An diesem 15. Februar steht uns das erste bemerkenswerte Himmelsereignis dieses Jahres bevor: Der extrem nahe Vorbeiflug des Asteroiden 2012 DA14 an der Erde, in nur 9% der Mondentfernung. Wir planten für dieses Ereignis schon im Vorfeld einen besonderen Vortrags- und Beobachtungsabend in der Panoramaschenke in Wien 10; ein Vortragssaal für knapp 100 Personen und Beobachtungsmöglichkeit in unmittelbarer Nähe lassen diesen Ort ideal erscheinen.
Wir konnten bei der Planung zwei Dinge nicht wissen ...
Erstens, dass gerade zu dieser Zeit das Meeting des Scientific and Technical Subcommittee des COPUOS bei der UNO in Wien stattfindet ... und Rudolf Albrecht (ESO, ESA, ÖWF) den wir von mehreren Kooperationen gut kennen, anfragen würde, ob er mit einer internationalen Delegation unter Leitung von Botschafter a.D. Walther Lichem, an unserer Veranstaltung teilnehmen kann. Wir haben die Einladung gerne ausgesprochen, nicht ahnend, wer da aller zu unserem "kleinen" Asteroidenevent kommen würde ...
Und zweitens, ...
Am Morgen des 15. 2. 2013 in Sibirien ...
... dass am Morgen genau dieses Tages in Tscheljabinsk im Ural etwas passieren würde: In den Morgenstunden erlebt die Menschheit den größten Asteroidentreffer auf der Erde seit dem legendären Tunguskaeinschlag 1908! Mehr als 1.200 Verletzte fordert der Treffer eines 15 bis 20 Meter großen Asteroiden, der fast vollständig in der Atmosphäre explodiert, mit der Sprengkraft von 20 Atombomben, 3.000 Gebäude werden beschädigt.
Die Telefone laufen an diesem Vormittag heiß ...
Die Frage nach dem Wetter für heute Abend ist da fast sekundär. Die Chancen, 2012 DA14 - der übrigens nichts mit dem Asteroiden von Tscheljabinsk zu tun hat - zu sehen, sind fast null.
Das nicht allzu optimistische Wettermodell
Am Abend vor dem Vortrag letzte angespannte Vorbereitungen. Das Hotel-WLAN streikt, in letzter Minute gelingt es mir, mein Handy als schnelles Modem zu konfigurieren. Wir werden die Live-Schaltung angesichts der Wetterprognose dringend brauchen. Noch ist unklar, welche Gäste der UN-Delegation kommen werden. Und dazu noch ein Interview mit Puls4 TV. Neben den astronomischen Medienprofis Franz Kerschbaum und Werner Gruber, die in der ZIB2 sprachen, trugen auch wir den ganzen Tag lang recht intensiv dazu bei, den Hunger der Medien nach Hintergrundinformation zu stillen.
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Die ersten Gäste treffen ein, darunter auch die honorige Vorhut der internationalen Delegation.
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Der Saal füllt sich, 85 interessierte Gäste aus dem In- und Ausland erleben einen bemerkenswerten Asteroidenabend.
Das Thema Asteroiden interessiert viele - kein Wunder, bei der Intro heute Morgen ...
Es geht los!
Es geht los
Im ersten Teil des Vortrags stelle ich Asteroiden als wichtige, alte Bestandteile des Sonnensystems allgemein und speziell 2012 DA14 vor. Es folgt eine kurze Pause, in der unsere internationalen Gäste eintreffen. Die Liste ist das Who is who der Asteroidenforschung!
Sie sind beeindruckt? Wir auch!
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Unsere VIP-Gäste verfolgen den Vortrag
Im zweiten Teil des Vortrags erläutert Anneliese Haika, welche Möglichkeiten die Menschheit hat, sich vor einem Asteroideneinschlag zu schützen. So aktuell - und vor genau jenem Publikum, das gerade dieses Thema bei einem UN-Meeting erörtert. Das ist für uns eine Herausforderung der besonderen Art, die wir meistern und Lob von höchster Stelle erhalten. Sorry, aber darauf dürfen wir ein bisserl stolz sein ;-)
Wir haben heute eine etwa einprozentige Chance, 2012 DA14 wirklich zu sehen - und wirklich, der Himmel klart um 20.30 Uhr auf! Rasch werden drei Teleskope aufgebaut, was unsere internationalen Gäste einmal mehr beeindruckt - Enthusiasmus von Amateuren, wie ihn die Astronomie braucht, um Interesse für das Weltall und die Raumfahrt zu erzeugen.
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Warten auf einen Blick zum Asteroiden
Leider hat das Wetter mit uns doch kein Einsehen; gerade in Richtung 2012 DA14 halten sich Wolken und bald wird auch der Dunst stärker. Noch ein Gruppenfoto als Erinnerung ...
Hintere Reihe, v.l.n.r: Don Yeomans, Botschafter Walther Lichem, Lindley Johnson, Timothy Spahr, Anneliese Haika, Georg Zotti, Thomas Jones
Vordere Reihe, v.l.n.r.: Alexander Pikhard, Julia Rottier, Madhulika Guhathakurta, Mangala Sharma, Rudi Albrecht
Wir gehen in den Saal zurück und verfolgen 2012 DA14 live - durch Teleskope in Australien.
2012 SA14 live aus Australien (Strichspur links unten im Bild)
Beeindruckend, wie rasch das kleine Objekt über den Himmel zieht!
2012 DA14 live aus Australien
Fragestunde. Während 2012 DA14 über den Himmel zieht, haben unsere Gäste viel Gelegenheit, Fragen zu stellen. Und wir erfahren auch viel aus der Arbeit der Profis - inklusive einem spannenden Bericht, wie es als Astronaut auf der ISS ist ...
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Astrodynamics at work: Stellarium-Programmierer Georg Zotti und Don Yeomans
Dieser Asteroidenabend wird - auch ohne direkte Beobachtung - in die Annalen als Sternstunde eingehen. Dank guter Kontakte zur Wissenschaft - und als Ergebnis jahrelanger professioneller Tätigkeit - erleben wir heute eine Begegnung der besonderen Art; nicht nur eine unserer Erde mit einem in diesem Fall harmlosen, kleinen Gast; sondern auch eine Begegnung engagierter Amateure mit Profis von Spitzenrang.
Herzlichen Dank an Rudi Albrecht für das Vertrauen in unsere Gruppe ("Wenn einer den Asteroiden auch findet, dann Ihr") und das Organisieren dieses einmaligen Besuchs. Herzlichen Dank an unsere Gäste, die diesen interessanten Abend mit uns geteilt haben. Und natürlich auch herzlichen Dank an unsere ehrenamtlichen aktiven Mitglieder, die diesen Abend zu einem solchen Erfolg werden ließen: Josef Berger, Christine und Kurt Bretschneider, Anneliese Haika, Alfred Kramberger, Gabriele Mitschke, Peter Pecinka, Stefi Scharlach, Franz Tatarek, Georg Zotti.
Fotos: Alfred Kramberger und Alexander Pikhard
Text: Alexander Pikhard
Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie. www.waa.at |