Alexander Pikhard
Warum nehmen manche Amateurastronomen (und natürlich auch -innen) eine strapaziöse Reise von rund 10.000 Kilometern und rund 30 Stunden Reiszeit auf sich? Weil in dieser Distanz, im Süden Afrikas, in Namibia, der (nach Chile) zweitbeste Sternenhimmel zu finden ist. Und warum tun das immer öfter WAA-Mitglieder? Weil die WAA, die sich geschworen hat, in oder um Wien herum nie eine Sternwarte zu bauen (wir wissen, warum) genau dort, auf der Gästefarm Hakos, eben doch eine Sternwarte errichtet hat. Wir wissen ebenfalls, warum: Weil es sich hier auszahlt.
Von 1. bis 10. Juli 2016 besuchte ich diese Sternwarte - erstmals, um hier zu beobachten. Es ist mein sechster Besuch auf Hakos, doch erstmals kann die Sternwarte, abgesehen vom eigentlichen Hauptinstrument, an dem noch eine Kleinigkeit fehlt, bereits verwendet werden.
Die Lage der Sternwarte ist einmalig, in einer kargen Steppenlandschaft am Rand der Wüste Namib. Hier sagt sich so manches "Gute Nacht" und das ist gut so, denn die Nächte sind es, wegen derer wir hierher kommen. Doch auch unter Tag hat die Landschaft enorm viel zu bieten.
Die Gästefarm Hakos liegt in der Nähe des markanten Gamsberg in einer Steppenlandschaft am Rand der Namib.
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Im südlichen Winter ist die Landschaft besonders karg, der Himmel besonders blau und wolkenlos.
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Spaziergänge rund um die Farm führen direkt ins wilde Afrika.
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Die WAA-Südsternwarte ist eine Wellblechhütte, eine in diesem Teil der Welt durchaus übliche Bauweise. Extreme Niederschläge gibt es hier nur im Südsommer und auch da nur kurz. Eigentlich ist es eine Doppelsternwarte. Die Hütte besteht aus drei Räumen. In der Mitte ein kleiner Aufenthalts- und Lagerraum und rechts und links je ein Rolldachzimmer mit einer zentralen Säule. Die rechte Hälfte der Hütte ist die eigentliche WAA-Südsternwarte. Die linke Hälfte gehört der Gästefarm Hakos, kann aber auch von der WAA genützt werden, da primär Equipment von WAA-Mitglieder dort steht. In diesem Turnus verwenden wir beide Hälften. Abseits von WAA-Gruppenturnussen kann die Sternwarte auch anderwertig vermietet werden.
Die WAA-Südsternwarte liegt einige Meter abseits vom Farmhaus. Die Wellblechhütte rechts enthät zwei Beobachtungsräme, von denen einer die WAA Sternwarte ist. Der andere gehört der Gästefarm Hakos, kann aber auch von der WAA genützt werden. Die linke, gemauerte Sternwarte gehört einem WAA-Mitglied persönlich.
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Die WAA-Sternwarte(n) nach Süden. Die etwas vertiefte Lage ist von Vorteil, der oft starke Wind ist hier nicht so störend.
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Die WAA-Sternwarte von der Eingangsseite.
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Die WAA-Sternwarte von Süden. Die Fenster haben durchaus ihren Sinn. Und da dies hier die Schattenseite ist (Südhalbkugel!), heizt sich die Sternwarte durch die Fenster nicht auf, im Gegenteil.
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Die Sternwarte mit bereits geöffneten Rolldächern.
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Auf einer massiven Säule in der rechten, WAA-Hälfte befindet sich eine EQ-8 Montierung, auf der fix der 12" Deltagraph montiert ist. Er ist das Hauptinstrument der Sternwarte, mit fixer CCD-Kamera samt Computer. Leider ist er wegen eines winzigen fehlenden Teils noch nicht 100%ig einsatzbereit. Auf einer zusätzlichen Losmandy-Schiene können weitere, in der Sternwarte stationierte Geräte montiert werden (Privatbesitz von WAA-Mitglieder): Ein Celestron-11, ein 8" Boren-Simon-Astrograph, ein 6" Skywatcher Newton oder ein 4" William FLT Apo. Wie auf dem Golfplatz wäge ich aus, welches Gerät auf welcher Montierung, und wähle zunächst den FLT auf der EQ-8 und den B-S auf der CGE in der linken Hütte.
Hauptinstrument der Sternwarte ist ein 12" (30cm) Deltagraph. Er ist heuer wegen einer Kleinigkeit noch nicht einsatzbereit. Meine Fotos entstehen zum Großteil mit dem darüber montierten William-Apo von Thomas Schröfl.
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Die Instrumente in Ruhelage - nur so lässt sich das Rolldach öffnen und schließen. Als Montierung fungiert die EQ-8.
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Im Hakos-Teil der Sternwarte steht eine CGE-Montierung, die ebenfalls einem WAA-Mitglied gehört. Darauf ist hier ein 8" Boren-Simon-Astrograph montiert, der mit f/2.8 unter diesem Himmel eine Wucht ist.
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Ein 12" Meade LX200GPS steht "in der Ecke", es dient ausschliesslich zur Planetenbeobachtung. Mars und Saturn stehen hier um diese Zeit im Zenit, wie unangenehm ...
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Es gibt ein paar Standard-Tasks. Vor dem Abendessen (17.30 Uhr Ortszeit = MEZ) heisst es, Rolldächer auf (wegen des Temperaturausgleichs), Kameras montieren, Montierungen einschalten (Alignment kann entfallen dank der Parkposition) und Flats aufnehmen. Dann geht es zum leiblichen Wohl beim Abendessen im Farmhaus.
Vor der Dämmerung die wichtigste Aufgabe: Aufnehmen der Flatfields. Wenn der Himmel vielleicht zu inhomogen ist, muss ein weißes T-Shirt herhalten.
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Making of ... Flat. In dieser Konfiguration ist der Boren-Simon ebenfalls auf der EQ-8 montiert. Man braucht ja auch am Tag eine Beschäftigung ...
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Sonnenuntergang. Ca. 25 Minuten später sind schon Deep Sky Fotos möglich!
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Der Sonnenuntergang ist der allabendliche Begleiter beim gemeinsamen Abendessen in der Farm. (Mit Mausklick vergrößern)
Bald, nachdem die Sonne hinter den Hakosbergen versunken ist, also bald nach dem Abendessen, ist der Himmel dunkel genug für Astrofotos und die Beobachtungsnacht beginnt. Jetzt wird es ruhig. Das gleichmäßige Summen der Montierung, untermalt mit dem Zwitschern der Motoren auf Geheiß des Autoguiders, ist die primäre Geräuschkulisse. Ab und zu wandert ein Beobachter der etwas entfernteren Internationalen Amateursternwarte (IAS) vorbei, um sich bei Kaffee und Keksen im Farmhaus zu stärken oder einfach nur aufzuwärmen. Auch unsereins macht das von zeit zu Zeit. Währenddessen machen Montierung, Kamera und Autoguider still ihre vorprogrammierte Arbeit. Die Roboter arbeiten. Dies gibt uns Menschen Gelegenheit, stundenlang den herrlichen Sternenhimmel zu bewundern und etwa mit einem Fernglas zu durchmustern. Unglaublich etwa, wie viele Sternschnuppen hier zu sehen sind (auch wenn sie auf den Aufnahmen nerven).
Schon ist der Himmel über der Sternwarte dunkel. Ab ca. 19 Uhr ist sinnvolles Beobachten möglich, und das bis ca. 6 Uhr Früh.
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Strichspuren über der geöffneten Sternwarte.
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Die WAA-Sternwarte bei der nächtlichen Arbeit.
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Die WAA-Sternwarte bei der Arbeit.
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Ein paar erste Kostproben von Astrofotos. Die meisten müssen noch einmal genau ausgearbeitet werden, es folgen natürlich weitere Berichte.
Kostprobe: Mars am 3. Juli 2016. ASI 120MC-S am 12" Meade LX-200GPS, F=9.000mm f/30. So kann der Planet aussehen, wenn er im Zenit steht.
Kostprobe: Der Eta-Carinae-Nebel NGC 3372 am 1. Juli 2016. Canon EOS 70D an 4" William FLT f/5, 23 x 60s + 11 x 120s bei 3200 ISO, HDR.
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Kostprobe: Der Kugelsternhaufen Omega Centauri (NGC 5139) am 2. Juli 2016. Canon EOS 70D an 4" William FLT f/5, 10 x 20s + 10 x 60s + 10 x 120s bei 3200 ISO, HDR.
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Beobachtet wird üblicherweise so lange, wie es die Müdigkeit zulässt. Die stellt sich angesichts des tollen Himmels meist erst spät ein, 3 Uhr wird es im Regelfall, machmal auch später. Frühstück gibt es bis 10 Uhr. Das ist im Normalfall zu schaffen.
Namibia, Hakos. Der ultimative Astrourlaub für Astroenthusiasten. Wer sich rund 10 Tage (aufgrund des Mondlaufs in etwa die maximal sinnvolle Dauer hier) völlig und 100%ig dem Sternenhimmel verschreiben möchte, sollte dies hier auf jedenfall erleben. Achtung, wer das nicht (nur) möchte und (viel) Abwechslung braucht: Lieber nicht! Hier gibt's Astronomie pur!
Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie. www.waa.at |