Bericht: |
Die WAA Reise im heurigen Jahr der Astronomie führte uns an die Wirkungsstätten Galileo Galileis - nach Florenz und Padua.
Nach zwölf Stunden Busfahrt kamen wir müde und gut in unserem Quartier in Montecatini an. Am nächsten Tag brachen wir schon vor 8 Uhr auf, um mit dem Zug nach Florenz zu fahren. Vor dem Hotel begrüßte uns ein prächtiger Regenbogen - was konnte da noch schief gehen? Na, ja, ganz problemlos ging es dann doch nicht weiter. Die Tickets am Bahnhof (die von Österreich aus nicht zu bestellen waren) konnten nur an zwei Automaten gelöst werden. Wie lange brauchen 28 Leute, um nach genügend Kleingeld zu suchen und einen recht komplexen italienischen Fahrkartenautomaten zu überlisten? Antwort: ewig. Trotz der Hilfe eines Einheimischen, der sich dabei ein nettes Körberlgeld verdiente, schafften es nicht alle bis zur Abfahrt des Zugs. Der nächste Zug ging 30 Minuten und einen Kaffee später. Trotzdem waren wir alle, nur wenig verspätet, kurz nach 10 Uhr an unserem ersten Ziel: dem Instituto e Museo di Storia della Scienza.
Leider wird das Museum derzeit umgebaut, sodass nur ein Teil der Sammlung zugänglich ist. Dafür war hier Fotografieren ohne Blitz erlaubt. Gleich im Eingang drängte sich unsere Fotografenschar um den Nachbau einer Planetenuhr aus dem frühen 16. Jahrhundert. Doch das war nur der Anfang. Gleich nebenan fanden wir in einer Vitrine jene Objekte, die viele von uns bisher nur aus Bildern kannten: die einzige erhaltene Objektivlinse Galileis, eingebettet in einer Fassung aus dem 17. Jhd. Es handelt sich dabei um jene Linse, mit der er seine bahnbrechenden astronomischen Entdeckungen machte. Daneben ein von Galilei gefertigtes Teleskop, sowie - und das ist kein Witz!!! - Galileis rechter Mittelfinger. Kein Kommentar!
Die weiteren Räume sind voll von interessanten historischen Instrumenten und Geräten, nicht alle davon astronomisch. Das Faksimile einer Weltkarte aus dem 15. Jhd. war neben vielen anderen Ausstellungsstücken für mich besonders beeindruckend.
Nach diesem ersten Programmpunkt der Reise versuchten wir, Galileis Grab in der Basilika Santa Croce zu besuchen, doch leider war das Kirchengebäude wegen der Vorbereitungen für eine Veranstaltung "chiuso" (ein Wort, das Italienbesuchern wohl besonders geläufig ist). Daher mussten wir uns auf Fotos von der beeindruckenden Fassade aus dem späten 14. Jhd. beschränken. Danach löste sich die Gruppe etwas auf. In größeren und kleineren Gruppen durchwanderten wir die Altstadt von Florenz mit ihren zahlreichen historischen Sehenswürdigkeiten. Mehrere Male entdeckte ich (und auch andere) dabei Sonnenuhren aus verschiedenen Epochen.
Eine weitere astronomische Sehenswürdigkeit findet sich in der Kirche San Lorenzo. Von außen durch die fehlende Fassade ein eher unspektakuläres Gebäude, ist die Kirche innen (nicht geschlossen!!!) eine wahre Schatzkiste an Architektur und Kunst. Brunelleschi, Donatello und Michelangelo sind nur einige der berühmten Namen, die an diesem Kirchenbau und seinen Kunstwerken beteiligt waren. In der alten Sakristei befindet sich ein wohl einzigartiges Gewölbe mit einer sehr präzisen Darstellung des nördlichen Sternenhimmels (fotografieren verboten, wäre aber ohne Stativ und gute Ausrüstung sowieso kaum sinnvoll).
Auch der berühmte Dom war leider geschlossen, doch der Zugang zur Kuppel war geöffnet. Viele von uns nahmen den spektakulären Aufstieg über 463 Stufen auf sich und wurden mit einer fantastischen Aussicht belohnt. Der Himmel war nun am Nachmittag blitzblau, die Fernsicht ausgezeichnet.
Ein zarter Halbmond begleitete uns von Florenz zurück zu unserem Hotel, wo ein sehr reichhaltiges Abendessen auf uns wartete.
Nach einer ausgiebigen Nachtruhe (die Zeitumstellung ließ uns eine Stunde mehr zum Ausruhen) ging es am nächsten Vormittag weiter nach Padua. Bei Kaiserwetter (die Italiener mögen mir diesen Rückfall in monarchische Zeiten verzeihen) erkundeten wir das Zentrum der Stadt. Im Gegensatz zu Florenz waren hier alle Sehensürdigkeiten geöffnet, allerdings war in den Räumen Fotografieren verboten. Doch es gab mehr als genug außen zu fotografieren. Vom Prato della Valle gingen wir zur Basilika des Heiligen Antonius (absolut sehenswert) und dann weiter durch die schmale Via San Francesco zum Zentrum der Altstadt. Eine Seitengasse ist die Via Galileo Galilei, wo sich sein Wohnhaus befindet. Hier in der Nähe also, muss er wohl seine ersten Beobachtungen mit dem Teleskop gemacht haben.
Padua begeisterte uns. Große belebte Plätze wechseln mit stillen Gassen und begrünten Höfen ab. Großartige Gebäude kommen manchmal gar nicht zu Geltung, weil sie in kleinen Gasserln verborgen sind. Am Piazza Signori befindet sich eine große astronomische Uhr, die allerdings irgendwie falsch geht. Auch Georg Zotti fand keine sinnvolle Erklärung für die Anzeige. Durch einen Hof und einmal ums Eck gingen wir an der Academia Galileiana di Scienze Lettere ed Arti vorbei. Sie ist erst seit 1998 nach Galilei benannt und geht auf eine Akademie aus dem späten 16. Jhd. zurück.
Kurz vor 17 Uhr trafen wir uns alle wieder vor dem Museo la Specula, dem astronomischen Turm Paduas. Die Kunststudentin, die uns führen soll, war etwas verärgert, weil sie nur auf eine italienische Führung vorbereitet war. Dementsprechend unfreundlich war zunächst der Empfang. Sie bemüht sich dann allerdings, uns auf englisch das Wichtigste zu erklären. Nach kurzer Zeit übernahm eine zweite, wesentlich freundlichere Dame die Führung. In den Innenräumen ist - ganz was Neues - Fotografieren verboten. Aber auf der Homepage des Museums kann man in einer virtuellen Führung einen guten Eindruck der Räume bekommen, die wir besichtigt haben. Von der Terrasse des Turms hatten wir dann eine herrlichen Ausblick auf Padua, inklusive orange-roter Sonnenuntergangsstimmung, Mond und Jupiter. Fast schon kitschig!
Nach der Führung wurden wir im Bus zu unserem Hotel etwas außerhalb von Padua gebracht. (Und trotz dreier Navis, die sich absolut nicht einigen konnten, fand unsere Busfahrerin Renate das Hotel!) Am letzten Tag unserer Kurzreise ging es nocheinmal mit dem Bus nach Padua hinein. Wir hatten eine Führung in der Cappella degli Scrovegni gebucht, um die berühmten Fresken von Giotto di Bondone zu besichtigen. Pünktlich um 9 Uhr wurden wir in die Klimazone eingelassen. Während eines kurzen Films über die Fresken werden hier die Besucher an das Klima in der Kapelle angepasst, sodass die heiklen Fresken keinen Schaden nehmen. Der Besuch ist pro Gruppe auf 15 Minuten begrenzt. Die Fresken sind wirklich beeindruckend, besonders, wenn man bedenkt, dass Giotto sie in nur zwei Jahren (1303 - 1305) malte. Richtung Altar gesehen befindet sich auf der rechten Seite in der zweiten Zeile die berühmte Darstellung der Anbetung der Heiligen Drei Könige mit dem Kometen über der Krippe.
Damit hatten wir das Programm unserer Reise beendet. Auf der Heimfahrt hatten wir viele Eindrücke zu verdauen und jeder vertrieb sich die Zeit auf andere Weise. Ein Album mit 3D Bildern von Bernhard Dewath und eine Präsentationsmappe mit Malerein von Mag. Helga Schwaiger sorgten zusätzlich für interessante Abwechslung. Um Punkt 19 Uhr ging unsere WAA Reise 2009 mit der Ankunft am Schwedenplatz zu Ende. Eigentlich kaum zu glauben, was wir in nur dreieinhalb Tagen so alles erlebt und gesehen hatten. Ein SEHR GROSSES Danke an Robert Edelmaier, der sehr viel Arbeit in die Organisation der Reise gesteckt hat und der wie immer mit unerschütterlicher Ruhe alle kleinen Probleme umrundete. Es war ein Ausflug an den vermutlich nicht nur ich noch lange mit viel Freude zurückdenken werde.
Text und Fotos: Anneliese Haika |