Polarlichtreise

Ukonjärvi, Lappland, 09. 03. 2013

20130309gri00.html

Beobachter / Observer: Elisabeth Windsteig & Gerhard Richter
Datum / Date: 09. 03. 2013
Uhrzeit / Time: 00:00
Beobachtungsort / Location: Ukonjärvi, Lappland
Bericht / Report:

Wäre es eine „gewöhnliche“ Urlaubsreise gewesen, wäre sie wohl unter der Rubrik „Katastrophenreisen“ einzuordnen. Die kleinen Katastrophen im einzelnen:

  • Antritt mit einer „Jahrhundertbronchitis“, die nicht um´s Verrecken anzubringen war
  • beim Einchecken mit einem übersehenen Taschenmesser erwischt worden – € 20.—
  • Kamera beim Hinflug in Helsinki verloren (wurde gefunden und retourniert)
  • Koffer beim Rückflug beschädigt

Diese Reise war im Gegenteil eine, die wir wohl nie missen möchten und sie steht in einer Reihe mit dem ersten Dreitausender, dem ersten Kontakt mit einem Korallenriff, der Sonnenfinsternis 2006 oder dem ersten Marathon, um nur einige – jugendfreie – Erlebnisse zu nennen.

Den Koffer kaum ausgepackt überraschte uns zum „Willkommen“ gleich einmal ein Bilderbuch–Polarlicht.

Am Abend drauf gleich wieder eines und dann, schon auf dem Weg ins Bett, ein Überdrüber der Extraklasse. Andi Pfoser am Rand des Ausflippens, im O–Ton etwa so: „…da kommt noch was…da kommt noch was“. Wir: „…das da?! – ist aber schwach…“ A.: „ das wird, …das wird…“ (tatsächlich tat sich da was auf)… „a Wahnsinn, a Wahnsinn! …a schwarzes Polarlicht, das ist selten… das wird immer größer … das wird a Corona!…a schwarze Corona!!!… habe gehört, so was gibt´s, aber gesehen noch nie…!!! Weitere Begeisterungsausbrüche (auch unsererseits).

Dazwischen kurze Erklärungen von Andi was schwarzes Polarlicht und schwarze Corona seien. Was sich da auftat, das war schon ein Hammer – wir waren hin und weg. Über den ganzen Himmel ein Lichtband mit dunklen Einsprengseln, von einem Horizont über den Zenit zum gegenüberliegenden Horizont. Den Kopf bis über die Schmerzgrenze tief in den Nacken gebeugt — die Bandscheiben seufzen und knacken — stehen wir da und staunen, staunen, staunen. Das vergißt man wohl nie!

Und dann war natürlich noch unsere, mit nordischem Charme ausgestattete, liebenswürdig resolute Wirtin – unsere Riita Liisa – einfach zum Abbusseln, die uns kurze, prägnante Einblicke in das Wesen, die Lebensweise und die Küche des hohen Nordens vermittelte.

Die zweckmäßig eingerichteten, gemütlich warmen Holzhäuser boten alles, was man braucht und waren Schutz und Rückzugsgebiet.

Das Zusatzprogramm: Samenmuseum – sehr liebevoll und informativ zusammengestellt; Rentierfarm – hier verlor man jede Scheu vor diesen netten Tieren; Hundeschlittenfahrt — ein Erlebnis, für das wir jederzeit wieder zu haben wären, mit den entzückendsten Hunden, die uns jemals untergekommen sind. Dazu das süße Rentiermädchen in der Anlage – heißt sie nun Asteria oder schlicht Reni – egal, hat man schon einmal ein Tier von Mund zu Mund gefüttert?; wir sehen noch immer ihre sanften Augen und fühlen ihre weiche Schnauze an der Hand. Das Knäckebrot hat ihr geschmeckt.

Nicht zu vergessen unsere Reisegefährten, die mein ständiges Gebell geduldig ertrugen und mit ihrer Nettigkeit und Hilfsbereitschaft viel zu diesem schönen Reiseerlebnis beitrugen.

Ja, und „Biersieger“ ist unser Haus (D5) auch geworden.

Daß wir unverschämtes Wetterglück hatten, kann wohl jeder bestätigen. Eine Begegnung mit fünf Rentieren am Kattajärvi gleich hinter unserer Anlage, die bis auf 30 m zu uns herankamen, wird uns auch immer in Erinnerung bleiben.

Alles in allem eine Reise, die man sofort wieder unternehmen würde – großes Danke an alle die an ihrem Gelingen beteiligt waren.

Elisabeth Windsteig & Gerhard Richter


Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie.
www.waa.at