WAAfrika 2014 (11/15) - Galaxien

Hakos Gästefarm, Namibia, 30. 06. 2014

Mit den beiden Magellanschen Wolken haben wir im letzten Teil des Berichts die beiden hellsten Galaxien am Himmel außerhalb unserer eigenen Milchstraße kennen gelernt. Es sind irreguläre Zwerggalaxien, die als Begleiter unserer Milchstraße zur Lokalen Gruppe gehören. Doch wie sieht es mit weiteren Galaxien am Südhimmel aus? Viele meinen, Objekte dieser Art wären eine (die einzige?) Domäne des Nordhimmels, doch das stimmt nicht.

Zum einen spielt da die Jahreszeit mit. Wenn wir Ende Mai in Namibia sind, dann steht unsere eigenen Milchstraße hoch am Himmel, und die verdeckt natürlich den Blick auf weiter entfernte Objekte im Universum. Und natürlich wäre hoch über unseren Köpfen am Abend der ganze Virgo-Galaxienhaufen in voller Pracht, doch angesichts der vielen interessanten Objekte, die von Mitteleuropa aus nie zu sehen sind, widmen wir ihm keine Minute Belichtungszeit; seine Objekte können wir aus unseren Breiten in Frühlingsnächten ausreichend gut beobachten und fotografieren.

Ein halbes Jahr später, im Südfrühling (Nordherbst) wäre die Sache eine andere; mit Sculptor (Bildhauerwerkstatt) und Fornax (Chemischer Ofen) stünden zwei südliche Sternbilder hoch am Himmel, die als Galaxienparadiese gelten und schöne Objekte enthalten, die von Europa aus nur sehr tief am Himmel stehen oder gar nicht zu beobachten sind.

Doch auch um diese Jahreszeit bietet der Südhimmel Blicke auf Galaxien und ich möchte hier vier wahre Prachstücke heraus greifen. Klar, auch um diese Jahreszeit gäbe es noch viele andere, kleine Wunder, doch in einer kurzen Woche hier gilt es, die Objekte sorgsam auszuwählen. Es wird nicht die letzte Woche hier sein und bei künftigen Besuchen werde ich mich wohl auch den weniger markanten Objekten widmen.

Zurück zur Liste der hellsten Galaxien am Himmel. Nach der Großen und der Kleinen Magellanschen Wolken folgen mit Andromeda- (M31),  Dreiecks- (M33) und Bode-Galaxie (M81) drei Klassiker des Nordhimmels. Doch schon auf dem sechsten Platz liegt wieder eine Galaxie am Südhimmel: NGC 5128, besser bekannt unter dem Namen der mit ihr identischen Radioquelle Centaurus-A. Eine wahre Riesengalaxie, knapp außerhalb der Lokalen Gruppe.

Die riesige elliptische Galaxie (150.000 x 120.000 Lichtjahre, vergl. Milchstraße 120.000 x 16.000 Lichtjahre) hat eine Masse von rund 1 Billion Sonnenmassen, was auf eine ähnlich große Anzahl an Sternen schließen lässt. Auffällig ist ein markantes Staubband, das darauf schließen lässt, dass NGC 5128 vor einigen Hundert Millionen Jahren eine kleinere Spiralgalaxie "kannibalisiert" hat. Im Zentrum der Galaxie wird ein Schwarzes Loch mit einer Masse von 200 Millionen Sonnenmassen vermutet. NGC 5128 ist "nur" 12 Millionen Lichtjahre entfernt und gehört zu jenem erst kürzlich entdeckten Ring von Riesengalaxien, der unsere Lokale Gruppe umgibt.


NGC 5128. 25. 5. 2014. Canon EOS 350D, F=750mm f/5, 10 x 180s bei 1600 ISO.

NGC 5128 gehört zu einer nahen Galaxiengruppe, die den Namen ihres Hauptobjekts trägt, M83-Gruppe. Messier 83, "Südliche Feuerradgalaxie", ist zwar aus unseren Breite aus noch zu sehen, hier aber entfaltet diese große Spiralgalaxie ihre volle Pracht. M83 ist 15 Millionen Lichtjahre entfernt. Mit einem Durchmesser von etwa 40.000 Lichtjahren ist die schöne Balkenspirale deutlich kleiner als Centaurus A und auch unsere eigene Milchstraße. In der Liste der hellsten Galaxien am Himmel belegt sie Rang 8.


M83. 27. 5. 2014. Canon EOS 70D, F=750mm f/5, 15 x 180s bei 3200 ISO.

Zur M83-Gruppe gehört auch die Galaxie NGC 4945 im Zentauren, ein gutes Stück südlich von NGC 5128 gelegen. Wir sehen die flache Balkernspiralgalaxie ziemlich von der Kante und ihre Erscheinung und charakteristische Färbung hat ihr den Namen "Gold Dollar Galaxy" verliehen, im Kontrast zur bläulichen "Silver Dollar Galaxy", der großen Sculptor-Galaxie NGC 253, die in ein paar Monaten hier gut zu beobachten wäre. NGC 4945 ist 12 Millionen Lichtjahre entfernt. NGC 4945 gilt als unserer eigenen Milchstraße sehr ähnlich, weist allerdings einen aktiveren Kern auf.


NGC 4945 und NGC 4976. 26. 5. 2014. Canon EOS 70D, F=750mm f/5, 12 x 180s bei 3200 ISO.


NGC 4945, Ausschnitt. 26. 5. 2014. Canon EOS 70D, F=750mm f/5, 12 x 180s bei 3200 ISO.

Eine weitere große, um diese Jahreszeit sichtbare Galaxie liegt abseits im Sternbild Pfau: NGC 6744 ist mit ca. 30 Millionen Lichtjahren auch fast dreimal so weit entfernt wie Centaurus A. Sie gilt als unserer eigenen Milchstraße sehr ähnlich (Größe und Aufbau als Balkenspirale) und zeigt sogar einen Begleiter ähnlich der Großen Magellanschen Wolke.


NGC 6744. 27. 5. 2014. Canon EOS 70D, F=750mm f/5, 15 x 180s bei 3200 ISO. Rechts oben die erwähnte Begleitgalaxie NGC 6744A.

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Fazit: Der Südhimmel hat auch für Galaxienbeobachter viel zu bieten. Die Situation um diese Jahreszeit auf der Südhalbkugel ist ähnlich jener im Herbst auf der Nordhalbkugel, wo nicht so sehr die Galaxienhaufen mit einer Vielzahl von Objekten dominieren, sondern wenige nahe. Hier am Südhimmel sind es die hier gezeigten Galaxien, im Herbst am Nordhimmel Andromeda- und Dreiecksgalaxie. Und was diese beiden Objekte anbelangt, brauchen wir ausnahmsweise keinen Minderwertigkeitskomplex bekommen auf der Nordhalbkugel.

Damit endet meine Vorstellung der südlichen Deep Sky Objekte in diesem Jahr. Was bleibt jetzt noch? Der Blick in unser Sonnensystem! Denn auch bei der Beobachtung von Kometen, Planeten und Mond ergeben sich durch diesen Breitengrad deutliche Vorteile.

Alexander Pikhard

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Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie.
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