Beobachter: | Alexander Pikhard | ||||||||||||
Datum: | 20. 12. 2009 | ||||||||||||
Zeit: | 13:30 bis 19:00 Uhr MEZ | ||||||||||||
Ort: | SLOOH Australia, Macedon Ranges Observatory und Wien 12 | ||||||||||||
Instrument: | C14 in Australien, 6" Skywatcher in Wien 12 | ||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Eigentlich sollten das zwei Berichte sein, doch wegen der zeitlichen Verschränktheit wage ich den verwirrenden Versuch, beides in einen Bericht zu giessen. Es ist ja schließlich auch eine Welt. Und in dieser Welt finden mehrere Dinge gleichzeitig statt. So etwa, dass morgen Abend in Wien der astronomische Winter beginnt, während zur gleichen Zeit in Melbourne der Sommer beginnt. Oder: Heute in Wien bei eisigem Nordwind die Temperatur auch untertags nicht über -8°C hinaus kommt, während es in Australien selbst nahe der Morgendämmerung in 610m Seehöhe noch +13°C hat (55°F). Um 13.30 Uhr strahlt bei uns die Sonne von einem eiskalten, klaren Himmel, in Australien ist es schon dunkel und ich beobachte die ersten drei Objekte - bei lausigem Seeing übrigens! C14, nachbearbeitete LRGB-Bilder, verkleinert, © Slooh.
Das Seeing ist momentan zu lausig. Also genieße ich ein wenig die Winterlandschaft im nahen Schönbrunn. Ein toller Abend mit einem schönen Sonnenuntergang - jetzt also lokales.
Ich stelle erfreut fest, dass ein Sonnenfilter, 1999 für ein ostdeutsches 500mm Tele, auch genau auf die Russentonne passt (Zufall oder Norm?). Also fotografiere ich die untergehende Sonne durch eine Baaderfolie - samt ein paar Sonnenflecken, die am Rand gerade verschwinden.
Ein toller Sonnenuntergang in der Tat.
Ich stelle den Skywatcher auf der Terrasse auf, auch, um zu testen, wie die EQ6 bei solchen Temperaturen tut. Nach dem Aufbau ist Aufwärmen angesagt und daher geht es in Australien weiter, wo das Seeing besser geworden ist.
Zeit, wieder draußen etwas zu tun. Der zunehmende Mond wartet und eine kitschige Dämmerung auch.
Es ist wieder zu kalt, also weiter in Australien. Parallel dazu konferiere ich mit Doris Vickers in der Urania-Sternwarte, wo gerade eine Führung zu Ende geht. Toll, man kann an drei Orten gleichzeitig sein - virtuell.
Zeit, sich dem aschgrauen Mondlicht zu widmen - draußen, auf der Terrasse. Das Thermometer zeigt -10°C an.
Ein paar Blicke gehen sich noch in Australien aus, bevor es dort hell wird. Es sind auch Klassiker dabei.
Das also ist das 21. Jahrhundert: Virtuell an vielen Orten gleichzeitig zu sein, real natürlich nur an einem Ort, aber es spielt keine Rolle, wo der ist. Wirklich keine. Der Globus ist global geworden - wären es die Hirne der Menschen nur auch! Ist aber auch nicht leicht, sich da hineinzuleben. Selbst ich bin jetzt ein wenig verwirrt und habe leichte Kopfschmerzen - liegt aber vielleicht auch an den Temperaturunterschieden zwischen Fernrohr und Schreibtisch. Fazit: Es ist eine spannende Zeit! Draußen hat es -12°C und es wird dunstig. Ich baue ab. |