Sommermorgenhimmel in Chile

SLOOH Chile, La Dehesa, 23. 12. 2009

20091223api08.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:23. 12. 2009
Zeit:08:30 bis 09:30 Uhr MEZ
Ort:SLOOH Chile, La Dehesa
Instrument:480mm Apo
Bedingungen:

Bericht:

Ein grauer Morgen in Wien, ein klarer Morgen in Chile. Moment einmal, wie bitte geht das? Wie kann man, keine zwei Stunden nach Sonnenaufgang in Wien, in Chile mit einem ferngesteuerten Teleskop ebenfalls den Morgenhimmel beobachten? Die Jahreszeit macht es möglich, wie Google Earth auch eindrucksvoll zeigt.


Verlauf des Terminators gegen Ende der Beobachtung

Chile liegt wesentlich westlicher als Mitteleuropa, aber auch viel, viel südlicher. Vor wenigen Stunden war auf der Nordhalbkugel Wintersonnenwende, also auf der Südhalbkugel Sommersonnenwende. Die Sonne beleuchtet die südliche Polkalotte der Erde bis zum südlichen Polarkreis, wo heute die Sonne nicht untergeht. Die nördliche Polkalotte liegt bis zum nördlichen Polarkreis in permanenter Dunkelheit, es herrscht Polarnacht. Die Nacht dauert in Wien heute 16 Stunden, in Santiago de Chile nicht einmal 10 Stunden. Es ist das Ende einer klaren Sommernacht in La Dehesa, 20 km nordöstlich des Stadtzentrums von Santiago, in 1.450m Seehöhe. Es hat immerhin +13°C am Ende dieser Nacht in dieser Höhe.dieser ersten Sommernacht in Chile.

Lediglich die Kamera am 480mm Apo ist in Betrieb, doch hier am Südhimmel gibt es ein paar lohnende Ziele. Zunächst ein Blick zum Himmel mit der Allsky-Kamera:


Himmelsanblick um 7.35 UTC = 3.35 Uhr Lokalzeit.

Trotz der Aufhellung von Santiago erkennt man sogar die Große Magellansche Wolke, von Südwesten ziehen ein paar Nebelfetzen über die Berge. Mit der kurzen Brennweite sind ein paar prächtige Sternhaufen gut zu fotografieren (alle Aufnahmen Komposit LRGB, verkleinert, © Slooh):


M47 im Achterschiff, auch bei uns noch zu beobachten


NGC 2477, ein wunderbares Objekt im Achterschiff


Ein echter Klassiker ist NGC 2516 im Schiffskiel, er ist schon mit freiem Auge zu sehen


Es kann nicht immer spektakulär sein: NGC 5316 im Zentauren, nahe dem "Kohlensack" in der Milchstraße


Noch weniger spektakulär: NGC 5593 im Wolf

Am Südhimmel gibt es traumhafte Kugelsternhaufen:


NGC 4372 in der Fliege, fast so groß wie M13, nur viel lockerer, weil viel näher


Immer wieder ein Genuß: Der prachtvolle Omega Centauri (NGC 5139)

Zwischendurch noch ein altbekannter Nebel:


Der Pferdekopfnebel, mit 2 + 3 Minuten eher grenzwertig.

Ein letzter Blick gilt dem hellen Alpha Centauri, leider erkennt man bei dieser viel zu langen Belichtungszeit nicht, was für ein toller Doppelstern das ist.


Alpha Centauri in der Milchstraße. Proximal Centauri ist nicht im Bild.

Dann wird die Dämmerung merklich ...


4.16 Uhr Lokalzeit, es wird hell.

Ich lasse den letzten Arbeitstag in diesem Jahr beginnen, bei uns ist es grau, doch anderswo gibt es Sterne. Gut, sie zumindest auf diese Weise sehen zu können.