Beobachter / Observer: | Wolfgang Vollmann |
Datum / Date: | 06. 06. 2012 |
Uhrzeit / Time: | 04:00 bis/until 07:00 MESZ |
Beobachtungsort / Location: | Wien 21 |
Instrument: | Refraktor 130/1040mm |
Bericht / Report: |
Die erste Stunde nach Sonnenaufgang beobachtete ich bei niedrigem Nordosthorizont (gestört nur durch eine Hochspannungsleitung) zusammen mit Matthias Juchert nahe Enzersfeld, Niederösterreich. Der Venusdurchgang war schön ab dem Sonnenaufgang zu sehen. Mit freiem Auge geschützt durch Sonnenfilterfolie war Venus natürlich wie 2004 als kleiner dunkler Punkt zu erkennen. Im Fernrohr mit Herschelkeil war bei 44x das ziemlich heftige Seeing auffallend (Verformungen der Venusscheibe mit mehr als 10 Bogensekunden!). Einige Eindrücke mit Teleobjektiv f=300mm:
Das Ende des Venusdurchgangs ab 4h00 UT beobachtete ich in Wien-Stammersdorf (A97 48,3028°Nord 16,4219°Ost). Beim Austritt der Venus hatte sich das Seeing gebessert und war "nur" noch ein 3-4" grosses rasches Flackern. Detail in den Sonnenflecken und das feine Netzmuster der Granulation war dennoch deutlich erkennbar bei Vergrößerung 115x im 130/1040mm Refraktor mit Herschelkeil. Trotz dem deutlichen Seeing bemerkte ich beim 3.Kontakt kein Tropfenphänomen, auch nicht wie 2004 den feinen grauen Schleier zwischen Venusrand und Sonnenrand als die Ränder nur noch wenige Bogensekunden trennten (Beobachtungsbericht 8.Jun.2004 und Beobachtungsbericht mit Fotos von Wolfgang Valentin). Mit dem Herschelkeil sind die Bilder merkbar schärfer und detaillierter als mit der Sonnenfilterfolie vor dem Objektiv des 130mm Refraktors. Den 3.Kontakt habe ich zu 4h37m38s UT +/- 8s gemessen (Zeit kontrolliert durch Funkuhr, unsicher durch das Flackern von Sonnenrand und Venusrand). Kurz danach bemerkte ich ab etwa 4h39m40s eindeutig eine helle Umrandung der Venusscheibe auf dem dunklen Himmel ausserhalb der Sonne (der Lomonossow-Effekt). Bis etwa 4h42m UT war das Phänomen eindeutig sichtbar, vor allem wenn ich das Bild durch Drehen des Okulars heller einstellte -- der feine Lichtring war viel schwächer als die Sonne. Der Herschelkeil mit zusätzlich ins Okular eingeschraubtem Neutralglas ND3 und Polarisationsfilter erlaubt eine rasche und bequeme Einstellung der Helligkeit durch einfaches Drehen des Okulars in der Steckhülse. Ab etwa 4h43m40s UT war der Lichtring nur mehr als recht helles Kreissegment zu sehen, das auf der Nordseite der Venus erkennbar war. Auf den Fotos vom Venusdurchgang die Tobias Kampschulte mit Daniel Fischer und Susanne Hüttemeister in Rhodos, Griechenland aufgenommen haben ist das Phänomen ebenfalls zu sehen -- besonders am rechten Bild:
Ab etwa 4h47m50s UT als Venus bereits etwa halb aus der Sonne herausgewandert war konnte ich das helle Kreissegment nicht mehr erkennen. Dafür überraschte mich zwischen 4h49m20s und 4h54m UT der Eindruck dass die unbeleuchtete Venusseite, die nun schon weit aus der Sonne herausgewandert war, eindeutig schwach grau und beleuchtet erkennbar war! Auch hier war das Phänomen besonders gut zu sehen wenn das Bild etwas heller gestellt war. Den 4.Kontakt habe ich zu 4h55m04s UT +/- 3s gemessen. |
Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie. www.waa.at |