Alexander Pikhard
Dass dieser Bericht einen französischen Untertitel hat, ist beabsichtigt und wird sich am Ende des Berichts noch aufklären. Der Grundtenor ist jedenfalls, dass bei einer Reise nach Hakos auch jede Menge schief gehen kann.
Es war ein gut gemeinter Tipp, mit Iberia über Madrid nach Winhoek zu fliegen, es endete nicht sonderlich gut. Der Flug von Wien nach Madrid hatte eineinhalb Stunden Verspätung, so blieb auf dem riesigen Flughafen der spanischen Hauptstadt gerade einmal eine Dreiviertelstunde zum Umsteigen, samt U-Bahn-Fahrt von einem Terminal zum anderen. Das war eine Hetzerei und unser Gepäck schaffte es natürlich nicht mehr, so dass wir ohne dieses in Windhoek ankamen. Astroreisekundig hatten wir alles, was zum Beobachten und Fotografieren essentiell war, im Handgepäck, mit anderen wichtigen Dingen von Zahnbürste bis Unterhose sah es da schon anders aus. Also Einkaufen in einem Tankstellenshop in Windhoek, auch ein Erlebnis am Sonntagabend. Aber noch viel schlimmer: Bei der Landung durchfliegen wir tiefe Wolken, und je näher wir der Farm kommen, desto geschloseener wird die Wolkendecke. Unglaublich, aber wahr, die erste Nacht gibt Gelegenheit zum Ausschlafen.
Die Anreise, eine Odyssee über Madrid. Da kann auch der Mt. Blanc im Licht der untergehenden Sonne nicht darüber hinwegtäuschen. Doch die Ankunft in Namibia ist noch erschreckender: Dichte Wolken! (Mit Mausklick vergrößern)
Das Wetter beruhigt sich am nächsten Tag und wir nehmen die Geräte in Betrieb. Der 12" Deltagraph ist noch immer in Reparatur, so montiere ich den 8" Boren-Simon Astrographen von Christoph Niederhametner auf unsere EQ-8, eine Konfiguration, die auch stärkerem Wind trotzt. Christa Plassak verwendet Christophs 6" Newton an einer Außensäule, da die linke Hälfte der Felsensternwarte wegen einer Doppelbuchung doch nicht frei ist, obwohl wir sie resierviert hatten (das war schon Problem Nummer drei auf dieser Reise nach dem Anreisepech und Schlechtwetter in der ersten Nacht). Ich setze erstmals die gekühlte ASI 1600MM CMOS-Kamera mit Filterrad ein, kein Vergleich zur DSLR, die Astrofotos werden um Größenordnungen besser. Fein!
Die nächsten Tage werden super wie immer, mit schönen Ausflügen unter Tags und tollen Astronächten, in denen Deep Sky wie Planeten Freude machen. Ach ja, noch ein Problem, aber da kann niemand etwas dafür: Zur Perihel-Opposition des Mars der obligate Staubsturm auf dem Roten Planeten, so sehen wir nur eine große, orange Scheibe mit wenig Details. Kann auch passieren.
Es wird ja wieder. Am 9. Juli kann beobachtet werden, und zwar Planeten und Deep Sky. Wenige letzte Wolken verschwinden bald. (Mit Mausklick vergrößern)
Abendstimmung und Planeten am 10. 7. Doch oweh, etwas passt doch nicht: Das Wetter auf dem Mars! Zur Perihelopposition der übliche Staubsturm. (Mit Mausklick vergrößern)
Deep Sky am 10. 7. Zum ersten Mal mit der ASI 1600MM CMOS-Kamera, was für ein Vergnügen, welche Pracht! (Mit Mausklick vergrößern)
Ausflug zur Gamsberg-Farm am 11. 7. -- wir nennen es "Litte Etosha". (Mit Mausklick vergrößern)
Der übliche Wind erfordert einen Windschutz. Zodiakallicht und Planeten am 11. 7. (Mit Mausklick vergrößern)
Deep Sky mit der CMOS-Kamera am 11. 7. -- ein Traum! (Mit Mausklick vergrößern)
Am 12. 7. ein Spaziergang am Hakos-Planetenweg. Der macht seinem Namen alle Ehre, maßstabsgetreu in allen Dimensionen und zwischen den Planeten einfach nur pures Afrika. (Mit Mausklick vergrößern)
Planetentour am 12. 7. (Mit Mausklick vergrößern)
Deep Sky am 12. 7., es wird immer besser! (Mit Mausklick vergrößern)
Fotogalerie unserer Geräte. Links oben der 8" Boren-Simon auf der starken EQ-8, auf der eigentlich der 12" Deltagraf sein sollte, wegen Reparatur aber nicht ist.
Links unten die ASI1600MM mit EFW-8 Filterrad an diesem Boren-Simon.
Rechts oben ein 6" Skywatcher Newton auf EQ-6 an einer Außensäule.
Rechts unten das 12" LX-200 für Planetenaufnahmen und zur visuellen Beobachtung. (Mit Mausklick vergrößern)
Planetentour und Zodiakallicht am 13. 7. (Mit Mausklick vergrößern)
Deep Sky am 13. 7. -- es macht einfach Freude! (Mit Mausklick vergrößern)
Wer glaubt, Namibia ist eine gesetzte Bank für Schönwetter, der irrt. Dieses Mal müssen wir erleben, wie ein Tiefdruckgebiet ziemlich genau über Hakos zieht. Es beginnt damit, dass sich der Gamsberg in Wolken hüllt. Der Höhepunkt ist dann ein kalter Regentag, der sich anfühlt wie bei uns im Norden Ende November. Es regnet ohne Pause bei einer Temperatur von 1°C, da fehlt nicht mehr viel zum Schnee. Nur die Wolken verhindern, dass sich der Gamsberg wohl schneebedeckt zeigen würde. Es ist ein Zufall, dass gerade an diesem Regentag das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft auf dem Programm steht. Normalerweise gibt es auf Hakos kein Fernsehen, aber Friedhelm schafft es, die Übertragung des kongolesischen Fernsehens per Beamer sichtbar und hörbar zu machen - auf Französisch. In Decken gehüllt, denn Heizung gibt es natürlich keine, verfolgen wir Frankreichs 4:2 Sieg über Kroatien, was den Kommentator zu französischen Begeisterungsstürmen veranlasst. Daher der französische Untertitel dieses Berichts.
Mit Astronomie hat es sich aber für die letzten Tage unseres Aufenhalts. C'est la vie -- so ist das Leben.
Oweh, das schaut nicht gut aus! Der Gamsberg in Wolken, das Wetter schlägt um. (Mit Mausklick vergrößern)
Am Abend des 14. 7. beruhigt sich das Wetter, es geht noch was. (Mit Mausklick vergrößern)
So wollten wir Hakos nie kennenlernen! Ein kalter Regentag im Juli. Die Wolken verhindern wohl, dass wir den Gamsberg schneebedeckt sehen - es hat 1°C!
In Decken gehüllt verfolgen wir das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft (Frankreich-Kroatien, 4:2) über Satellit im kongolesischen Fernsehen mit französischem Kommentar. Hakos, einmal anders. (Mit Mausklick vergrößern)
Auch am 16. 7. geht noch nichts. Kaum zu glauben, am 13. war die letzte gute Nacht, zweieinhalb Nächte wegen Schlechtwetters verloren, auch das kann passieren. (Mit Mausklick vergrößern)
Wie zum Hohn ist das Wetter am Abreisetag wieder makellos. Mars bleibt während des Nachtflugs unser Begleiter, der tiefer und tiefer zum Südhorizont sinkt. (Mit Mausklick vergrößern)
Es kann also auch einiges schiefgehen. Nicht nur technisch. Was lernen wir aus diesem Jahr auf Hakos: 1) Genauere Planung der Reise, nicht unter drei Stunden Zeit zum Umsteigen, egal wo. 2) Buchung immer wieder bestätigen lassen. 3) Nicht nur Astro-Notwendigkeiten ins Handgepäck. 4) Mit allem rechnen.
Wie immer, endet eine Astro-Tour nicht mit der Rückreise. Jetzt kommt die lange Zeit der Bildbearbeitung. Sie beginnt in diesem Fall mit dem Aufnehmen der Darkframes.
Epilog: Vorteil einer temperaturstabilisierten Kamera, die Darks mache ich Tage später daheim. (Mit Mausklick vergrößern)
Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie. www.waa.at |