Beobachter / Observer: | Dr. Thomas SCHRÖFL (thomas.schroefl@waa.at) | |
Datum / Date: | 22.5. bis 6.6.2011 | |
Uhrzeit / Time: | 00:00 bis 00:00 MEZ | |
Beobachtungsort / Location: | Hakos/Namibia Lat. 23°41´21´´ S Long. 16°48´11´´E | |
Instrument: | Celestron CGEPro 1100 Edge HD, William FLT-98, Nikon D300 und D700, Hutech-modif. Canon 30D, SBIG 2000XM | |
Bericht / Report: |
22./23./24. Mai: Christoph Niederhametner und ich haben beschlossen heuer bereits im Mai nach Hakos zu fahren. Zum einen wollen wir nicht immer den gleichen Himmel sehen und zum anderen haben wir in den letzten beiden Jahren ausreichend Kälte und Wind gehabt. Unser Bedarf daran ist fürs erste gedeckt. Uns steht der Sinn nach lauen Nächten und Pullover, statt nach Anorak, Haube und Handschuhen. Und am Vormittag nicht bei einer Zimmertemperatur von 13 Grad aufzuwachen hat auch Reizvolles an sich. Nach einer gemütlichen Fahrt nach München treffen wir am Flughafen Walter und Henning, die bereits öfters gleichzeitig mit uns auf Hakos waren. Schon zur Tradition wird unser Beitrag zur Vermeidung einer Insolvenz von Air-Berlin: € 20.— bzw. € 10.— bei Voranmeldung pro kg Übergepäck. Jedes vernünftige Argument gegen diesen Nepp prallt von freundlichen weiblichen Panzern ab. Wieso die Dame vor uns ihre Golfschläger – sicher so um die 20 kg – als Snob- pardon Sportgepäck kostenfrei einchecken darf, wir aber für die Geräte unserer Freizeitbeschäftigung üppig löhnen dürfen, erfährt dann plötzlich eine Antwort, die der Wahrheit wohl sehr, sehr nahe kommt und nicht nur für Air-Berlin gilt: „Wissen Sie, eigentlich sind unsere Tickets viel zu billig. Aber das ist heute bei allen Fluglinien so, und daher müssen wir woanders verdienen.“ Doch dieser Spaß auf unsere Kosten wird schon beim nächsten Mal ein Ende haben, denn der größte Teil der Ausrüstung bleibt nun auf Hakos. In Zukunft werden wir nur mehr die Cameras und ein paar Okulare mitnehmen. Schließlich handeln wir uns noch 1 ½ Stunden Verspätung ein, denn der Airbus kommt wegen eines Gewitters im Mittelmeerraum und dann folgender Überlastung des Flugraums verspätet in München an und wegen einer Reparatur müssen wir auch noch den Testlauf eines Triebwerkes abwarten. Dann bringt uns endlich ein Nachtflug nach Windhoek. Wegen der Verspätung erleben wir den Sonnenaufgang noch über Angola. In fast 11 km Höhe kommt es einem Sonnenaufgang im Orbit schon recht nahe. Am noch schwarz-blauen Morgenhimmel leuchten Venus (fast -4 mag) darüber Jupiter (~-2 mag) und etwas unter Venus ist noch Merkur (+0.3 mag)zu sehen. Für Mars (1.3 mag), der neben der Venus stehen sollte, dürfte es schon zu hell sein. Walter empfängt uns am Flughafen und bringt uns zur Farm. Schon bald bemerken wir, daß Namibia so grün ist, wie wir es noch nie gesehen haben: Walter berichtet, daß es heuer in Namibia die vierfache Menge des sonst üblichen geregnet hat, nämlich über 820 l/m². Auf der Nachbarfarm Hohenheim zeigt uns Walter einen großen See, der sich in der Regenzeit gebildet hat, sonst eine Seltenheit in Namibia. Auf einer langen Geraden sehen wir schon von weitem eine riesige Staubfahne entgegenkommender Fahrzeuge, die sich als Erlkönige von Mercedes auf Testfahrt entpuppen. Bei dem Tempo, mit dem sie an uns vorbeiflitzen läßt sich nicht viel erkennen. Von Größe und Form her dürfte es sich um neue Modelle der A- oder B-Serie handeln. Als wir von der Hauptstraße zur Farm abbiegen, sehen wir wie gewohnt die vielen in Richtung der Hakosberge verlaufenden kleinen Täler, aber diesmal in saftigem Grün. Nur das Steppengras beginnt sich bereits von grün zu gelb-braun hin zu verfärben. Nach Begrüßung, Unterbringung und Mittagessen beginnt ein recht arbeitsreicher Nachmittag. Meine Montierung und das Teleskop (Celestron CGE-Pro und 11 Zoll Edge HD) hat Friedhelm bereits auf der 2. Säule der neuen Sternwarte aufgebaut. Ich habe aus Wien zunächst einmal eine solide Tandemschiene und einen William FLT-98 APO-Refraktor als Zweitgerät mitgebracht. Beide Geräte parallel zu montieren benötigt seine Zeit, vor allem bis auch alle „Verfeinerungen“ entsprechend angebracht sind. Wie meinem vorjährigen Bericht zu entnehmen war, ist ja Celestron von großer Bescheidenheit, was die Peripherie zu ihren Geräten betrifft, oder direkt gesagt: „mickrig“. Wie man freiwillig einen 3.3-zölligen SCT-Anschluß auf einen Durchmesser von unter 2 Zoll reduzieren kann, wird für immer ein Rätsel bleiben. Vorne läßt man viel Licht rein, um es dann hinten zu verschenken. Also kommt ein kurzbauender SCT-Anschluß mit integrierter 2 Zoll Baader Click-Lock-Klemme dran, der die volle Ausgangsöffnung nutzt und mit einem raschen Handgriff das Verstellen des Zenithspiegels zuläßt. Die zusätzliche Lichtausbeute macht sich dann am Abend bemerkbar. Der Originalsucher, der diesen Namen kaum verdient, wird durch einen 80mm Sucher mit 32mm 2 Zoll Fadenkreuzokular von TS ersetzt und kann im Bedarfsfall auch als Leitrohr dienen. Abgerundet wird das ganze mit einem Baader Sky-Surfer V Leuchtpunktsucher. Recht aufwendig gestaltet sich dann das korrekte Austarieren der Montierung, was bei einer Tandemmontage von 2 Fernrohren nicht ganz einfach ist. Es wird spannend werden, wenn zusätzliches Gewicht von Cameras Korrekturen erfordert.
Nach einem üppigen Wildgulasch zum Abendessen ist eine gewisse Bettschwere nach diesem bereits langen Tag nicht zu leugnen, aber noch stehen Justagearbeiten und etwas Beobachten an. Dank der Elektronik ist die Zeit des krampfhaften Suchens nach des Himmels unsichtbaren Südpol zwar vorbei, aber Poljustierung, Alignment und Kalibration der Montierung nehmen doch eine gute Stunde in Anspruch. Dann endlich kann ich das neue Tandem aus langer Brennweite mit großer Öffnung und Richfield-APO an verschiedenen Objekten testen. Das sich die LMC zum Horizont zu bewegt, ist der Tarantelnebel NGC 2070 mein erstes Ziel. Formatfüllend im C11 ist sofort klar woher der Name kommt. Dann ein Blick durch den William, gleichzeitig das first light dieses Teleskops. Wie zu erwarten war: nadelpunktförmige Sterne und keinerlei Farbsäume. Das große Gesichtsfeld des Refraktors von rd. 4 Grad ermöglicht es große Teile der LMC gleichzeitig im Gesichtsfeld zu haben. Dann kommt natürlich der Klassiker η Carinae dran. Jetzt macht sich der vergrößerte Lichtdurchlaß am C11 so richtig bemerkbar. Ein Hauch von einem grünlichen Pastellton ist im Nebel zu sehen und mit höherer Vergrößerung kann man in viele Details des Nebels vordringen, während der Refraktor den gesamten Nebel eingebettet in seinem Umfeld zeigt. Inzwischen gesellt sich ein deutscher Kollege zu uns, der enthusiastisch berichtet in einem 24-Zoll Dobson gerade den Homunkulusnebel gesehen zu haben. Das fordert selbstverständlich heraus und so setze ich zunächst das 8-24mm Televue-Zoom ein. Bei 12-8mm (= 233 bzw. 350 fach) läßt sich die bipolar geformte Hülle um den Stern η Carinae erkennen, die dem Nebel sein charakteristisches Aussehen gibt. Zwei kleine kugelförmige Schalen umgeben den Stern. Astrophysikalisch handelt es sich dabei um große Mengen an Gas und Staub, die der Stern in seinem Endstadium am Äquator abstößt und die zum Teil über die Pole wieder auf den Stern zurückfallen. Zeitweise war dieser Materieabstoß des Sterns so stark, daß der Stern selbst nicht mehr zu sehen war. Dann probieren wir etwas, wovon man als Anfänger immer hört, es produziere nur sinnlose, weil leere Vergrößerung. Aber in manchen Situationen macht es trotzdem Sinn. Mit dem Nagler-Zomm 3-6mm treiben wir die Vergrößerung bis auf 933fach, weit jenseits dessen, was für einen Elfzöller auch bei bestem Seeing noch vernünftig ist. Aber es zeigt Wirkung. Obwohl das Seeing heute sehr gut ist, kommen bei weitem keine Details mehr heraus, doch das bei gleichbleibender Flächenhelligkeit größere Objekt ist für das menschliche Auge leichter wahrnehmbar und das macht sich hier bezahlt. Eindeutig ist der Homunkulus um den Stern herum zu sehen. Und für Detailbeobachtungen sollte man sowieso auf Hubblefotos zurückgreifen. Irgendwie erfüllt es mit Stolz auch mit dem eigenen kleinen Gerät etwas gesehen zu haben, das durch Hubble zu einem berühmten Objekt wurde. Ein weiterer Klassiker ist ω Centauri NGC 5139, im C11 eine bis zur Mitte aufgelöste Wucht, im William ein frei am Himmel schwebendes leuchtendes Juwel. Mein Säulennachbar Henning bietet seinen Gästen inzwischen die Galaxie Centaurus A NGC 5128 dar. In seinem PlaneWave Instruments 17,5 Zoll CDK ein äußerst detailreiches Prachtstück an Galaxie, mit ihrem mächtigen und typischen Staubband. Natürlich kann mein C11 da nicht mehr ganz mithalten, aber auch hier zeigt die Galaxie noch sehr viel an Einzelheiten. Da ich mich heuer in Hakos überhaupt etwas mehr den Galaxien zuwenden will – ich möchte versuchen bei irregulär geformten Galaxien die Strukturen mit der CCD-Camera herauszuarbeiten bzw. die Gezeiteneffekte bei wechselwirkenden Galaxien darzustellen – nehme ich mir als nächstes NGC 4038/39 die Antennengalaxien im Sternbild Corvus an der Grenze zu Crater vor. Die auf den Fotografien so typischen Gezeitenschweife kann ich visuell nur ansatzweise sehen. Den Abschluß bilden dann M83 The Southern Pinwheel, eine sehr schöne Spiralgalaxie und M104 die Sombrero-Galaxie, die klassische Edge-on Galaxie mit dem Staubband als Krempe des Sombreros. Als ich bei Christoph auf der Plattform neben der Haussternwarte vorbeischaue, saust plötzlich ein Bolide von Ost nach West über den Nordhimmel und zieht eine lange Spur hinter sich her. Mangels Vergleichsmöglichkeiten fällt mir bei dieser Helligkeit das Schätzen schwer. Da der Bolide aber wesentlich heller war als die hellste Venus mit ca. -4 mag, dürften es wohl so -7 bis -8 mag gewesen sein. Gegen Mitternacht nimmt dann die Müdigkeit überhand und ich beende den ersten Beobachtungsabend auf Hakos, diesmal nicht ausgefroren, denn es hatte 13 Grad und war windstill.
24./25. Mai: Sobald es finster ist nehme ich die LMC mit dem Tarantelnebel NGC 2070 ins Visier. 490 mm Brennweite bei f/5 geben ein großes Gesichtsfeld und recht kurze Belichtungszeiten, die heute wichtig sind, da ich mir noch nicht den Aufwand antun wollte die SBIG zu montieren, um damit nachzuführen. Dafür habe ich die kommenden länger mondfreien Nächte vorgesehen. Heute ist nämlich schon bald nach Mitternacht Mondaufgang. Eine Serie von 10 Aufnahmen geht sich aus, dann ist der Windschutz im Wege. Morgen werde ich den noch bei Tageslicht abnehmen. Dann müßte gut eine Stunde mehr Zeit für die LMC sein. Für ω Centauri ist die Brennweite zu kurz. Ich montiere daher die Nikon mit einigem Bauchweh an das C11, denn eine Brennweite von 2800 mm ohne Guiding ist ein ziemliches Risiko. Doch zu meiner großen Überraschung gehen sich Belichtungszeiten von 1-2 Minuten aus, ohne daß die Sterne unrund werden. Bis zum Mondaufgang fotografiere ich dann wieder mit dem William den Kohlensack mit Acrux, die südlichen Pleiaden IC 2602 und zum Abschluß die Antaresregion, die um diese Zeit bereits nahe dem Zenith steht.
25./26. Mai: Für heute habe ich vorgesehen erstmals mit dem Hyperstar am C11 zu fotografieren. Für all jene, die von Hyperstar noch nichts gehört haben, eine kurze Beschreibung worum es sich dabei handelt. Bei manchen SCT´s von Celestron (sog. Fastar compatible) läßt sich nach Abschrauben eines Ringes der Sekundärspiegel entfernen. Statt dessen wird eine Optik angesetzt, an die eine CCD-Camera oder eine DSLR angeschlossen werden kann. SCT´s haben in der Regel einen Primärspiegel mit f/2 und einen Sekundärspiegel mit dem Faktor 5; das ergibt dann f/10. Da also der Hyperstar nur mit dem Hauptspiegel fotografiert, hat man eine Optik mit f/2 (!!!) bei einem Fünftel der Standardbrennweite. Beim C11 ergibt das eine Brennweite von 560 mm. Blende f/2 bedeutet gegenüber f/10 beim Standard-SCT 1/25tel der Belichtungszeit oder 1 min bei f/2 ist 25 min bei f/10. Das Ganze ist im Prinzip eine moderne Form einer Schmidtcamera. Vorweg gesagt wird heute aus der Premiere nichts, denn die Tücken der Technik schlagen zu. Der Monitor der am Hyperstar montierten Canon blickt gegen den Himmel und ist somit in dieser Konfiguration nicht zu gebrauchen. Die Camera muß daher über den PC gesteuert werden und der spielt mir heute einen Streich. MaxIm DL, mit dem ich die Canon ansteuere, stürzt mir beim Fokussieren ständig ab und ich habe keine Lust mich in der heute kalten und windigen Nacht mit Softwareproblemen herumzuschlagen. Das mache ich lieber bei Tageslicht und Sonnenschein. Zum Fokussieren und Testen kann man schließlich auch terrestrische Objekte verwenden. Bis gegen 1 Uhr Nachts fotografiere ich dann zuerst den η Carinae Nebel NGC 3372 und dann M8, den Lagunennebel. Nach einem kurzen Aufwärmen mit heißem Kaffee geht es noch an den PC zum Berichtschreiben und vor allem ins Manual von MaxIm DL, um die Fehlerquelle zu finden. Bleibt nur zu hoffen, daß der Kälteeinbruch bald vorüber ist, denn heute waren alle in dicke Pullover und Daunenjacken eingepackt.
26./27. Mai: Für heute Nachmittag habe ich mir vorgenommen die Hyperstarkonfiguration zum Laufen zu bringen. Der Softwareabsturz war durch eine Einstellung an der Camera bedingt, die ganz offensichtlich nicht mir MaxIm DL harmoniert. Um das Fokussieren zu üben, richte das Teleskop auf die Hakosberge und ermittle so durch Zählen der Umdrehungen am Fokussierknopf wo ungefähr der Schärfepunkt liegt. Somit ist alles für den Abend bereit und sollte auch funktionieren. Doch es wäre nicht Amateurastronomie, träten nicht unerwartete technische Probleme auf. Als ich die Montierung in Betrieb nehme, ist sie hartnäckig der Meinung Arkturus befände sich in unmittelbarer Nähe des Erdmittelpunkts. Was ich auch versuche, sie läßt sich von dieser Meinung nicht abbringen und zeigt irgendwohin, nur nicht dorthin, wohin sie soll. Dann wird es mir zu bunt und ich erinnere mich dieses Problem schon voriges Jahr einmal gehabt zu haben. Die Lösung habe ich damals in Anlehnung an den Film „2001 A Space Odyssee“ die „HAL-2000-Therapie“ genannt; bei Celestron heißt das „factory setting“, also das Zurückstellen aller Einstellungen auf die Werkseinstellungen. Dann klappt es endlich und mit gut einer Stunde Verspätung beginnt die erste Fotonacht mir Hyperstar. Dank der Vorbereitungen am Nachmittag ist das Fokussieren schnell erledigt, wobei ich mich noch eines kleinen Tricks bediene. Mit einem schon vorher besorgten Stück Draht hänge ich die Batinov-Maske hinter Hyperstar und Canon vor die Teleskopöffnung, was das Fokussieren enorm beschleunigt und vor allem sehr präzise macht. Schon bei den ersten mit 10 sec kurz belichteten Aufnahmen zu Festlegung des Bildausschnittes bleibt mir die Luft weg. In 10 Sekunden erreiche ich eine Tiefe, die sonst die 10fache oder eine noch längere Belichtungszeit erfordert. Dann arbeite ich mich Stück für Stück durch die interessantesten Halpha-Regionen der südlichen Milchstraße. Wegen der fortgeschrittenen Zeit stehen η Carinae und die LMC mit dem Tarantelnebel schon zu tief, also ein Thema für morgen. Aber die Objekte Katzenpfotennebel NGC 6334, ein großes Sternentstehungsgebiet in der Nähe des Stachels des Skorpions, und dann die klassischen Nebel Trifid M 20, Lagungen M 8, Adler M 16 und Omega M 17 geben genug Beschäftigung für diese Nacht. Mein erstes Resümee zum Hyperstar: viele kritische Stimmen im Internet, die sich mit den Schwierigkeiten des Kollimierens beschäftigen, kann ich nicht bestätigen. Gut, ich habe nicht mit der Micrometerschraube die Rundheit der Sterne vermessen. Mir hat es genügt festzustellen, daß der Ring eines stark defokussierten bildschirmgroßen Sterns visuell rund erschien. Bekannt ist auch, daß die erste Generation der Hyperstars deutlich schwieriger zu handhaben war. Jedenfalls eine Einrichtung, die Besitzern von Celestron und Meade SCT´s zu einem vertretbaren Preis (rd. € 1.000.—in Europa, unter USD 1.000.—in USA) praktisch ein zweites Gerät in die Hand gibt, nämlich einen sauschnellen f/2-Astrographen, mit dem sich in 60 Sekunden bereits recht tiefe Aufnahmen machen lassen. Und das ganze hat noch den Vorteil dam man in der Regel ohne Autoguider auskommt bzw. auch in Alt/Az-Aufstellung fotografieren kann, ohne daß schon eine Bildfeldrotation bemerkbar wird. Auf einen Nenner gebracht: mit Hyperstar kann man in kurzer Zeit viel fotografieren.
27./28. Mai: Der Kälteeinbruch ist vorüber und die Temperaturen sind wieder im Steigen begriffen. Auch der starke Wind hat sich gelegt. Am späten Vormittag beleuchtet die Sonne die Hakosberge ideal und ich nütze das für eine Panoramaaufnahme vom Gamsberg mit der IAS bis zum Postturm im Osten. Als ich das Bild mit AutoPanoPro zusammensetzen will, bemerke ich, daß ich nach der Installation nicht die Seriennummer eingegeben habe und daher nur der Demo-Modus mit einem eingeblendeten Wasserzeichen funktioniert. Christoph hilft mir aus der Verlegenheit und setzt mir das Panorama auf seinem PC zusammen.
Ein fotografischer Pflichtstop ist die auf der Terrasse blühende Aloe zu der ständig Vögel kommen, anscheinend ein Gourmettempel für Vögel.
Nach dem Abendessen mache ich einige Weitwinkelaufnahmen des Zodiakallichtes, das bald nach Einbruch der Dunkelheit gut zu sehen ist, ein leichtes Glühen des Westhimmels, das sich schmäler werdend der Ekliptik entlang in die Höhe zieht.
Dann gilt es wieder ein reichhaltiges Fotoprogramm abzuarbeiten. Den Anfang macht der Tarantelnebel NGC 2070, den ich aber morgen wiederholen muß, da ich irrtümlich in Jpeg statt RAW aufgenommen habe. Als ich das entdeckte, steht er leider schon zu tief. Eine Entschädigung für diesen Fehler ist dann aber η Carinae. Schon die unbearbeiteten RAW-Bilder sind umwerfend. Ich gehe weiter in den Skorpion, wo ich heute NGC 6357 unmittelbar neben den Katzenpfoten aufnehme, ein großer und diffuser Emissionsnebel, durch den eine Reihe von vier markanten Sternen verläuft, ähnlich dem Gürtel des Orions. Es folgt ebenfalls im Skorpion IC 4628, ein schwacher großflächiger Emissionsnebel mit einer größeren und einer kleineren dichteren Region in der Mitte in den die Sternhaufen NGC 6231, Collinder 316 und Trumpler 24 eingebettet sind. Den Abschluß an H II Regionen mit dem Hyperstar bilden im angrenzenden Sternbild Ara NGC 6164-5, 6167, 6188 und Gum53. NGC 6164-5 ist ein recht eigenartiges Gebilde. Ein auffallend heller Stern (HIP 81100 od. HD 148937) ist symmetrisch von zwei roten Halpha-Sicheln umgeben, wie wenn der Stern bipolar Masse abgestoßen hätte, die nun ionisiert leuchtet. Wenn ich wieder in Wien Internetzugang habe, werde ich versuchen zu recherchieren, was es damit auf sich hat. (Die Recherche hat ergeben, daß es sich tatsächlich um einen bipolaren Emissionsnebel handelt. Der am Ende seiner Lebensdauer angelangte massereiche Stern HD 148937 gibt eine starke UV-Strahlung ab, die das umliegende Gas zum Leuchten anregt. Dieses dürfte vom Stern zufolge seiner hohen Rotationsgeschwindigkeit abgestoßen worden sein und hat sich dann im Magnetfeld des Sterns bipolar ausgerichtet. [vgl. http://apod.nasa.gov/apod/ap060606.html, http://apod.nasa.gov/apod/ap090507.html, http://panther-observatory.com/gallery/deepsky/doc/NGC6164_F9.htm, Carranza, E.; Agueero E. L.: The Kinematics of NGC 6164-5 in http://adsabs.harvard.edu/abs/1986Ap%26SS.123...59C]). NGC 6188 ist ein kleines Teilgebiet der riesigen H II Region Gum53 (Durchmesser ca. 1.5 Grad). Es sieht aus, wie wenn der südöstlich gelegene helle Stern mit starkem Sternwind eine Schockfront in das ISM getrieben hätte. Mit im Bild ist schließlich noch der offene Sternhaufen NGC 6167. Während die Aufnahme noch läuft suche ich in Starry Night nach neuen Objekten und entdecke eine interessante Konstellation. Pluto steht ganz nahe bei M 25. Beide passen in ein Bild. Ich wechsle für diese Aufnahme auf den William-Refraktor mit der Nikon D300. Was ich erwartet habe, trifft auch ein. Die Region, in der Milchstraße liegend, ist so reich an Sternen, daß es ohne Astrometrica nicht möglich sein wird, Pluto unter den unzähligen Sternpünktchen zu identifizieren. Ich kann zwar die ungefähre Gegend seiner Position auf der Aufnahme bestimmen, bin aber chancenlos wenn es darum geht, welches der Pünktchen er ist. Auch eine Aufgabe für Schlechtwetter und Schreibtisch-astronomie. Mit der gleichen Gerätekonfiguration mache ich noch je eine Serie der beiden offenen Sternhaufen M 6 und M 7. Ich beschließe diese schöne Nacht noch mit einem kurzen visuellen Ausflug zu einem meiner Lieblingsobjekte M 11, dem Wildentenhaufen, mache Station beim Helixnebel NGC 7293, dem uns nächstgelegenen planetarischen Nebel, und lasse mich zum Abschluß noch vom prachtvolles Glänzen ω Centauri NGC 5139 aufs neue beeindruckt. Es ist fast vier Uhr morgen, als mich die Müdigkeit ins Bett treibt.
28./29. Mai: Gegen Mittag trifft Robert ein, womit unser heuriges Hakos-Team komplett ist. Zwei weitere WAAler, Thomas Maca und Gerhard Bachmayer sind zur gleichen Zeit auf Tivoli und reisen mit uns in einer Woche zurück. Langsam wäre es an der Zeit eine namibische Zweigniederlassung der WAA zu gründen. Für heute habe ich ein etwas abgeändertes Programm vor, denn ich möchte zunächst nach Einbruch der Dunkelheit mit stehender Camera fotografieren, was sich insofern gut trifft, als Henning auf der Sternwarte eine Himmelsführung für nicht-astronomische Besucher der Farm Hakos macht. Zunächst suche ich mir auf der Nordseite des Farmgebäudes einen geeigneten Platz, um das Zodiakallicht mit dem Fisheye-Objektiv aufzunehmen. Ein gar nicht so leichtes Unterfangen, denn bei 180 Grad Bilddiagonale kommt immer leicht etwas Störendes ins Bild. Plötzlich zieht vom Osten kommend ein Meteorit abwärts über die Hakosberge und zieht einen langen Schweif hinter sich her. Optisch habe ich den Eindruck er würde abstürzen, vielleicht macht er es wirklich, denn er zieht auffallend langsam über den Himmel und ist ca. 3-4 sec lang zu sehen. Das kann aber auch eine auf eine perspektivische Verzerrung zurückführende Täuschung sein. Glück, das ich habe, läuft gerade eine Belichtung und ich habe die Meteoritenspur im Bild. Später hatte ich dann weiniger Glück (s.u.). Von der Nordseite vor der Eingrenzungsmauer nehme ich dann ein Milchstraßenpanorama auf und diesmal zieht wieder von Osten kommend ein heller Bolide die Milchstraße entlang, eine helle weiße Rauchspur hinter sich herziehend. Und ich könnte mich wohin beißen. Ich habe gerade eine Serie fotografiert und will soeben den Objektivdeckel aufsetzen, um ein Darkframe zu machen und halte in der linken Hand den Daumen am Auslöser des Timers, als der Bolide auftaucht. Aber bis ich meine rechte Hand mit dem Objektivdeckel wieder weggezogen habe, ist das Schauspiel auch schon wieder vorbei. Knapp daneben, ist eben auch daneben. Inzwischen ist die Himmelsführung auf der Sternwarte beendet und ich beginne meine eigene Himmelsführung, da ich heute zur Abwechslung wieder einmal visuell beobachten möchte. Dazu probiere ich erstmals das Tourprogramm des Steuerungsprogramms aus. Im Großen und Ganzen eine recht nette Sache, wenn man davon absieht, daß sich eine ganze Reihe der angebotenen Objekte in Horizontnähe und bereits hinter dem Windschutz der Sternwarte befinden. Eine Mindesthöhe sollte ein Computer bei der Objektauswahl wohl berücksichtigen können. Ansonst ist es eine Zusammenstellung aller im Sichtbereich liegenden Messier-Objekte ergänzt um das Beste aus dem NGC, sowie einige Doppelsterne und Asterismen. Von letzteren bietet das Programm auch den Kleiderbügel an, was mich vermuten läßt, daß ein astronomischer Laie das Programm bei Celestron geschrieben hat. Wie man den Kleiderbügel, ein klassisches Fernglasobjekt, mit einem maximalen Gesichtsfeld von weniger als einem Grad sehen soll, bleibt mir schleierhaft. Es waren sicherlich um die 70 Objekte aus der List, die ich mir angesehen habe, die ich hier nicht alle aufzählen mochte. Aber eine generelle Erkenntnis habe ich wieder einmal bestätigt gefunden: ein dunkler Himmel kann durch nichts ersetzt werden. Lichtschwache Objekte, die zu Hause an der Grenze der Erkennbarkeit liegen, sind leicht und deutlich zu sehen und das reich an Details. 14-16 Zoll unter österreichischen Himmel zeigen nicht das, was ich hier mit 11 Zoll mit Leichtigkeit sehen kann.
29./30. Mai: Am Nachmittag habe ich etwas umgebaut, da ich ab heute mit der SBIG fotografieren will. Damit das schwere Stück nicht alles aus dem Gleichgewicht bringt habe ich die Tandemschiene und den Refraktor von der Montierung genommen. Zunächst nimmt alles einen normalen Verlauf. Doch bis der Fokus gefunden und der Autoguider kalibriert ist, vergeht einige Zeit. Die ersten Testaufnahmen zeigen dann eine eigenartige Sternform, die von Minute zu Minute schlechter wird. Ich ahne gröberes Ungemach, aber noch bin ich mir nicht sicher. Ich lasse die SBIG sich von -25 Grad wieder auf Umgebungstemperatur erwärmen und gebe ihr einige Zeit zum anpassen. Währenddessen mache ich Kaffeepause. Dann nehme ich einen neuen Anlauf mit dem Ergebnis, daß der Autoguider nach ca. 30 Minuten ständig den Leitstern verliert. Eine Testaufnahme mit dem Imager-Chip der SBIG bestätigt dann meine Vermutung: Eisbildung! Die Trockenpatrone gehört regeneriert. Abbruch und ein neuer Anlauf morgen, sofern es mir gelingen sollte auf Hakos die Patrone zu trocknen. Inzwischen wurde es recht kalt und nach 12 ist es auch schon, also verzichte ich auf ein weiteres Umbauen und nach einer Plauderrunde bei wärmenden Kaffee geht’s ab ins Bett. Die Testaufnahme ließe sich möglicherweise als modernes Kunstwerk unter dem Titel „In den eisigen Tiefen des Weltraums“ verwerten. Für alle, denen das Erleben einer Vereisung der Camera noch bevorsteht, nachstehend eine Wiedergabe meiner eisigen Schöpfung. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen Vereisung, wenn ihm diese widerfährt, leichter zu erkennen.
30./31. Mai: Friedhelm hilft mir aus der Patsche, indem er mir die Entfeuchtungspatrone der SBIG 3 Stunden im Backrohr wieder trocken bäckt. Ich beginne heute gleich nach dem Abendessen, denn ich möchte nochmals mit dem Hyperstar den Tarantelnebel NGC 2070 ins Visier nehmen, nachdem ich ihn beim erstel Mal irrtümlich in Jpeg aufgenommen habe. Bevor ich dann mit der trocken gelegten SBIG statt Eisblumen nun astronomische Objekte fotografieren kann, muß ich wieder einmal ein factory setting machen. Beim Berühren eines Metallteiles spürte ich, daß ich elektrostatisch aufgeladen war, etwas, das der Handcontroller so gar nicht goutiert und mit entsprechender Verwirrung beim GoTo quittierte. Nachdem ich in den letzten Wochen auf der Uni einiges über die Verformung von Galaxien durch nahe Begegnungen mit anderen gehört habe, habe ich mir eine Liste von atypischen bzw. irregulären Galaxien zusammengestellt, die ich hier in Hakos fotografisch abarbeiten möchte. Erstes Ziel ist die Radiogalaxie Centaurus A NGC 5128, die wegen ihres charakteristischen mächtigen Staubbandes bekannt ist. 10 x 5 min Luminanz, 5 x 2 min RG und 5 x 3 min B (Farbe 2x2binning) sollte ausreichendes Rohmaterial ergeben. Zunächst passiert mir bei GB eine Panne, da ich im Menü zur Steuerung von LRGB-Aufnahmen vergesse für G u. B auch die richtigen Filter auszuwählen und statt dessen alles in R mache. Das kostet 30 min an zusätzlichem Zeitaufwand. Da in der Nähe gelegen mache ich auch eine LRGB-Serie von ω Centauri NGC 5139, wobei ich gespannt bin wie die Qualität der Aufnahmen im Vergleich zur Nikon D300 ausfallen wird. Drittes Objekt ist Barnard´s Galaxie NGC 6822, eine visuell sehr schwer zu sehende irreguläre Galaxie der lokalen Gruppe in einer Entfernung von ca. 460 kpc. Die Galaxie hat ein hohes Vorkommen von Emissionsnebeln, ein Indikator für eine hohe Rate an Sternentstehung. Zuletzt wende ich mich dem Helixnebel NGC 7293 zu, dem mit nur 160 pc uns am nächsten gelegenen Planetarischen Nebel. Während die SBIG eine Stunde lang Luminanzaufnahmen macht, gehe ich auf einen Kaffee, wo ich auf Christoph und Robert stoße. Das Gemeinsame wird bei der WAA offensichtlich ganz groß geschrieben, denn es stellt sich heraus, daß wir alle drei gerade dasselbe Objekt aufnehmen. Es ist bereits 3:30 bis alle Aufnahmen fertig sind und ich zum Schlafen komme.
31. Mai/1. Juni: Während wir gestern eine angenehme und windstille Nacht hatten, ist es heute deutlich kälter und vor allem geht ein sehr böiger Wind. Auf der Sternwarte sind wir einigermaßen geschützt, aber auf den frei stehenden Säulen ist Fotografieren kaum möglich. Da ich das Schlafdefizit der letzten Nacht noch spüre, werde ich heute leiser treten und früher Schluß machen. Dafür möchte ich morgen so zeitig aufstehen, daß ich mir die Planeten und eventuell auch noch den Mond am Morgenhimmel ansehen kann. Ich nehme mir daher heute nur zwei Objekte vor, nämlich die Antennengalaxien NGC 4038/39 und die Spiralgalaxie M 83. Wie sich dann später herausstellen sollte, muß irgend etwas schief gelaufen sein, denn beide Aufnahmeserien sind leicht unscharf.
1./2. Juni: Bis ich mich nach zweimaligem Läuten des Weckers aus dem Bett hieve, ist es etwas zu spät, denn am Horizont wird es schon hell. Also verschiebe ich das Vorhaben die Planeten am Morgenhimmel zu fotografieren. Am Nachmittag mache ich mit Claudia und Horst, einem deutschen Ehepaar, das schon zum dritten Mal mit uns gemeinsam auf Hakos ist, eine Wanderung zu Walters Point, gut 40 Minuten von der Farm entfernt. Von dort, auf einer kleinen Anhöhe, hat man einen wunderschönen Rundumblick. Vom Gamsberg geht der Blick zunächst in Richtung Westen weiter, wo man nach dem Ende der Berge tief in die Wüste Namib hineinsieht, und dann weiter über das gesamte Panorama der Hakosberge mit den vielen vorgelagerten Tälern und Rücken. Entsprechend viele Aufnahmen werden in meiner Camera gespeichert. Nachstehend eine kleine Auswahl dieser wunderschönen und noch so unberührten Landschaft.
Heute beginnt der Abend windstill und mild. Erstmals genügt es wieder nur einen Pullover anzuziehen. Auf Christophs CGEM-Montierung mache ich zunächst mit der Nikon D700 eine Aufnahmenserie von der LMC mit dem 180mm Tele. 40 sec Belichtung bei f/4 und ISO 3200 bringen enorm viele Details zum Vorschein bei (ungeguidet) noch runden Sternen. Ich wechsle dann auf 24 mm Weitwinkel und nehme damit vom Skorpion bis Carina drei Serien von Überblicksaufnahmen der Milchstraße auf. In der Sternwarte habe ich schon am Nachmittag das C11 von der Montierung genommen und den William Refraktor aufgesetzt, da ich mit der SBIG nun großflächigere Objekte aufnehmen mochte als in den letzten Tagen. Die ersten beiden Objekte im Skorpion sind NGC 6334 (Cats Paw) der Katzenpfotennebel und NGC 6357 unmittelbar daneben, ebenfalls eine Nebelregion, die oft als die zweite Katzenpfote angesehen wird. Da es bis jetzt unsere beste Nacht auf Hakos ist, entscheide ich mich solange weiter zu machen, bis ich entweder nicht mehr die Augen offen halten kann oder die Morgendämmerung kommt. Da der Schwanz des Skorpions kurz nach der Kulmination und fast im Zenith ist, verbleibe ich noch in dieser Region und wähle mir als nächstes Objekt IC 4628, ein ca. 1.5 Grad großer Emissionsnebel mit den angrenzenden offenen Sternhaufen Collinder 316 und Trumpler 24. Nicht mehr ins Bild bringe ich ζ Sco und den offenen Sternhaufen NGC 6231. Starry Night beschreibt die vier letztgenannten Objekte vom gemeinsamen Aussehen her als den Nukleus eines Kometen (ζ Sco) und den drei Sternhaufen als Kometenschweif. Der Trifidnebel M20 ist visuell mein Problemkind, jedenfalls in Österreich, wo ich bisher eher nur einen Schimmer ohne Struktur erhaschen konnte und schon gar nicht den blauen Reflexionsnebel. Hier in Hakos ist es kein Problem die Dunkelbänder, die den Nebel teilen zu sehen. Fotografisch ist er natürlich ein besonderer Leckerbissen. Inzwischen ist es 4 Uhr vorbei, doch nachdem heute alles so gut läuft, denke ich noch nicht ans Ende sondern stelle noch den Adlernebel M 16 ein. Bis das LRGB fertig ist, müßten auch schon die Planeten Jupiter, Mars, Venus und Merkur am Ost-horizont stehen. Dann kommt schlagartig die Müdigkeit und ich döse im Bett etwas dahin, bis die Aufnahme fertig ist. Doch bald nach 5 Uhr beginnt es zu dämmern und ich mache mich ein letztes Mal in dieser langen Nacht auf den Weg zur Sternwarte. Während noch der Blaukanal belichtet wird, muß ich die Aufnahme abbrechen, da der Himmel schon beginnt aufzuhellen. Auf dem Weg zur Sternwarte sehe ich die hell leuchtenden Planeten Jupiter und Venus und den deutlich schwächeren Mars. Merkur ist nicht mehr freisichtig zu sehen, dazu steht er schon zu tief am bereits stark aufgehellten Horizont. Zurück am Zimmer mache ich noch schnell eine Aufnahme der Planetenkonstellation. Dann falle ich ins Bett und schlafe durch bis Mittag.
2./3. Juni: Langsam nähert sich unser Aufenthalt auf Hakos seinem Ende. Drei Nächte stehen uns noch zur Verfügung und laut Wettervorhersage besteht ab Freitag die Möglichkeit von Wolken. Also gilt es die heutige Nacht gut zu nützen. Während die Camera den Eta Carinae Nebel NGC 3372 belichtet wandere ich etwas zwischen den vielen Teleskopen umher. Dabei fällt mir auf, daß heute das Zodiakallicht besonders gut zu sehen ist. In Österreich wäre man froh, könnte man es überhaupt sehen, hier hat es tatsächlich den Effekt einer unangenehmen Aufhellung des Himmelshintergrundes. Wie es die Natur auch richtet, der Astronom ist einfach nicht zufrieden zu stellen. Jedenfalls halte ich das im Bild fest. Ganz in der Nähe von Eta Carinae und von diesem überschattet liegt die Nebelregion IC 2944, die ich als nächstes ablichte. Inzwischen nähert sich der Skorpion dem Zenith. Die Nebelregion um Antares ist für meine Brennweite und Camera zu groß, aber die Region im Rho Ophiuchi mit der Dunkelwolke B 42 eingebettet in den Emissionsnebel IC 4604 sollte ein schönes Motiv abgeben. Dann hole ich die in der heutigen Morgendämmerung untergegangenen Aufnahmen des Blaukanals des Adlernebels nach, was sich als nicht ganz einfach herausstellt, da ich gestern schon umschlagen mußte und daher heute die Bilder falsch ausgerichtet sind. Durch entsprechendes Spiegeln eines gestrigen Bildes und Verwendung des Blinkkomparators geling es mir aber mit etwas Zeitaufwand wieder den gestrigen Bildausschnitt zu erreichen. Nach ein Uhr beginne ich die für heute letzte Aufnahmenserie der Sternwolke M 24 im Schützen, denn ich möchte schon etwas früher ins Bett kommen als gestern.
3./4. Juni: Nach 11 Uhr geht’s zum Brunch und erstmals empfängt uns Hakos mit Wolken, relativ dünn und hoch aber doch. Noch bleibt offen, ob es eine Beobachtungsnacht wird oder ein Leseabend. Während des späten Frühstücks offenbart sich uns ein kleiner Teil von Namibias Fauna. Im Dach der unter der Terrasse gelegenen Gästezimmer haust eine Siebenschläferfamilie. Die ganze Familie ist angetreten. Einer sonnt sich auf einem Stein und die anderen suchen auf der Wiese nach Futter. Plötzlich kreist vor den Verandafenstern ein Geierpaar, wovon eine sehr nahe kommt und majestätisch ein paar Schleifen über Hakos zieht. Es ist faszinierend diesen Vögeln zuzusehen, wie sie ohne Flügelschlag segelnd ihre Kreise ziehen können. Im Laufe des Nachmittags ist dann fast der ganze Himmel mit einer wenn auch dünnen Bewölkungsschicht überzogen und so einige von uns freuen sich schon auf eine lange Nacht unter der Wolkendecke. An nachzuholendem Schlaf mangelt es ja niemandem. Die Wolken bescheren uns einen farbenprächtigen Sonnenuntergang. Zu unserer aller Überraschung und entgegen Friedhelms Vorhersage löst sich die Wolkendecke auf und nach dem Nachtmahl ist es sternenklar. Nur über den Hakosbergen, weit entfernt am westlichen und östlichen Horizont liegen dunkle Wolkenbänke, die hier in Namibia richtig schwarz sind, ausgenommen jene, die über Windhoek liegt, die weiß schimmert. Henning läßt die heutiger Nacht ausfallen und so bin ich alleine auf der Sternwarte. Schnell ist das Fernrohr klar gemacht und das erste Objekt positioniert. Ich habe mir die Spiralgalaxie M 83, auch Southern Pinwheel genannt, im Sternbild Hydra gelegen, ausgesucht, denn mit einem Durchmesser von 15 arcmin liegt sie im recht großen Bildfeld der SBIG am Refraktor attraktiv inmitten eines Sternfeldes. Da ich weiter Lust auf Galaxien habe nehme ich mir sodann das Leo Triplet (M 65 u. 66 sowie NGC 3628) vor. Nachdem ich dann noch Aufnahmen der beiden klassischen offenen Sternhaufen M 6 und M 7 gemacht habe, wird die Durchsicht deutlich schlechter und von Osten her kommt eine Wolkenbank näher, sodaß ich wie auch alle anderen bald nach Mitternacht für heute Ende mache. Immerhin ging sich doch eine halbe Beobachtungsnacht aus, was noch am Nachmittag niemand für möglich gehalten hätte.
4./5. Juni: Der letzte Tag auf Hakos ist angebrochen und wieder stehen Wolken am Himmel. Die Wolken entschädigen uns dafür mit einem wundervollen Farbenspiel bei Sonnenuntergang.
Keiner denkt ans Beobachten und so schließt sich an das Nachtmahl ein astronomisches Geplaudere an, bis einer hinaussieht und mit der Meldung wiederkommt, daß es in der Zwischenzeit fast völlig aufgeklart hat. Nur im Horizontbereich sind schmale Wolkenbänke zu sehen. So kann ich noch realisieren, was ich mir für die letzte Nacht vorgenommen habe, nämlich visuell durch die südliche Milchstraße zu streifen, beginnend bei Eta Carinae bis in den Schützen. Den krönenden Abschluß bildet das Schmuckkästchen NGC 4755, das ich mir in Vergrößerungen von 78x bis 350x ansehe, letzteres eine Vergrößerung, die zu Hause nur an außergewöhnlichen Tagen geht.
5./6. Juni: Am Sonntag nach Mittag fährt Waltraud mit Christoph und mir nach Windhoek, wo wir schon traditionell in Joe´s Beerhouse ein riesiges Zebrasteak verzehren, der kulinarische Abschied von Namibia. Bereits um 3:30 müssen wir aufstehen, da Air Berlin den Rückflug gegenüber den früheren Jahren um eine Stunde vorverlegt hat. Relativ pünktlich starten wir in Windhoek, und was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, die nächsten 12 Stunden wird mich ein ununterbrochenes Kindergeraunze begleiten, denn in der Nebenreihe sitzen gleich drei Stück von den lieben Kleinen. Schon im Sinkflug über Tirol eröffnet uns der Kapitän, daß München wegen eines starken Gewitters soeben gesperrt wurde und wir nach Stuttgart zum Auftanken und Abwarten ausweichen müssen. Mit zweistündiger Verspätung kommen wir dann schließlich doch in München an und treffen dann spät in der Nacht in Wien ein. Namibia 2011 ist zu Ende aber Namibia 2012 wartet bereits auf uns.
Meine Astrofotografien werde ich, sobald sie bearbeitet sind, sukzessive in meiner Galerie auf der WAA-Homepage veröffentlichen. |