Das ist jetzt vielleicht ein etwas anderer Bericht über eine Star
Party; aber vielleicht sollten wir einmal wirklich über diesen Begriff
reden. Wikipedia, die englische Version natürlich, hat eine genaue
Definition für diesen Begriff parat: "A star party is a gathering of
amateur astronomers for the purpose of observing the sky. " -- Eine
Star Party ist ein Treffen von Amateurastronomen mit dem Ziel, den Himmel
zu beobachten. Party bezeichnet im Englischen einfach ein Treffen mehrerer
Personen, die einer Einladung eines Gastgebers folgen.
Also geht es ums Beobachten, und in unseren Breiten damit natürlich
auch ums Wetter, denn bekanntlich ist bei uns nur jede vierte bis fünfte
Nacht im Schnitt für astronomische Beobachtungen brauchbar. Eine
zweitägige Star Party zu organisieren heisst daher auch, damit zu rechnen,
dass mit hoher Wahrscheinlichkeit zumindest eine der beiden Nächte
ausfällt, mit durchaus Pech alle beide. Da ist nichts zu machen, denn es
gibt logistische Vorgaben wie Zimmerreservierung, die mit der in der
Amateurastronomie sonst so üblichen und notwendigen Spontanität in
Widerspruch stehen.
Absagen oder nicht?
Die Wettermodelle sind in den 2010er-Jahren schon recht gut geworden.
Die Großwetterlage lässt sich über mehrere Tage im Voraus ganz gut
abschätzen. Es war bald klar, dass das Wochenende der heurigen Easter Star
Party so ziemlich einen worst case darstellen würde: Am Freitag eine
Kaltfront mit anhaltendem Regen, der auf 800m Seehöhe in Schnee übergehen
würde, dann ein Höhentrog am Samstag und in der Nacht auf Sonntag eine
Chance auf Trogrückseite, wobei die tiefen Wolken einer solchen im Gebirge
absolut nicht abzuschätzen sind. Soweit die Fakten.
Die WAA hat in den letzten Jahren aber einen sehr positiven
Pragmatismus entwickelt; wenn es nichts zum Beobachten gibt, dann kann man
in aller Ruhe Erfahrungen austauschen, Sachen ausprobieren oder einfach
nur nett plaudern. Wir sind nicht die Verbissenen, die sich schon bei
einer Cirre einen Haxen ausreissen möchten oder bei einem Windstoß die
Natur verdammen; wir sind ein Teil der Natur, verbringen in dieser unsere
kostbare Freizeit und machen, was sich ergibt. Ich denke, das macht
diesen Charme der Gruppe aus.
So fahren wir am Freitag im Regen auf die Hohe Wand.
An diesem Abend war nicht viel zu machen. Nach dem Abendessen wird
Webcamaufnahme an der Lampe über dem Tisch geübt, aber bald zur
Nachtruhe geschritten. Immerhin, in einem Wolkenloch zeigen sich Arktur
und die nördliche Krone. Zu kurz für sinnvolle Beobachtung, aber immerhin,
und absolut nicht modellierbar.
Fotomotive gibt es überall!
Samstagmorgen auf der Hohen Wand
Am Samstag zeigt sich die Hohe Wand, abgesehen von recht frischer
Temperatur (3°C), durchaus freundlich. Am Himmel ist außer Wolken noch
nicht viel los und schon beim Frühstück beginnen wir mit fotografischen
Fingerübungen. Nein, wir fotografieren nicht nur Sterne. Jetzt ist einmal
die lokale Singvogelkolonie (Gimpel, Grünfinken und Kohlmeisen)
dran.
Ja, auf dem letzten Bild sitzt ein Gimpel im Schneegestöber. Es fängt
zu Schneien an auf der Hohen Wand.
Spontaner FireCapture-Workshop und Sonnenbeobachtung
"Bitte einen Workshop!" lautet jetzt der Wunsch, und recht spontan wird
ein FireCapture-Workshop aus dem Boden gezaubert.
Spontaner FireCapture-Workshop
Die Zielobjekte sind "nahe liegend"
Was diese ASI Webcam wohl anvisiert?
Dann kommt die Sonne heraus - Aprilwetter! Rasch wird ein sehr kleines
Teleskop im Gastzimmer aufgestellt und die Sonne durch das Fenster
aufgenommen. Optisch nicht der Kick, aber zum Üben ideal!
Improvisierte Sonnenaufnahme aus der Gaststube,
der Weißabgleich ist noch nicht so toll
Jetzt, beim Stacken, schon
Hier die Sonne. Durchs geschlossene Fenster,
daher optisch nicht berauschend, aber immerhin.
Hohe Wand oder Tunguska?
Wir erkunden, obwohl es immer wieder schneit, die Umgebung. Schrecklich,
was hier passiert ist! Anfang Dezember hatte tagelanger Eisregen den Wald
so sehr belastet, dass kaum ein Baum intakt geblieben ist. Das Ausmaß der
Schäden wird jetzt deutlich ...
Kaum ein Wipfel ist intakt.
Der Sturm gab den Bäumen dann den Rest
Irgendwie kommt hier Tunguska-Stimmung auf
Jeder nicht mehr intakte Baum würde bald für Schädlinge ein
sprichwörtlich gefundenes Fressen sein und muss gefällt werden. Das
Geräusch der Kettensägen ist allgegenwärtig. Erst in gut 100 Jahren wird
es hier wieder einen intakten Hochwald geben. Vielleicht.
Der Schneefall wird dichter.
Am Nachmittag vor einer vermeintlichen
Beobachtungsnacht
Der Gimpel scheint es gewöhnt zu sein, ist hier
ja auch nicht besonders außergewöhnlich
Am Skywalk. Brrrr!
Am Skywalk beobachten wir das Abziehen einer Schneefront.
Noch gruselig
Schon freundlicher,
sagen wir mal
Beobachtungsnacht
Doch dann wird der Abend etwas freundlicher, der Schneefall hört
auf.
Na bitte
Da wird doch gleich mit Vorbereitungen für den Abend begonnen. Warm ist
es aber nicht.
Eifriges Hantieren in Winteradjustierung
Am Abend zeigen sich zwischen den rasch ziehenden Wolken dann auch
kleinere und größere Wolkenlöcher. Immerhin so viele, dass einige kommen
und Instrumente aufbauen, wohl auch im Vertrauen auf die Wettermodelle,
die ab 23 Uhr wolkenlosen Himmel versprechen. Ein paar "Verbissene" hadern
mit dem Schicksal, ich sage nur, so macht man sich das
Amateurastronomiedasein in unseren Breiten nur schwer.
Erste kleine Wolkenlöcher
Venus taucht auf und auch einige Sterne wie
Capella
In der Tat geht sich ein schönes, stimmungsvolles Bild von Venus im
Goldenen Tor aus:
Venus oberhalb der Hyaden und der Plejaden. Beachte die
Lichtsäule oberhalb und unterhalb des Planeten! Die Schneekristalle in
der Luft machen das offenbar möglich. (Click zum Vergrößern)
Phasenweise sind viele Sterne zu sehen und über die eine oder andere
längere Strecke ist es auch so gut wie wolkenlos.
Löwe und Jupiter und viele andere Sterne zwischen
den rasch ziehenden Wolken
Auch Jupiter nahe der Praesepe ist ein schönes Motiv, sowohl mit als
auch ohne Wolken.
Jupiter und Praesepe durch dünne Wolken. (Click zum
Vergrößern)
Jupiter und Praesepe ohne Wolken, länger belichtet
(Canon EOS 70D, 19x15s bei 2000 ISO). (Click zum Vergrößern)
Der Löwe ist lange Zeit wolkenfrei, da geht sich mit 300mm Tele sogar
eine Serie vom Leo-Triplet aus, 14 x 60s bei 2000 ISO:
Leo Triplet. (Canon EOS 70D, 14x60s bei 2000 ISO).
(Click zum Vergrößern)
Da immer wieder Wolken durchziehen, beschließen die meisten schon vor
Mitternacht, abzubauen. Aber immerhin, es war keine Nullnummer (außer,
jemand wollte gerade heute das ultimative Astrofoto aufnehmen ...).
Epilog
Am nächsten Morgen ist es freundlich, aber kalt.
Stahlblauer, kalter Morgenhimmel
Auch der Blick übers Land ist schon viel, viel freundlicher
geworden.
Blick auf die
schneebedeckten Berge im Süden
Blick nach Osten
Es wird ein sehr schöner, sonniger Sonntag; dennoch brechen wir bald
nach dem Frühstück auf. Es warten noch andere Verpflichtungen. Auf der
Heimfahrt noch ein Blick zum Schneeberg, der seinem Namen alle Ehre
macht.
Der Schneeberg
Text: Alexander Pikhard. Fotos: Gabriele Mitschke und Alexander
Pikhard
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