erledigen den Rest.

Die beiden Details entstehen mit F=2500mm. Hier noch ein Stimmungsbild mit Cirren.


Der Himmel voller Cirren beim Mond; in der anderen Richtung ist es viel besser.

Der Mond sorgt heute aber noch für eine weitere Überraschung, die alle bemerken, die ihre Fernrohre auf die Pleiaden steuern oder aber vergeblich nach dem Siebengestirn suchen.


Der Mond steht quasi in den Pleiaden. Mosaik aus drei Bildern mit F=1000mm, verkleinert.

Es ist zwar keine zentrale Bedeckung mehr, die Serie dieser Bedeckungen endete heuer, aber immer noch eine sehr enge Passage und somit ein toller Anblick - in der richtigen Optik. Hier kommt es auf die Entspiegelung an (die beim 8" Newton, siehe obiges Foto, eher sehr dürftig ist).

Im Westen sind die Cirren abgezogen und der Himmel ist sehr klar. Unglaublich, aber ich mache trotz Mondlichts zwei kurze Aufnahmeserien bekannter Deep Sky Objekte.


M13, 6 x 15s, Canon EOS 350D bei 1600 ISO, verkleinerter Bildausschnitt.


M27, 13 x 15s, Canon EOS 350D bei 1600 ISO, verkleinerter Bildausschnitt.

Dabei hüllt der Mond die Sofienalpe in ein wirklich helles Licht.


Westpanorama im Mondlicht mit Jupiter und Fomalhaut (rechts oberhalb vom Gebüsch)


Ostblick, jetzt auch schon fast ohne Cirren

Es ist fast Mitternacht und ich stehe noch immer im T-Shirt auf der Wiese und beschliesse, einen letzten Blick zu Jupiter zu werfen. Es zahlt sich aus.


Jupiter um 23.20 Uhr MESZ. Der GRF taucht auf, Io hat sich schon weit entfernt. L1 = 76°, L2 = 194°.

Was für eine Nacht! An die werden wir wohl noch lange denken ...

In eineinhalb Wochen ist Deep Sky Wochenende auf der Hohen Wand. Liebe Beobachterinnen und Beobachter, montiert sicherheitshalber Winterreifen! Das ist kein Scherz ...