Präambel: Im Prinzip sind wir seit Beginn unserer Aktivitäten strikt dagegen, aus einem astronomischen Ereignis ein Volksfest mit vor allem völlig überzogenen Erwartungen zu machen. Allerdings: Im Fall der Perseiden, die in das immer noch vorhandene mediale Sommerloch fallen, ist die Dynamik längst nicht mehr zu kontrollieren. Jedes Jahr entsteht ein großer Medienhype, und es gäbe zwei Möglichkeiten: Ihn ignorieren oder die Chance zu ergreifen, das allgemein aufflammende Interesse für Vorgänge "da oben im Himmel" - in wörtlicher übersetzung des griechischen "Meteora" - zu nützen, möglichst vielen Interessierten Astronomie näher zu bringen. Wir wählen die zweite Variante und springen mit seriöser medialer Präsenz und gut vorbereiteten Veranstaltungen auf den mit oder ohne uns abfahrenden Zug auf.
Dazu kommt, dass für 2016 wirklich ein moderater Ausbruch der Perseiden vorhergesagt wurde, und zwar von der International Meteor Organization (IMO), nachzulesen hier: IMO Meteor Calendar 2016. Es heisst hier: "Results from Mikhail Maslov and Esko Lyytinen indicate that we will cross a part of the stream which was shifted closer to the Earth's orbit by Jupiter in 2016. As a consequence, the background ZHR may reach a level of 150-160." und weiter "According to calculations of Jér´mie Vaubaillon, the densest part of the stream dominated by meteoroids of the 2-revolution trail is crossed between August 12, 00h to 04h UT, well before the broad nodal maximum." Natürlich ist diese Ankündigung mit einer Unsicherheit verbunden, niemand kann die Dichte der Perseiden im Raum vorher vermessen, doch die Chance bestand (und Beobachtungen bestätigten ja dann auch eine wirklich starke Erscheinung vor der Morgendämmerung am 12. August).
In diesem Sinn informierten wir die Medien. Zusammen mit dem Hotel-Restaurant Sofienalpe planten wir eine große Veranstaltung in der Nacht vom 12. auf den 13. August, wohl wissend, dass das Maximum dann schon vorbei sein würde - aber Freitag auf Samstag ist publikumsfreundlicher als Donnerstag auf Freitag.
Doch dann kamen die Wetterprognosen ...
Sobald feststand, dass die Nacht von Freitag auf Samstag hoffnungslos werden würde, war eine Vorverlegung der Perseidennacht auf Donnerstag beschlossene Sache. Da auch die Medien die Wettervorhersagen kannten, machten sie - dankenswerter Weise - unsere Kurskorrektur mit. Die Nacht von Donnerstag auf Freitag würde klar, aber alles andere als sommerlich werden: Schon vor Mitternacht sank die Temperatur auf unter 10°C.
Am Abend bauen wir unter abziehenden Wolken einen Infostand und ein paar Fernrohre auf; letztere gewähren einen Blick zum Mond und zu anderen spätsommerlichen Gestirnen, falls die Perseiden nicht so berauschend ausfallen sollten.
Das Hotel-Restaurant Sophienalpe betreibt die Jausenstation auf dem Parkplatz, die sich schon bei unserem gemeinsamen Sommerfest unter Sternen bewährt hatte.
Am Abend des 11. August 2016 klart der Himmel auf, letzte Wolken geben die Sonne frei.
(Mit Mausklick vergrößern)
Noch steht unser Perseiden-Infopoint ganz verlassen in der Abendsonne, doch das wird sich sehr bald ändern.
Kaum ist das erste Fernrohr - es dient nicht zur Beobachtung der Persiden, sondern als zusätzliche Unterhaltung zur Beobachtung von Mond und Planeten - aufgebaut, kommen die ersten Neugierigen.
Infopoint und Fernrohr in der Abendsonne. (Mit Mausklick vergrößern)
Die Schaulustigen beobachten erfreut, dass die Wolken immer weniger werden. Wenn es nur wärmer wäre ...
(Mit Mausklick vergrößern)
Anfangs stehen noch Blicke zu Sonne, Mond und den Abendplaneten von Merkur bis Saturn im Vordergrund, für Perseiden ist es noch zu hell.
Ein Blick zur Sonne durch das Fernrohr (mit Sonnenfilter) ...
(Mit Mausklick vergrößern)
... und zum Mond, auch noch am Taghimmel.
(Mit Mausklick vergrößern)
Es ist noch viel zu hell für Meteore, daher ist der Blick zum Mond sehr gefragt.
Hier wird, sehr zum Erstaunen der Besucherinnen aus der Ferne, Venus im Fernrohr gezeigt.
In der Abenddämmerung.
(Mit Mausklick vergrößern)
Das markante Dreieck Mars - Saturn - Antares nahe dem Mond in der Dämmerung.
(Mit Mausklick vergrößern)
In der fortschreitenden Dämmerung werden die Schaulustigen mehr und die ersten Perseiden sind zu sehen. Gegen 23 Uhr, ein Fernsehteam des ORF hat sich zu uns gesellt, sind schon 100 Schaulustige da, doch die Zahl steigt stetig.
Es geht los mit der Beobachtung der Perseiden und obwohl der Mond noch hell vom Himmel leuchtet, sind die ersten hellen Meteore bald zu sehen.
Im Infopoint gibt es alles nachzulesen über diesen Meteorstrom. Von Zeit zu Zeit gibt es auch einen Open-Air-Vortrag.
Gegen 23 Uhr sind schon gut 100 Schaulustige gekommen. Es sollen noch viel mehr werden in dieser Nacht. Foto: Gabi Mitschke.
(Mit Mausklick vergrößern)
Auch ein Fernsehteam von der ZIB24 ist da und berichtet live von dem Ereignis. Foto: Gabi Mitschke.
Live-Interview. Foto: Gabi Mitschke.
Mit Monduntergang um 0.18 Uhr MESZ wird der Himmel dunkel und enorm klar, sogar die Milchstraße ist zu sehen. Und auch Perseiden, nicht zu knapp, bis zu vier Erscheinungen pro Minute werden schon gegen 2 Uhr erreicht. Bis etwa 2.30 Uhr sind schon rund 450 Schaulustige gekommen und teilweise auch wieder heimgefahren. Doch der Ansturm ebbt nicht ab. Neugierig geworden durch die ZIB24 und laufende Erwähnungen im Radio strömen bis nach 4 Uhr späte Gäste auf die Sofienalpe, letztlich werden wir in dieser Nacht rund 650 Gäste zählen -- weit entfernt von den 1.800 im Vorjahr, aber: Es hat jetzt 9°C statt fast 30°C im August 2015; die Veranstaltung wurde spontan um einen Tag vorverlegt; und es ist ein Wochentag. Wir sind mehr als zufrieden, denn in dieser Dichte konnten wir alle gut mit Informationen versorgen.
Ein heller Perseide im Großen Wagen.
(Mit Mausklick vergrößern)
Der Mond geht um 00.18 Uhr unter. Jetzt wird der Himmel richtig dunkel. Zu diesem Zeitpunkt zählen wir schon gut 250 Schaulustige. Es werden noch mehr.
Der Himmel ist jetzt wirklich klar, sogar die Milchstraße ist über der Sofienalpe zu sehen. Um 2.30 Uhr haben schon 450 Leute bei uns vorbeigeschaut, und noch ist kein Ende abzusehen. Die ZIB24 sorgt für einen letzten Ansturm Neugieriger zwischen 3 und 4 Uhr Früh, letztlich werden in dieser klaren Persidennacht 650 Gäste gezählt.
Am 12. August, dem eigentlichen Veranstaltungstag, ist das Wetter hoffnungslos. Eine dichte Wolkendecke, aus der es sogar nieselt, verhindert jeglichen Blick auf Sternschnuppen. Dennoch kommen rund 100 Unentwegte auf die Sofienalpe und werden mit Informationen und einer Stärkung an der Jausenstation getröstet.
Am Abend des 12. August ist der Himmel hoffnunmgslos wolkenverhangen, es nieselt sogar leicht.
(Mit Mausklick vergrößern)
Die Jausenstation vom Hotel Sophienalpe spendet Trost bei diesem Wetter.
Dennoch kommen auch heute rund 100 Unentwegte, warten vergebens auf ein Wolkenloch und werden nach und nach mit kurzen Vorträgen im Infopoint entschädigt.
Auch am 13. August ist noch viel los auf der Sofienalpe. Das Wetter ist wieder gut, der Himmel klar, auch wenn der Mond jetzt hell und lange scheint. Wir hatten ohnedies einen Fernrohr-übungsabend geplant, den erweitern wir zur dritten Perseiden-Nacht, die noch einmal rund 100 sehr interessierte Gäste anlockt.
Am klaren, wolkenlosen Himmel steht der Mond.
Der Mond im Fernrohr. HDR-Komposit.
(Mit Mausklick vergrößern)
Auch heute begeistert der Blick durchs Fernrohr Jung und Alt.
Und auch heute ist das Dreieck Mars - Saturn - Antares in der Abenddämmerung sehr markant. Vergleiche den Unterschied zu vorgestern!
(Mit Mausklick vergrößern)
Heute können wieder Perseiden beobachtet werden. Viele sind es nicht mehr, was rund 100 Interessierte nicht abhält.
(Mit Mausklick vergrößern)
Perseiden- und andere Himmelsbeobachter im hellen Mondlicht.
(Mit Mausklick vergrößern)
Während sich die Erde dreht und somit die Sterne am Himmel wandern, tauchen immer wieder Meteore auf. Zwei sind auf diesem Foto, aber gut versteckt. Und ja, Flugzeuge zeigen sich auch immer wieder.
(Mit Mausklick vergrößern)
Siehe unsere Präambel: Wir haben auch heuer das Beste aus dem sommerlichen Hype um diesen Meteorstrom gemacht. Herzlichen Dank an die Medien und an das Hotel-Restaurant Sophienalpe für die gute Kooperation - und ganz besonders herzlichen Dank an unsere Aktiven, die drei Nächte lang auf der Sofienalpe Großartiges geleistet haben!
Alexander Pikhard
Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie. www.waa.at |